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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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das.
    Und ich konnte mir nicht vorstellen, dabei eine Frau zu haben, Kinder zu haben, ein Haus zu haben, nicht mal einen Garten. Auch wenn er so schön sein würde wie Ghitas Garten.
    Und dann die hundert Bilder dazwischen, zwischen Rocco und Atelier, der bottega  – ich fragte mich, wie wir uns geliebt hatten. War es lautlos geschehen? Wie unter dem weichen Tuch des Laudanum? Hatte ich geschrien, hatte sie geschrien, hatten wir gemeinsam geschrien, als wir der Sonne zuflogen? Oder taten wir es stumm, vielleicht nur von Stöhnen durchbrochen?
    Ich spürte ihre Hände auf meinem Gesicht, ihre Finger, die brennende Spuren auf meinem Körper hinterließen, ihre Lippen auf meiner verunstalteten Brust – alle Narbenwülste getilgt für immer und alle Zeiten.
    Ich hatte mir den Weg in Etappen eingeteilt. Ich wollte Florenz in drei Tagen erreichen, dann blieb noch ein Tag bis zur Jahreswende, der Tag, an dem ich umziehen wollte in den Turm. Ich hatte mir ausgerechnet, daß das Pferd an einem Tag rund dreißig Meilen hinter sich bringen konnte – und ich hatte nicht vor, mein soeben erhaltenes kostbares Geschenk über Gebühr zu schinden. Es hieß, daß päpstliche Eilboten in der Ebene sogar bis zu fünfundsiebzig Meilen an einem Tag bewältigen konnten. Also hatte ich zwei Übernachtungen eingeplant, falls das Wetter nicht umschlug, was man zu dieser Jahreszeit, zu der ohnehin nur reiste, wer unbedingt mußte, nie wissen konnte.
    Ich hatte für die erste Etappe die Route am Meer entlang gewählt, bereute dies jedoch bereits nach kurzer Zeit, da die unzähligen Mündungsläufe des Po den Weg mehr als beschwerlich machten. Ich ritt allein und ich genoß dies. Ich hatte darauf verzichtet, mit einem Kaufmannszug mitzureiten, weil ich dann vom Reiserhythmus der Kaufleute abhängig gewesen wäre, ganz abgesehen davon, daß es ohnehin zu dieser Zeit nicht mehr viele Warenzüge gab. Ich hatte mich auch entschieden, waffenlos zu reiten. Eine Zeitlang begleitete ich einen Uhrmacher, der nach Rom wollte, um dort Geschäfte zu machen. Er ritt auf einem Maultier, das er bereits mit seinem Pferd ausgetauscht hatte, weil er den Apennin an einer steileren Stelle überqueren wollte als ich und Maultiere dafür besser geeignet waren. Wir unterhielten uns über Wegelagerer, die es zahlreich und überall gab, aber er lachte und sagte: Bei mir finden sie nichts, ich trage kaum Wertsachen bei mir, wenn ich unterwegs bin. Mein Geld ist auf der Bank in Venedig gut aufgehoben, und wenn ich welches in Rom brauche, steht es mir dort ganz schnell zur Verfügung. Er erzählte mir von der Reparatur von Schlaguhren, die schon seit zwei Jahrhunderten in allen möglichen Klöstern benutzt wurden und von einem Horologium mit Zifferblatt, das er vor kurzem angefertigt hatte. Von ihm erfuhr ich auch, daß sich um die Mitgliedschaft der Uhrmacher, die nicht sehr zahlreich waren, die Zünfte der Schmiede und Schlosser gestritten hatten, bis sie bei den letzteren ihre Heimat fanden.
    In der Dämmerung dieses ersten Tages beschloß ich, mich frühzeitig auf Herbergsuche zu machen, weil die Möglichkeit, ein gutes Quartier zu bekommen, mit jeder Abendstunde abnahm. Aber die erste Herberge, die ich aufsuchte, hatte weder einen Stall noch Hafer für mein Pferd. Die zweite hatte zwar einen Stall und Futter für mein Reittier, dafür war in einem Achterbett nur noch ein Schlafplatz in der Mitte frei. Mein Bettnachbar, der überdies einen Platz für zwei einnahm, wäre jedoch ein wenig vertrauenswürdiger Mann gewesen. Also ritt ich weiter.
    Die Wälder, durch die ich kam, waren menschenleer, weder ein Bauer noch ein Jäger, noch eine Messekarawane begegneten mir, die ich hätte fragen können, wo es eine Herberge gab. Inzwischen war ein leichter Nebel hochgestiegen, später begann es zu regnen. Zunächst schwach, dann immer stärker, so daß ich bedauerte, nicht den Platz im Bett neben dem dicken Mann genommen zu haben. Und dann, wie ein aus der Nacht emporsteigender Schemen, tauchte plötzlich ein Gebäude vor mir auf, ein langes Gebäude. Als ich näher kam, sah ich, daß es eine Gruppe von Häusern war, die sich um einen Hof in der Mitte scharten. Eine Kirche kam in Sicht, abseits davon Ställe. Zunächst wußte ich mich vor Glück kaum zu fassen, aber dann stellte ich fest, daß der Ort unbewohnt war. Ich betrat die Kirche und setzte mich in eine Bank, deren Namensschilder niemand mehr interessierte, die hohen Fenster vom Kot der Tauben getrübt wie

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