Der Brennende Salamander
habe früher manchmal Eier bei ihr geholt. Sie hatte nur gewagt, einen anderen zu nehmen als diesen Maler, der sie unbedingt haben wollte. Das hier ist seine Rache. Seine und Savonarolas Rache.
Savonarola ist tot, sagte ich beschwörend.
Brigida schüttelte den Kopf. Nein, das ist er nicht. Er wird nie tot sein. Auch in fünfhundert Jahren nicht. Sie wandte dem Bild den Rücken zu und ging zur Tür. Ich kann hier nicht leben, sagte sie dann nahezu lautlos, während sie die Treppe hinunterstieg. Versteht ihr? Und ich kann diesen Mann nicht heiraten.
Ich legte den Arm um ihre Schulter. Das mußt du nicht. Du hast uns.
Sie schluchzte auf. Ich mag keine Pastete von Apfelwürfeln, sagte sie dann leise. Auch kein Ragout dazu. Und noch viel weniger mag ich Gallerte.
Wir starrten sie verblüfft an.
Es ist das Brautessen, erklärte sie widerwillig, Sadona mußte es neulich auf Befehl meiner Mutter zubereiten, damit auch alles klappt, wenn es soweit ist.
Ich hatte die Ölmühle nie zuvor gesehen noch je etwas von ihrer Existenz gewußt, und so war mir noch immer unklar, auf welche Weise sich Brigidas Bräutigam damals im Februar aus dem Staub gemacht hatte.
Als Brigida nun einen mächtigen, rostigen Schlüssel in das Schloß der dicken eichenen Tür in der Felswand hinter dem Haus steckte und wir dann miteinander die schwere knarrende Tür öffneten, drang uns ein eiskalter Luftzug entgegen. Wir sahen im Schein unserer Fackel einen engen Tunnel, der schräg nach unten führte. Als wir wieder auf ebener Erde standen, hatte ich das Gefühl, in einer Kathedrale zu sein: Wir befanden uns am Eingang einer zweigeschossigen Halle, deren zwei Ebenen in den Fels geschlagen waren. Die obere diente offenbar als Lagerplatz für die frischen Oliven, die untere barg eine kreisrunde Mulde mit drei mächtigen waagerechten Mühlsteinen, die über eine Deichsel von einem Pferd oder Maultier in Bewegung gesetzt werden konnten. Die Abflußrohre führten in eine tiefer gelegene Ausbuchtung. Am Rand einer Zisterne stand ein Eimer. Hinter der Mulde gabelte sich der untere Raum und führte in Magazinräume, wo auf in die Wand gehauenen Borden Krüge und Amphoren mit Öl standen.
Diese Ölmühle gibt es schon seit Jahrhunderten, erklärte Brigida, nachdem ich mich lange umgeschaut hatte. Es heißt sogar, daß sie bereits von den Römern benutzt worden ist. Aber genau weiß es offenbar niemand. Als mein Vater die Villa kaufte, war hier alles vollgestellt mit altem Gerümpel, aber dann hat er die Ölmühle wieder in Betrieb genommen. Jetzt ist ja ein Großteil der Felder mit Maulbeerbäumen bepflanzt, weil die Seidenraupenzucht im Vordergrund steht.
Ich nahm einen Geruch wahr, der mich an eine Küche erinnerte, und entdeckte an einem Deckenbalken einen Zopf mit Knoblauch und mehrere Bündel mit Zwiebeln. Darüber war ein kleines Bild an den Balken genagelt, das die Errettung eines Kindes zeigte.
Wir haben hier oft Verstecken gespielt, erklärte Brigida, als sie meinem Blick folgte, und einmal ist dabei der kleine Sohn des Fattore in die Zisterne gefallen. Gott sei Dank konnte er gerade noch rechtzeitig gerettet werden.
Also glückliche Kindheitserinnerungen an diese Mühle, sagte ich und trat mit geducktem Kopf in einen Seitengang.
Nicht nur glückliche, antwortete Brigida leise. Als Kind hat mich meine Mutter nämlich des öfteren hier unten eingesperrt, und ich habe manchmal vor Angst nicht gewußt, was ich tun soll. Nicht einmal eine Kerze hat sie mir dagelassen.
Und dein Vater?
Brigida hob die Schultern. Er war nie da, wenn esgeschah.
Und du hast es ihm nie erzählt?
Wozu? Er hätte es mir vermutlich nicht geglaubt. Er war zwar immer auf meiner Seite, aber wenn er unterwegs war, hatte er keinen Einfluß auf das, was meine Mutter anordnete.
Auch Brigida verließ den Hauptraum und spähte in eine kleine Seitennische. Hier will er es machen, flüsterte sie dann und schaute sich um, als würde in der nächsten Sekunde eines der Ungeheuer aus dem schrecklichenHöllenbild über uns herfallen.
Wer will was hier machen?
Mein Bräutigam Gold. Gold will er hier machen, fügte sie hinzu, als ich sie verständnislos anschaute.
Gold? Hier, in diesem geschlossenen Raum? Ohne jeden Abzug für einen Ofen?
Es ist schon einer da, sagte Brigida und deutete um die Ecke. Hier führt ein Weg nach oben, sagte sie dann, und ich sah enge Stufen, die in die Felsen gehauen warenund halsbrecherisch steil nach oben führten. Man kommt auf einer Wiese
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