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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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heraus und kann dann in Richtung Florenz gehen, ohne durch das Dorf zu müssen. Das also war die Erklärung für das mysteriöse Verschwinden des Messer Noldani, der diese Stufen hinaufgestiegen sein mußte, als er spurlos verschwand und ich annahm, er habe mein Pferd gestohlen.
    Wie kommt er überhaupt auf die Idee, Gold zu machen?
    Es steckte schon immer in seinem Kopf, meinte Brigida achselzuckend. Er sagt, er habe von Kindesbeinen an davon geträumt. Und als es seiner Familie dann eines Tages schlecht ging, hat er sich nahezu besessen auf diese Idee gestürzt. Und ist dabei nicht eben seriös verfahren.
    Was heißt das?
    Nun, zunächst einmal hat er Golddukaten zermahlen, das Pulver dann mit irgendwelchen geriebenen Wurzeln vermischt, die es auf dem Markt zu kaufen gab, und das Resultat von Goldschmieden prüfen lassen. Die natürlich feststellten, daß sie so etwas wie Gold vor sich hatten. Aber das Ganze war nichts weiter als ein Schwindel, den ihm ein anderer Schwindler aufgedrängt hatte.
    Und er ist nie angezeigt worden?
    Einmal, aber sie konnten ihm nichts nachweisen. Und so hat er weitergemacht, immer wieder. Und jetzt sieht er sich endlich an dem Punkt, wo er in großem Stil in das Geschäft einsteigen kann.
    Mit deinem Geld?
    Natürlich mit meinem Geld. Er sagt, ohne meine Mitgift braucht er erst gar nicht anzufangen.
    Weshalb haben sie eigentlich ausgerechnet diesen Mann für dich als Bräutigam ausgewählt? Es muß doch hundert andere geben, solche, bei denen es vielleicht nicht nur um die Mitgift geht.
    Brigida hob wieder die Schultern. Es heißt, meine Mutter sei ihm einen Gefallen schuldig – von früher her. Was das ist, weiß ich nicht. Und um die Mitgift geht es immer, um nichts sonst: Euer Acker grenzt an meinen Acker, sollten wir sie nicht zusammengeben?
    Und dein Vater? Nimmt er das einfach so hin?
    Mein Vater ist ein frommer Mann. Und ein sehr duldsamer Mann. Er kommt nicht gegen sie an. Zumindest glaube ich das. Und außerdem hat sie ihm einmal sehr geholfen, als es ihm geschäftlich nicht eben gutging.
    Ich denke, du solltest dich beizeiten von deinem sonderbaren Bräutigam trennen.
    Wie denn, sagte sie mutlos. Es ist zu spät. Neulich sagte er, daß er mich für ein paar Tage nach Prato zu seiner Mutter mitnehmen will, damit ich sie endlich kennenlerne. Und die biscottini könne ich auch noch nicht richtig backen. Schließlich müsse ich seinerSchwägerin in der Backstube helfen können, falls wir finanziell in Verlegenheit kämen wie mein Vater damals.
    In der Nacht lag ich wach und überlegte, wie man aus einem Bruder einen Liebhaber machen könne. Die Frage beschäftigte mich ziemlich lange, dann drängte sich eine andere Frage in den Vordergrund, die mich ebenso intensiv bewegte, weil sie nie aufgeklärt hatte werden können, obwohl sie uns damals wochenlang beschäftigte: Was nämlich damals in jener Nacht auf dem Dachboden wirklich geschehen war.
    Fest stand nur, daß wir uns geschworen hatten, es dürfe nie jemand etwas davon erfahren, weder was uns betraf noch sie. ›Wir‹ – das waren damals Rocco, Matteo und ich, und wir waren fast noch Kinder. ›Sie‹ war Brigida – vielleicht.
    Es hatte damit begonnen, daß wir uns an jenem Fest der Amme wie üblich nach dem Abendessen auf den Dachboden zurückgezogen hatten, wo Matteo, der älter war als wir und im Ospedale schon öfter unsere Neugier befriedigt hatte, was das Wissen um die Dinge zwischen Mann und Frau anging, wieder einmal bereit war, uns an dem reichen Schatz seiner Erfahrungen teilnehmen zu lassen.
    Ich zeige euch, wie man's macht, hatte er geheimnisvoll angekündigt, kaum daß wir uns auf unserem Strohlager ausgestreckt hatten und ohne daß wir ihn dazu aufgefordert hätten. Dann hatte er Roccos Hemd mit einem geübten Griff nach oben gestreift und sich des Glieds des Jüngeren bemächtigt. Zunächst dachte ich, als ich sein verblüfftes Gesicht sah, daß Rocco sich wehren würde. Aber sein Zögern dauerte nur kurz, dann lehnte er sich mit einem Seufzer zurück und überließ sein Glied Matteo, der es zu reibenbegann.
    Ich schwankte zwischen Neugier und Höllenangst. Ich wußte zwar nicht ganz genau, was sich hier abspielte, aber tief in mir hatte ich das Gefühl, daß dies Sünde war. Was mich jedoch keinesfalls daran hinderte, voller Faszination zuzuschauen. Wer dieses, was da geschah, verbot, zur Sünde machte, war mir nicht ganz klar, aber es erschien mir zu jener Zeit, in der ich noch ein sehr inniges und

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