Der Brennende Salamander
ungebrochenes Verhältnis zu Gott hatte, daß nur er es sein konnte, dem dies nicht gefiel. Daß die Kirche für dieses Tun eine ganze Reihe von Verboten parat hatte, konnte ich nur ahnen, weil ich noch nicht in diesen Sündenkatalog eingeweiht worden war.
Aber Sünde hin oder her – ich lief nicht weg. Noch wendete ich meine Augen ab. Ich saß auf unserem Strohsack und schaute zu, wie Matteo Roccos Glied bearbeitete. Ich beobachtete, wie sich dieses Glied versteifte und langsam aufrichtete, fast wie eine Schlange zu den Tönen eines Schlangenbeschwörers, ein Vorgang, den Rocco mit leichtem Stöhnen begleitete. Wie ein heimtückisches Gewächs, dessen Wachstum nicht mehr zu bremsen war, wurde das Glied immer größer. Als das Stöhnen stärker wurde und Matteo mit einem abschätzenden Blick zu mir herüberschaute und mich anlächelte, dabei aber seine Arbeit mit aller Strenge weiter verrichtete, wobei er seine Bewegungen verstärkte und beschleunigte, vergaß ich nahezu das Atmen. Nach einem heftigen Stöhnen spritzte aus Roccos Glied eine milchig weiße Flüssigkeit, die einen seltsamen Geruch verströmte. Matteo wischte diese Flüssigkeit mit einem Tuch weg, und ich dachte im ersten Augenblick, daß Männer wohl etwas Ähnliches hatten wie Frauen, wenn sie den Säuglingen Milch gaben. Groteskerweise dachte ich sogar, daß die Milch, die früher in Roccos Mund geflossen war, hier unten nun wieder zum Vorschein kam – ein Gedanke, der natürlich absurd war.
Und während Rocco mit geschlossenen Augen und schwerem Atem neben uns lag, griff Matteo mit dem gleichen geübten Griff, als habe er das alles bereits tausendmal getan, unter sein eigenes Hemd und begann die Zeremonie ein zweites Mal, diesmal allerdings nicht für Zuschauer, sondern im geheimen. Als die Flüssigkeit sein Hemd einnäßte, hörte ich Matteos erlöstes Stöhnen und sah ihn ermattet zurücksinken und die Augen schließen. Er drehte sich zur Seite, als wolle er sich nun in eine Kapsel der Lust nur mit sich selber einschließen.
Ich starrte zu ihm hinüber, dann schob ich hastig mein Hemd hoch und sagte: Jetzt bei mir!
Aber Matteo schüttelte schläfrig den Kopf. Doch nicht bei dir, bei dir geht es noch nicht. Da braucht man ja noch ein Augenglas, um überhaupt etwas zu finden.
Ich hatte das Gefühl, auf einem anderen, sehr fernen Stern gelandet zu sein. Weshalb soll es nicht gehen? sagte ich mit unterdrücktem Zorn.
Weil du noch nicht reif bist dafür, murmelte Matteo schon halb im Schlaf.
Und woher weißt du das?
Weil es von selber geschehen wäre, als du zugeschaut hast.
Du könntest es ja wenigstens probieren, sagte ich verärgert und rückte näher an ihn heran.
Ich bin müde, sagte er und gähnte, vielleicht morgen. Dann wandte er sich ab und kuschelte sich in seine Decke. Ich versuchte, mich in der winzigen Kuhle, die die beiden für mich gelassen hatten, einzurichten, aber bevor ich noch eine bequeme Stellung gefunden hatte, hörte ich ein Geräusch vom Giebel her.
Ich setzte mich ruckhaft auf, Rocco tat es mir nach.
Das ist nur eine Maus, murmelte Matteo ärgerlich. Legt euch hin!
Das ist keine Maus, flüsterte Rocco. O Gott, das ist keine Maus.
Als Rocco ihn schubste, fuhr auch Matteo hoch. Das dürfte etwas zu groß für eine Maus sein. Und wenn, dann wären es zwei Mäuse. Riesenmäuse.
Wir starrten zu dem Giebelfenster hinüber, hinter dem soeben zwei Gestalten in weißen Hemden verschwanden, die eine mit weit ausgestreckten Armen.
Eine Schlafwandlerin, sagte Matteo unterdrückt und ließ sich zurückfallen. Die beiden haben überhaupt nichts gesehen.
Auf jeden Fall war esBrigida, murmelte Rocco. Und natürlich haben sie uns beobachtet.
Bist du da so sicher? Matteo zweifelte. Und wer soll die andere gewesen sein?
Rocco zuckte mit den Achseln. Irgendeine der Traubenpflückerinnen vermutlich.
Matteo lachte unterdrückt. Man wird uns aus dem Ospedale werfen, wenn man davon erfährt.
Wie sollte man davon erfahren?
Nun, ich denke, Rocco wird es beichten.
Du etwa nicht? sagte der gehässig.
Weshalb sollte ich? sagte Matteo. Es ist langweilig, immer das gleiche zu beichten. Ich denke mir ohnehin manchmal andere Sünden aus. Er lachte auf. Und im übrigen bin ich mit dem Priester befreundet.
Rocco starrte ihn an. Du sagst Dinge, die gar nicht stimmen.
Weshalb nicht? Das tun doch alle im Ospedale.
Bei einem der nächsten Gottesdienste saß ich wie üblich neben Rocco in unserer Kirche. Sie war klein, und
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