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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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unterbreite und in grösstmöglicher Kürze abzufassen versuche, ohne Abschweifung; dieser Vorschlag, vergangene und zukünftige Zusammenarbeit betreffend, lautet:
    1.   werden alle bis heute bestehenden verschiedenen Konten auf ein einziges Konto ALTE WERKE zusammengezogen, damit ist klar, dass ich, aus was für Gründen immer (und über diese Gründe wird von jetzt an nicht mehr gesprochen) einen effektiven Schuldenstand von DM 66.787.97 gegenüber dem Verlag habe. Dieser Schuldenstand wird aus dem jetzt entstandenen alleinigen neuen Konto ALTE WERKE abgebaut. Diese Abdeckung ist, vor allem aus allen künftigen Einnahmen von »Der Ignorant und der Wahnsinnige« gesichert.
    2.   bleiben alle bestehenden Verträge aller bis heute im Verlag erschienenen Werke einschliesslich »Der Ignorant und der Wahnsinnige« mit Stichtag 1. 1. 73 vollinhaltlich in Gültigkeit.
    3.   wird mit Stichtag 1. 1. 73 ein neues Konto NEUE WERKE angelegt. Einzubringen in dieses Konto sind innerhalb des ersten Halbjahres 1973 zuerst die von mir jetzt abgeschlossenen Arbeiten
    »Korrektur« (Roman)
    »Erinnern 1«
    Das dritte Theaterstück.
    Was die beiden Prosaarbeiten betrifft, hat der Verlag das Recht, sie in unbeschränkter Auflage herauszubringen. Die Nebenrechte bleiben sämtlich bei mir. Im Falle von Einkünften aus Nebenrechten hat der Verlag jedoch in jedem Falle einen Anteil von 25 Prozent.
Was das Theaterstück betrifft, so will ich, im Einvernehmen mit dem Verlag, selbst den Ort der ersten Aufführung und das mir dafür angemessen erscheinende Honorar bestimmen. Auch in diesem Falle bleiben die Nebenrechte bei mir, sind aus solchen bei mir bleibenden Nebenrechten Einkünfte, erhält der Verlag in jedem Falle 25 Prozent. Die Auswahl der Bühnen, die mein Stück nachspielen wollen, treffe ich im Einvernehmen mit dem Verlag. Der Verlag kann eine Buchausgabe des Stücks in unbeschränkter Auflage herausbringen.
    4.   werden ab 1. 1. 73 vom Verlag an mich monatliche Zahlungen in der Höhe von DM 1000.— geleistet, diese Zahlungen werden auf einen Zeitraum von 2 Jahren beschränkt und auf dem neuen Konto NEUE WERKE verrechnet.
    5.   leistet der Verlag bis zum 15. Januar 1973 eine einmalige Vorauszahlung in Höhe von 40.000.—, die auf dem Konto NEUE WERKE gebucht werden.
    6.   ist das von mir mit dem ORF ausgehandelte Honorar in Höhe von DM 20.000.— für die Verfilmung von »Frost« bei Vertragsunterzeichnung mit dem ORF an mich zu überweisen. (Die Einwilligung zur Verfilmung habe ich gestern gegeben.) 2
    Ich hoffe sehr, Sie gehen auf meinen Vorschlag ein, er nützt beiden Vertragspartnern in angemessener Weise und in viel höherem Masse, als alles was wir bisher gehandhabt haben.
    Im Vertrauen auf Sie
    Ihr
    Thomas Bernhard
    1   Laut Karl Ignaz Hennetmair zahlt Th. B. an den Ohlsdorfer Nachbarn Johann Maxwald für dessen Verzicht auf den Bau einer Schweinemastanstalt direkt neben seinem Haus – nachdem Versuche, den Bau wegen Verstoßes gegen den Naturschutz zu unterbinden, scheitern – 100000 Schilling, also etwa 8000 Euro (Hennetmair, Ein Jahr mit Thomas Bernhard , S. 456f.). Th. B. erwähnt nicht, daß er am 18. November seine Unterschrift unter einen Kaufvertrag für ein Haus in Niederpuchheim, Gemeinde Ottnang, gesetzt hat. Kaufpreis: 315000 Schilling, ca. 25000 Euro.
    2   Ebenfalls am 22. November 1972 schreibt Th. B. an Helene Ritzerfeld, nachdem er sie am 21. August 1972 brieflich gebeten hat, den ersten Vertragsentwurf zurückzuziehen:
»Liebe Frau Ritzerfeld,
ich habe heute Herrn Radax mein Einverständnis gegeben, ›Frost‹ zu einem Film zu machen. Das unter der Voraussetzung, dass er während der Arbeit am Film eng mit mir zusammenarbeitet und meine Wünsche hinsichtlich seines Drehbuchs voll und ganz berücksichtigt. Bitte schicken Sie den wahrscheinlich noch im Konzept vorhandenen Vertrag nach Wien.
Wie Sie wissen, habe ich persönlich, unabhängig von den Forderungen des Verlags, ein Honorar von DM 20.000.— verlangt, was akzeptiert worden ist, denn nur auf dieser Grundlage habe ich seinerzeit mit Radax verhandelt.
Darf ich Sie bitten, mir eine Vertragskopie zuzuschicken.
Herzlich Ihr
Thomas Bernhard«
Eine Verfilmung von Frost kommt nicht zustande.

[221; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
     
    Frankfurt am Main
    5. Dezember 1972
    antwort auf brief 22. 11. geht heute ab
    grüße siegfried unseld

[222; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    5. Dezember 1972
    Lieber

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