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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Thomas Bernhard,
    ich danke Ihnen für Ihre beiden Briefe vom 22. November. Ich ließ sie nach guter Art einige Tage liegen, um meine Antwort gründlich bedenken zu können. Wir beide wissen, was auf dem Spiel steht.
    Ich gehe jetzt nicht mehr ein auf die Hintergründe unserer Überlegungen, dem »Kleinlichen und Lächerlichen« sollten wir, wie Sie schreiben, keine große Aufmerksamkeit schenken. Lassen Sie uns rasch zum Finanzproblem kommen.
    Zuvor jedoch zwei Anmerkungen:
    a)   Ich habe nie daran gedacht, Sie in die Situation von »Rentenempfang und Leibeigenschaft« zu bringen. Wenn Sie meinen Vorschlag genau bedenken, so macht dieser Vorschlag Sie frei von konkreten Abrechnungen, das größere Risiko läge beim Verlag, im Ganzen liegt dieser Vorschlag jedoch auf einer Waage der Sympathie und Fairness. Ich meine, er ist immer noch der beste aller Vorschläge, und vielleicht lassen Sie ihn sich noch einmal durch den Kopf gehen.
    b)   Sie schaffen Ihr Werk, Sie tun dies so, wie Sie dies zu tun vermögen. Nichts anderes gilt vom Verlag, von meiner persönlichen Arbeit wie von der meiner Mitarbeiter. Es mag sein, daß im extremen Fall einem österreichischen Autor von den österreichischen Medien-Instituten mehr zugestanden wird als einem Verlag. Auf die Dauer gesehen entscheidet die Wirkung der Verlagsarbeit im Ganzen. Sie aber müssen wir ausführen können, das eben ist unsere Aufgabe. Es gibt also sogenannte »essentials«, von denen wir – mit welcher Konsequenz auch immer – nicht abgehen können.
    Doch nun zu meiner Stellungnahme zu Ihren Vorschlägen. Zu der Ziffer von DM 66.787.97 wollen Sie noch bitte drei Monatsraten Oktober / November / Dezember hinzuzählen, es handelt sich also dann um einen Betrag von ca. 70.000.—. Von diesem Betrag sollten wir ausgehen.
    1.   Ich bin damit einverstanden, daß wir die Konten I, II, IV zu einem Konto »Alte Werke« zusammenziehen. Dieses Konto behielte einen Betrag von DM 50.000.—, es wäre der Betrag von DM 70.000.— minus der Optionsvorauszahlung in Höhe von DM 20.000.—, die wir unter Punkt III aufgeführt haben.
Die Abrechnung erfolgt wie üblich, d. h., alle Erlöse aus den Werken bis einschließlich »Der Ignorant und der Wahnsinnige« und »Gehen« werden mit diesem Betrag verrechnet.
    2.   Wir legen mit Stichtag vom 1. 1. 1973 ein neues Konto »Neue Werke« an. Diesem Konto wird die Optionszahlung in Höhe von DM 20.000.— belastet.
    3.   Wir zahlen Ihnen die monatlichen Zahlungen in Höhe von DM 1.000.— weiterhin zunächst auf einen Zeitraum von 2 Jahren.
    4.   Nach Ablieferung des Romans leistet der Verlag Ihnen eine einmalige Vorauszahlung in Höhe von DM 20.000.—, die auf dem Konto »Neue Werke« verbucht wird.
Dieses Konto »Neue Werke« wird (wenn wir die Honorarerlöse der Übersicht wegen zunächst nicht berücksichtigen) am 31. 12. 1974 mit folgenden Beträgen belastet sein:
a) Optionszahlung DM 20.000.—
20.000.—
b) Zahlung bei Ablieferung »Korrektur« DM 20.000.—
20.000.—
c) laufende Zahlungen in 2 Jahren DM 24.000.—
24.000.—
insgesamt DM 64.000.—.
    Zu diesem Betrag tritt noch hinzu die Zahlung, die wir Ihnen nach Punkt 6.) versprochen haben (nach dem Salzburger Modell würde das bedeuten, daß Ihnen 75% von DM 30.000.—, also DM 22.500.— bezahlt werden müssen. In diesem Fall würde sich also der Kontostand auf einen Betrag von DM 86.500.— erhöhen.).
Lieber Thomas Bernhard, das ist eine Summe, die ziemlich unvergleichlich ist. Sie verstehen aber auch, daß der Verlag deswegen die Erlöse aus Nebenrechten haben muß, damit die Ziffer realiter abgebaut werden kann, auch wenn es sich um kleine Beträge handelt.
    5.   Nach Zahlung des ORF-Honorars für die Verfilmung »Frost« werden wir Ihren Anteil in Höhe von DM 20.000.— sogleich an Sie überweisen.
    6.   Unter der Voraussetzung, daß Sie – oder der Verlag – für die Uraufführung des neuen Stückes einen höheren Betrag als üblich aushandeln, ist der Verlag bereit, Ihren Anteil (also 75%) Ihnen sogleich auszubezahlen, also nicht dem Konto »Neue Werke« zu verrechnen.
    7.   Sie übergeben uns im Zeitraum 1973 die Manuskripte der drei Werke »Korrektur«, »Erinnern« und das dritte Theaterstück.
Bei den beiden Prosaarbeiten übernehmen wir Rechte und Nebenrechte, wir sind jedoch gerne bereit, Ihre Anweisungen im Falle der Nebenrechte zu beachten, d. h., wir könnten z. B. hier sämtliche Vor- und Nachdrucke

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