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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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vorschlagen, daß Herr Nils Peter Rudolf sich sogleich mit Bernhard ins Benehmen setzt. Bernhard möchte dann noch seinerseits mit dem Residenz-Theater verhandeln, unter bestimmten Bedingungen wird er hier noch zustimmen. Dann handelt es sich also um vier Aufführungen; als eine einzige fünfte Aufführung käme jene hinzu, in der Bruno Ganz die Hauptrolle spielt. Bernhard hat mich gebeten, im Streit Ganz / Peymann / Bernhard zu vermitteln. Ganz soll sich innerhalb einer Frist entscheiden, ob er das Stück spielen möchte; Bernhard ist dann mit jeder Bedingung für diese Aufführung einverstanden. Als Fernsehaufzeichnung sollte dann auch die Aufführung mit Ganz gewählt werden, auch hier wäre dann Bernhard mit Verhandlungen einverstanden. Nach der Klärung mit Ganz müssen wir dann eine Pressenotiz vorbereiten, deren Text mit Bernhard abgestimmt werden sollte. 
Bernhard war sehr gereizt, daß der Theaterverlag eine vervielfältigte Version der ›Jagdgesellschaft‹ an die Theater verschickte, bei der Fehler bei der Vervielfältigung vorgekommen sind, unter anderem fehlte eine ganze Zeile: ›Der Verlag hat mein Stück verstümmelt verschickt.‹ Bernhard hat jetzt noch einmal den Text durchgesehen und mir eine korrigierte Vervielfältigung mitgegeben. Ich habe mir diesen Text angesehen; es kann sein, daß die Aufregung von Bernhard daher rührte, daß in der Tat beim Fotokopieren des Manuskripts die letzten Zeilen schlecht lesbar geraten sind. Bernhard wird an dieser Fassung mit Sicherheit nichts mehr ändern. Mein Vorschlag wäre also, den Text sogleich für die Bibliothek Suhrkamp zu setzen und den paar Bühnen dann provisorisch gedruckte Exemplare zur Verfügung zu stellen. Dr. Rach möchte sich bitte deswegen mit Herrn Staudt in Verbindung setzen. Typographie entsprechend ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹.
Mir ist klar, daß diese Haltung, die der Theaterverlag Suhrkamp bei diesem Stück einnehmen wird, größtes Aufsehen erregen wird, doch wir müssen nach dem Wunsch des Autors handeln, und Dr. Sieger hat mir auf meinen Wunsch hin ausdrücklich recherchiert, daß wir in keinen Rechteabgabezwang gegenüber den Theatern geraten können. Thomas Bernhard übernimmt die Konsequenz seiner Haltung.
    2.   Er erbat aufgrund seiner Situation noch einmal DM 20.000.—. Dieser Betrag geht ihm zu. DM 15.000.— a conto der ›Jagdgesellschaft‹, DM 5.000.— a conto des Romans ›Korrektur‹. Die Überweisung ist sogleich auf sein Konto Freilassing zu tätigen.
    3.    Publikationen : ›Jagdgesellschaft‹ in der Bibliothek Suhrkamp, Erscheinungstermin zur ersten Aufführung, wahrscheinlich Februar 1974.
›Korrektur‹ – Erscheinungstermin 3. April 1974. Das Manuskript erhalten wir am 31. Oktober.
›Erinnern‹ – Erscheinungstermin in der Bibliothek Suhrkamp September 1974, das Manuskript erhalten wir am 15. März 1974.
Ein Thomas Bernhard-Reader, herausgegeben von mir, soll im September 74 erscheinen. Ich werde Anfang 74 mit Thomas Bernhard für eine längere Zeit dafür in Klausur gehen.
    4.   Thomas Bernhard regt sich immer darüber auf, daß er vom Verlag falsche Sendungen erhielte. So hat ihm jetzt der Theaterverlag Rezensionen für Sylvanus zugeschickt. Ich meine, wir können diese Frage nur regeln, wenn wir von den einzelnen Verlagsabteilungen, sowohl von der Presse wie von der Werbung, Vertrieb und Theaterverlag nichts mehr an Thomas Bernhard schicken. Alle Sendungen an Thomas Bernhard bei Frau Zeeh abgeben; Frau Zeeh prüft die Sendung; das gilt auch für die Freiexemplare, die er erhält. Wir können ihm keine Pakete schicken. Pakete und auch Päckchen sind neuerdings in Österreich durch Zoll belastet, er weigert sich, diesen Zoll zu bezahlen. Wenn wir ihm Bücher zuschicken, so also nur einzeln als noch mögliche Drucksache; auch das müßte Frau Zeeh in die Hand nehmen.
Schwierig war das Gespräch im Hinblick auf die für Thomas Bernhard durch uns durchzuführende Revision des Textes für die Taschenbuchausgabe ›Kalkwerk‹. Ich hatte Herrn Beckermann gebeten, die von Herrn Ballert nach korrekten orthodox orthographischen Regeln vorgenommene Revision durchzusehen und nur die wirklichen Unklarheiten vorzutragen. Glücklicherweise habe ich vor der Begegnung mit Bernhard die Seiten noch einmal gelesen und die Hälfte der Stellen von mir aus geklärt. Ich verstehe nicht, warum man das nicht vorher hätte machen können, aber auch die anderen Stellen wurden von Bernhard nur unwillig und

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