Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
»Korrektur« schreiben zu können. Das ist jetzt gar nicht möglich, und andrerseits deuten Sie ja auch an, den Ablieferungstermin noch weiter herausschieben zu wollen. Ich sehe also, daß wir die »Korrektur« doch nicht mehr in diesem Herbst herausgeben können. Das bedaure ich sehr, die Verkaufsmöglichkeiten sind im Herbst größer. Andrerseits hat im Frühjahr die Kritik mehr und intensivere Möglichkeiten, sich mit dem Text zu befassen.
Ich werde mit Herrn Beckermann sprechen, »Kalkwerk« soll dann noch einmal von einem unserer Korrektoren durchgesehen werden.
Ich war darauf eingestellt, daß wir uns im April sehen und sprechen können. Das ist nun nicht möglich. Im Mai werde ich nun wieder viel unterwegs sein, aber sollten wir uns nicht für Juni an einem Ihrer Seen verabreden? Dann hat der Urlauberstrom ja noch nicht seine volle Höhe erreicht, und man kann doch schon schwimmen. Oder wollten Sie lieber in städtische Gefilde reisen?
Schöne Grüße
und vor allem die besten Wünsche für die Adria
Ihr
[Siegfried Unseld]
[238; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉; Telegrammnotiz]
Frankfurt am Main
17. April 1973
Lieber Thomas Bernhard,
kann ich Sie am 28. oder 29. April an einem Ihnen angenehmen Ort in der Nähe Salzburgs sprechen?
Herzlich S. U.
[239; Telegramm]
Gmunden
20. 4. 73
ist ihnen samstag 28. zwoelf uhr cafe tomaselli salzburg moeglich
bernhard
[240; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
Frankfurt am Main
25. April 1973
lieber thomas bernhard flugzeugankunft 11.50 in salzburg stop treffen tomaselli 12.30 uhr möglich vorschlag wegen möglicher unsicherheit der ankunftszeit treffen am flughafen
grüße unseld
[241; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
Frankfurt am Main
25. April 1973
Wegen Ausfall der Vormittagsmaschine neuer Terminvorschlag: Sonntag, 29. 4. 12 Uhr Tomaselli.
Gruß Siegfried Unseld
[242; Telegramm]
Ohlsdorf
27. 4. 73
sonntag tomaselli
bernhard
[243; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
Frankfurt am Main
2. Mai 1973
Sie fuhren wohl im Gewitter nach Hause, ich bei strahlendem Himmel stop Berliner Termin für die »Jagdgesellschaft« vorläufig noch nicht festgelegt bis spätestens 31. 5. Telegramm an Ganz ging ab stop Brief und Überweisung unterwegs.
Herzlich Ihr
Siegfried Unseld
[244; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
2. Mai 1973
Lieber Thomas Bernhard,
aufgrund Ihres Briefes vom 12. April führten wir am Sonntag, dem 29. April, in Salzburg ein Gespräch, das ich, was die sachlich konkreten Punkte betrifft, doch schriftlich festhalten möchte zu unserer eigenen Orientierung und für unser Gedächtnis. 1 Ich meine, dieses Gespräch hat Maßstäbe gesetzt, Maßstäbe für eine künftige angenehme, freundliche, vor allem aber produktive Zusammenarbeit.
Ich möchte auf die einzelnen Punkte Ihrer »Anklage« jetzt brieflich nicht mehr eingehen. Wir haben darüber gesprochen. Die fiktionale Überlegung über den Schock Beethovens beim Anhören einer Aufführung der Neunten Symphonie durch ein Polizeiorchester wird sich nicht mehr wiederholen. Zu anderen Punkten mußte ich Ihnen den Standpunkt des Verlages und auch mein persönliches Urteil vortragen. Wichtig ist für Gegenwart und Zukunft, daß wir eine neue Übereinstimmung bei der Verlagsarbeit für Ihre Theaterstücke gefunden haben. Ich konnte Ihnen mein »Umdenken« mitteilen, also meine innere Bereitschaft, Ihnen bei Ihrer Vorstellung von nur wenigen, dafür Spitzenaufführungen Ihrer Stücke, zu folgen. Wir wollen das an der »Jagdgesellschaft« praktizieren. Auf meinem Notizblatt stehen ja bei der Zeile »Thomas Bernhard übernimmt alle Konsequenz« die drei Ausrufezeichen von Ihnen und die Initialen Th. B.
Im konkreten wird das heißen: fest vereinbart sind bei der »Jagdgesellschaft« die Aufführungen in Wien und in Berlin. Die weiteren Verhandlungen werden durch Sie geführt. In München schweben Verhandlungen, die Sie weiter führen. Was Basel betrifft, so werden wir Ihnen die Modalitäten unterbreiten bzw. Herrn Nils Peter Rudolf bitten, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Vielleicht sollten Sie also einen Brief aus Basel öffnen und ihn nicht gleich in den Müllkorb werfen. Eine mögliche fünfte Aufführung soll von Bruno Ganz abhängen. Ich habe ihm ein Telegramm geschickt. Ich nehme an, ich werde in dieser Woche mit ihm kommunizieren. 2 Ich halte Sie dann auf dem laufenden. Nochmals meine dringliche Bitte: ich würde das Buch nicht Bruno
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