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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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(oder jedenfalls andere Figuren in meinen Fetzen / oder königlichem Geschirr) entgegenkommen. Jedenfalls gehe ich ja überhaupt nicht ins Theater, deshalb keine Angst! Ich ziehe die Furchen, die andern ernten die Kartoffel! Diese Bemerkungen Über das Schädliche nur damit Sie nicht glauben, ich bemerkte nichts. Punkt
    5.   ist ein Nebenpunkt. Beckermann hat mir eine »Kalkwerk«-Ausgabe geschickt, damit ich sie durchsehe nach Fehlern für die Taschenbuchausgabe. Dazu habe ich einfach keine Zeit und keine Lust, weil ich keine Zeit habe. Diese fürchterliche Arbeit kann ich nicht machen. Ein »Unbefangener« muss das tun, sauber, korrekt, aus. (Bitte!) Bitte grüssen Sie Beckermann sehr herzlich! Punkt
    6.   wäre eine Menge Erfreuliches. Darüber schreibe ich aber nichts.
    7.   bin ich froh, dass »Korrektur« nicht jetzt im Frühjahr herauskommt, denn es kommt ja ein ganzer Haufen von Romanen heraus. Das wäre wohl das denkbar Unsinnigste gewesen. Daran »knüpfe« ich die Frage, ob »Korrektur« im kommenden Herbst oder im Frühjahr 74 [erscheint]. Das Manus hält jede Verschiebung, auch um zehn Jahre, aus. Punkt
    8.   erinnert an die Ironie, mit welcher wir gut zusammen sind und mit welcher ich allein auch gut bin.
    9.   frage ich Sie, wann und wo wir uns das nächstemal sehen, da ich ja anstatt in Brüssel, im April an der adriatischen Küste bin. Ich habe meine »Sehnsucht« ins Gegenteil verkehrt. Ein Punkt
    10.   betrifft die Härte und die Einsamkeit die ich liebe.
    Herzlich Ihr
    Thomas B.
    1   Im Rahmen des »Steirischen Herbsts« kommt es am 15. Oktober 1971 im Grazer Schauspielhaus zur österreichischen Erstaufführung des Stücks in der Regie von Axel Corti. Es spielen Heidemarie Theobald (Die Gute), Elmar Schulte (Boris) und Maria Christina Müller (Johanna).

[236; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    3. April 1973
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich freue mich sehr, daß ich wieder einen ausführlichen Brief von Ihnen erhielt, der nun auf meine Fragen eingeht. In diesem Sinne also schönen Dank für Ihren Brief vom 21. März.
    Wiederum haben wir in einigen Punkten sehr große Übereinstimmung. Dagegen ist in einem anderen Punkt doch ein klarer Dissens da. Sie sehen die Wirkungen Ihrer Theaterstücke bei kleineren Bühnen ausschließlich in der Höhe der sich für Sie ergebenden Tantiemen. Das ist einfach falsch. Ich schrieb Ihnen schon einmal, daß mir das Wichtigste ist, Ihre Arbeiten an den individuellen Leser bzw. Zuschauer heranzuführen. Ein Mann oder eine Frau, die auf einer kleinen Bühne von Ihrem Wort getroffen sind und ihr Dasein von Ihrer Aussage prägen lassen, bedeuten für die Wirkungsgeschichte Ihres Werkes mehr als ein Honorar, das sich eben nicht in Tausendern ausdrückt. Doch haben wir darüber ja eine klare Vereinbarung erzielt. In den Erstaufführungen haben wir ja schon Ihre Vorstellungen berücksichtigt, und bei weiteren Aufführungen müssen wir so verfahren, wie wir es für richtig halten. Im übrigen stimme ich Ihnen in einem Punkt natürlich zu: es ist ziemlich skandalös, welch niedrige Tantiemen sich bei solchen Aufführungen ergeben, doch wird die Theatersituation, zumindest in der Bundesrepublik, immer schwieriger, selbst so große Bühnen wie hier in Frankfurt stehen vor der Frage einer erheblichen Reduzierung, wenn nicht gar Streichung ihrer Subvention. Man kann also hier nur einen individuellen Kampf ausfechten: es muß immer wieder der Versuch gemacht werden, eine möglichst beste szenische Realisierung und ein möglichst hohes Honorar zu erreichen.
    Ich bin natürlich betrübt darüber, daß Sie Ihre Vereinbarung, die wir im Hinblick auf die Ablieferung der »Korrektur« getroffen haben und die Sie kürzlich Dr. Rach gegenüber am Telefon bestätigten, nicht einhalten wollen. Ich finde es bei unserer Verbindung auch nicht angebracht, daß Sie einerseits darauf drängten, den für den Zeitpunkt bei Ablieferung des Manuskripts vereinbarten Betrag von DM 20.000.— vorher zu erhalten, und sich dann Ihrerseits an den vereinbarten Ablieferungstermin, den Sie kürzlich ja noch bestätigten, nicht zu halten. Für mich bedeutet das eine schwierige Disposition. Sie wissen aus vorangegangenen Briefen und auch aus meiner Frage aus Anlaß eines Ankündigungstextes für »Erinnern«, daß wir die Redaktion unseres Programmes abschließen müssen. Ich hatte angenommen, das Manuskript Ende März zu haben und dann selber einen Ankündigungstext für die

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