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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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klingt aufregend. Umfang ca. 200 Seiten, etwa wie ›Kalkwerk‹ oder ›Verstörung‹. Natürlich wünscht er sich eine besondere Herausstellung des Buches, aber wenn der Text hält, was das Konzept verspricht, dann schiene mir das erwägenswert.«
Im Brief von Th. B. an Rudolf Rach vom 8. April 1974 heißt es: »Lieber Doktor Rach, ich habe den sogenannten Ankündigungstext umgestellt und versucht, möglichst genau zu sein, ohne zuviel zu sagen. Das ganze kommt mir recht kriminalistisch vor. Andererseits muss alles klar sein. Ich schicke meinen Text mit dieser Post.« Die im Suhrkamp Verlag aufbewahrte Kopie des so entstandenen Ankündigungstextes trägt den handschriftlichen Vermerk »Bernhards eigener Text«. Er ist vollständig abgedruckt in Th. B.: Werke 4 , S. 336-338. Die dort gegebene Beschreibung des Romans weicht vor allem im Hinblick auf die Erzählsituation von der Druckfassung ab: Im Bernhardschen Ankündigungstext heißt es:  »Jetzt im Schlafwagen London – Paris, auf dem Weg zum Begräbnis seiner Schwester, in dem Gedanken, ob es falsch gewesen war, ihr den Kegel zu bauen, und, wie er selbst sagt, noch auf der britischen Insel ›unter den gigantischen Geräuschen des Hafenbeckens von Dover‹, geht Roithamer an die Korrektur der Fahnen des Buches, das er, während der letzten acht Monate, seit seiner Rückkehr nach Cambridge und unter dem Eindruck der ›fürchterlichen Reaktion seiner Schwester über den Anblick des Kegels‹ über Altensam und über alles, was mit Altensam zusammenhängt, geschrieben hat [. . .].« Im Buch ordnet und sichtet ein Freund in der »höllerschen Dachkammer« an der Aurachengstelle in Oberösterreich den Nachlaß Roithamers.

[289; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    18. April 1974
    Lieber Herr Bernhard,
    die Terminverschiebung werden Sie vernommen haben; meine Frau und ich kommen am Sonnabend, dem 4. Mai, nachmittags nach Wien. Könnten wir uns am Sonntag vormittag, vielleicht ab 10.00 h, treffen? Wir wohnen im Hotel »Sacher«, so daß sich ein Treffen dort empfiehlt, aber ich folge auch gerne einem Vorschlag von Ihnen. Ich denke mir ein ausführliches Gespräch unter vier Augen, im Anschluß daran ein Mittagessen mit meiner Frau.
    Bitte, schreiben Sie mir doch kurz eine Zeile.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld ]

[290; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
     
    Frankfurt am Main
    25. April 1974
    Gratuliere zum Prix Séguier. Man möchte Sie zur Preisverleihung am 28. April nach Paris einladen. Falls Sie fahren wollen, rufen Sie bitte in Paris Herrn Christoph Schwerin an. Telefon Paris 222-9388 er gibt gerne Auskunft. 1
    Herzlichst – Ihr Siegfried Unseld
    1   Helene Ritzerfeld informiert S. U. in einer Notiz mit dem Vermerk »eilt« am 25. April 1974:
»Anruf Christoph Schwerin aus Paris.
Thomas Bernhard hat den Prix Séguier erhalten, der am 28. April erstmals verliehen wird. Man möchte Thomas Bernhard einladen. Schwerin erbat von mir Telephonnummer bzw. Adresse von Bernhard, die ich aber nicht gab. Ich versprach sofortige Weitergabe an Sie. Schwerin bittet, daß Sie sich mit ihm über die Angelegenheit abstimmen. Seine Telefonnummer in Paris ist: 2229388.
(Erval hätte Sie übrigens schon über diese wahrscheinliche Preisverleihung unterrichtet? Die Entscheidung wird gefällt von 5 Literaturkritikern und fünf Schriftstellern, und zwar für ein ausländisches Werk, das noch nicht die Beachtung gefunden hat.)«

[291; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
     
    Frankfurt am Main
    8. Mai 1974
    ist die ihnen übersandte fahnenkorrektur »macht der gewohnheit« gut zum druck? erwarten dringend antwort. es war schön, sie zu treffen. 1
    gruß siegfried unseld
    1   Im Reisebericht Wien, 4.-7. Mai 1974 schreibt S. U. über dieses Treffen:
»Uraufführung Thomas Bernhard, ›Die Jagdgesellschaft‹ an der Burg in der Regie von Claus Peymann. [4. Mai; Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann, Schriftsteller: Joachim Bißmeier, Generalin: Judith Holzmeister, General: Werner Hinz] Vollbesetztes Haus, 1400 Leute, es war doch ein Ereignis; Thomas Bernhard, von vielen als der bedeutendste, aber doch als der umstrittenste Autor Österreichs angesehen, nun zum ersten Mal an der traditionsreichen Stätte die Uraufführung eines Stückes erlebend. Er selber war auch ganz schön aufgeregt. Die Generalprobe sei, so meinte er, hervorragend verlaufen; die Premiere hinge, wieder nach seinem Urteil, durch. Er verließ nach dem zweiten Akt das Theater, und als er in

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