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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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14 000 Exemplaren gedruckt. Bis heute haben wir 13 293 Exemplare ausgeliefert. Wenn man annimmt, daß wir etwa 300 Exemplare als Freiexemplare vergeben haben, so ist diese Ziffer von 13 000 doch ein stolzes Ergebnis. Wir haben noch 707 Exemplare. Ich würde vorschlagen, wir lassen den Band in der edition suhrkamp bis Ende dieses Jahres laufen, dann makulieren wir den Restbestand und geben ihn Ende 1978 neu heraus im Rahmen der suhrkamp taschenbücher. Sind Sie damit einverstanden? 1
    Es war letztlich doch ganz schön in Triest, in Zürich.
    Herzlich,
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1    Watten bleibt bis zur fünften Auflage 1986 in der edition suhrkamp lieferbar, erscheint 1987 in der Bibliothek Suhrkamp und erst im Jahr darauf im Rahmen einer Ausgabe der Werke von Th. B. [siehe Anm. 1 zu Brief 514] als suhrkamp taschenbuch.

[348; Anschrift: 〈Teheran〉; handschriftlich auf Notizpapier mit der Aufschrift »Arya-Sheraton Hotel / Tehran Iran«]
     
    [Teheran
    3. Mai 1977]
    Lieber S. U.,
    wir sehen uns in Schiraz. Viel Glück in TEH. — Sie werden sehen!
    Herzlich
    Th. B. 1
    1   Vom 30. April bis 19. Mai ist Th. B. im Nahen Osten auf Reisen; auf Einladung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hält er zwei Lesungen, die eine am 4. Mai in Schiraz, die andere am 7. Mai in Teheran, im Rahmen der Deutschen Buchausstellung und in Verbindung mit dem dortigen Goethe-Institut. Er trifft S. U., der gemeinsam mit seiner Frau Hildegard vom 29. April bis zum 12. Mai Israel, Iran und Ägypten bereist, am 5. Mai in Schiraz. Am Vortag hat S. U. in Teheran einen Vortrag über Hermann Hesse gehalten. Danach schließt sich ein gemeinsamer Ägypten-Aufenthalt an, und zwischen dem 12. und 19. Mai ist Th. B. allein in Jerusalem. In seinem Reisebericht Israel—Iran—Ägypten, 29. April -12. Mai 1977 schreibt S. U. über seine Erfahrungen im Iran:
»Die chaotische Struktur des Landes wirkt sich auch auf die Struktur des Goethe-Institutes aus. Dr. Becker [. . .] hat weder das Institut in Kabul verständigt, daß ich nicht komme, noch das Institut in Schiraz, daß ich kommen werde. So fiel der Vortrag in Schiraz aus. Thomas Bernhard hatte bei seiner Lesung in Schiraz ganze fünf Zuhörer! [. . .]
Dr. Friedrich Niewöhner, Goethe-Institut Schiraz. Zwar hatte es Dr. Niewöhner versäumt, Thomas Bernhard abzuholen, was Bernhard zu großen Unmutsäußerungen veranlaßte, aber Bernhard versöhnte sich dann mit Dr. Niewöhner, und selbst die geringe Zahl von fünf Zuhörern brachte die Versöhnung nicht ins Wanken. Wir fuhren mit Dr. Niewöhner nach Persepolis [. . .].
Wir wurden am Flughafen [in Kairo] von dem Kulturreferenten der [deutschen] Botschaft, Dr. Schellert, und von dem liebenswürdigen Vertreter des Goethe-Instituts, Herrn Dr. Stephan Nobbe, empfangen, und wir waren am gleichen Tag noch bei den Pyramiden und beim Steindokument der Sphinx, der im Ägyptischen nicht feminin, sondern eben ein Prinzensohn ist. Zweimal Gänge durch die Wüste, dies bei einer Hitze von wahrscheinlich bis zu 50 Grad.
[. . .] Das Zusammensein mit Thomas Bernhard war ungemein freundlich. Er nahm auch an Exkursionen teil, aber freilich reichte die Basis seiner Gemeinsamkeitsbereitschaft nicht allzu weit. Er zog sich gerne auf sich zurück, mit dem Hinweis, daß sein Beruf (in seinem Paß steht als Beruf ›Landwirt‹) langen kulturellen Exkursionen nicht standhält. [. . .]
Wir hatten reichlich Gelegenheit zu einer tour d’horizon über den Verlag und auch zu seinen eigenen Problemen. Ich glaube, er hat seinen neuen Roman fertig. Wir werden ihn Ende Juni erhalten, und auch das nächste Stück scheint schon geschrieben. Jedenfalls beschäftigt er sich bereits mit dem übernächsten.«
Sieben Jahre später, in Unseld , einem Text zum 60. Geburtstag von S. U., berichtet Th. B. vom Zusammensein mit seinem Verleger während dieser Reise u. a. das folgende:
»Ich bin mit Unseld, dem Pünktlichen und Verläßlichen, in vielen Ländern und in vielen Städten spazieren und an vielen Ufern entlang gegangen sowie auf viele Hügel und Gipfel gestiegen. [. . .] Auf den Ruinen von Persepolis baute er eine neue Taschenbuchreihe, in der ägyptischen Wüste erdachte er sich einen Hessevortrag. Ein kleiner stinkender Ölofen in einem Hotel in Schiras inspirierte ihn eines Abends mit Vehemenz zu einer durch und durch philosophischen Lebens- und Weltauffassung bis drei Uhr früh. In der Wüste von Saccara habe

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