Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
dürfen auch keinen Kommentar und keine, wie immer scheussliche sogenannte Bibliografie enthalten.
[387; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
24. Juli 1979
Lieber Thomas Bernhard,
haben Sie Dank für Ihren Brief vom 18. Juli. Ich bin sehr froh, daß Sie unseren Überlegungen folgen konnten. Wir wollen ja beide das Vernünftige und Richtige und vielleicht auch manchmal das Über-Vernünftige machen.
Der Band wird den Titel tragen: »Die Erzählungen«, und er wird die Erzählungen von »Amras« bis »Ja« enthalten und alles vor »Amras« und nach »Ja« weglassen. Wir werden ferner die editorische Notiz, die wir bringen wollen, Ihnen vorher vorlegen.
Auf eine Bibliographie verzichten wir.
Was den Umschlag betrifft, so kommen wir Ihnen gerne entgegen in der Farbe des Umschlags: nämlich weiß. Dagegen würden wir gerne das Layout des Umschlags beibehalten; der von Fleckhaus entworfene Umschlag ist doch besonders schön.
Stören Sie sich bitte nicht an der Ankündigung »Mit einem Vorwort von Ulrich Greiner« – das kommt nun nicht mehr in Frage.
Ich bin im Prinzip gerne bereit, »Minetti« in die BS aufzunehmen, aber lassen Sie uns bitte erst die Vorräte der großen Ausgabe verkaufen. 1
Ich werde höchstwahrscheinlich am 20. oder 21. August in der Nähe von Salzburg sein. Vielleicht kann man Sie dann sehen? Ich würde mich freuen.
Frau Zeeh hat gerne Ihre Reise nach Frankfurt »verwaltet«, und wir alle waren froh, Sie hierzuhaben. Und Ihre Vorlesung im Hause Guth hat mehr als gute Nachwirkungen.
Herzliche Grüße
Ihr
[gez. Siegfried Unseld]
(nach Diktat verreist)
Ihre Burgel Zeeh
Anlage 2
1 Minetti wird nicht in die Bibliothek Suhrkamp übernommen.
2 Die Anlage hat sich nicht erhalten. Es handelt sich vermutlich um die Programmvorschau des Suhrkamp Verlags für das zweite Halbjahr 1979; auf der Seite 8 wird der Band Die Erzählungen angekündigt: »Mit einem Vorwort von Ulrich Greiner«. Der Band erscheint im Oktober des Jahres, ohne Bibliographie und editorische Notiz, lediglich mit Quellenhinweisen versehen, unter dem Titel Die Erzählungen ; auf dem von Willy Fleckhaus entworfenen Umschlag mit weißem Fond und schwarzer Schrift ist ein Foto Th. B.s von Andrej Reiser zu sehen. Der Klappentext zitiert im wesentlichen aus einer Rezension von Der Stimmenimitator und Ja , die Ulrich Greiner am 22. November 1978 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht hat.
[388; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
3. September 1979
Lieber Thomas,
nochmals mein Kompliment für die »Billigesser«; ich habe die Erzählung jetzt zweimal gelesen, um ganz hinter die Wiener Kreis-Schliche zu kommen. Wir werden ein bedeutendes Echo auf diese Erzählung erhalten. 1
Ich ließ einige Seiten des Manuskripts neu abtippen, weil die immer unkundiger werdenden Setzer sich in den Korrekturen nicht zurechtgefunden hätten. Aber es gibt noch einige Stellen, die auch mir undeutlich sind.
Ich mache es am besten so, daß ich diese Stellen auf einem gesonderten Blatt notiere. Da ich nicht weiß, ob Sie ein korrigiertes Manuskript bei sich haben, schreibe ich die Stellen jeweils ausführlich ab.
Es war sehr schön, daß wir uns neulich gesehen haben, wenn das Gespräch vielleicht doch etwas zu kurz kam.
Herzliche Grüße
Ihr
Siegfried U.
[Anlage; Anmerkungen zu Die Billigesser ]
Seite 9, 4. Zeile von unten:
. . . er hatte Angst gehabt, »daß ihn die Leute in der WÖK sofort als Krüppel erkennen und anstarren und lange Zeit nicht mehr aus ihren . . . . . . Augen lassen«. Sie haben handschriftlich diese Augen mit einem Eigenschaftswort versehen, das läßt sich aber leider nicht entziffern. Sind es perverse Augen?
Wenn ich gerade WÖK diktiere: Ich würde vorschlagen, man sollte das nicht mit großen Buchstaben schreiben, sondern das ö mit einem Kleinbuchstaben, also WöK. Was meinen Sie?
Seite 2
»auf ein anderes, möglicherweise sogar entgegengesetztes Thema gekommen wäre, auf ein vollkommen anderes, so er, als auf das er gekommen sei, . . .«
Müßte es nicht heißen: »als das auf das er gekommen sei?«
Seite 10, Zeile 16
». . . und hätten ihn wie selbstverständlich auf den besten Platz an ihrem Tisch setzen lassen.« Sollte man nach »selbstverständlich« nicht ein »sich« einfügen?
Seite 10, Zeile 26
»während er mit beiden Händen den Versuch gemacht hatte, die Krückstöcke an die Wand hinter ihm zu lehnen . . .« Muß es hier
Weitere Kostenlose Bücher