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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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man ihn für seine Zwecke ausbeuten könne. Doch jetzt sei Schluß, er würde sich nun auf einen ganz anderen Schauspielertyp einstellen wollen.
2. Lächerlich fände er die Haltung von Peymann. Der Grund, weswegen er den ›Theatermacher‹ in diesem Jahr in Salzburg nicht machen wollte, läge nur darin, daß Peymanns ›Bettkatze‹ nicht nach Salzburg wolle, und deshalb die Ausrede, er fände keinen Schauspieler, nachdem Minetti abgesagt habe. Auch Bernhard betonte, daß er für diese Rolle nie Minetti vorgesehen hätte. […] Er will von Peymann verlangen, daß die Aufführung stattfindet, und wenn Peymann keinen Schauspieler findet, soll sich der Theaterverlag darum kümmern. Ich habe ihm das voll und ganz bestätigt. Wir sind so verblieben, daß ich ihn am Samstag abend in Wien anrufe. Er wird mir dann das Ergebnis seines Gespräches mit Peymann sagen.
Danach fuhren wir dann in die Klettenbergstraße. Small talk. Ich dränge auch auf den Verlag. Auch hier schienen wir zunächst nichts zu besprechen zu haben. Er wollte seine Abrechnungen einsehen. Und als er ein Guthaben von DM 83.300.— sah, erbat er DM 50.000.—.
Ich stellte ihm Fellinger und Frau Strausfeld vor, welche ihn für Spanien einlud, er würde eine solche Einladung gerne schon für März/April annehmen.
Dann plötzlich wurde er aktiv. Ich sollte an Schaffler schreiben wegen des Rückfalls der Rechte an den autobiographischen Erzählungen. Es müßte ein umfangreicher Brief sein, der auch Bernhards Hochschätzung von Schaffler enthielte. Wenn es möglich wäre, 1985 das zu bringen, wäre er sehr froh. Die Form wären unsere marmorierten Geschenkausgaben.
Dann, was machen wir mit ›Korrektur‹? Nein, als Taschenbuch dürfe es nicht erscheinen, er wolle keine Taschenbücher. Deswegen ist ›Korrektur‹ zwar als Taschenbuch angekündigt, wird aber nicht erscheinen. Ich sagte ihm, daß wir eine besonders sympathische Sonderausgabe der ›Korrektur‹ im Herbst machen würden.
›Der Theatermacher‹: er war entschieden: keine Ausgabe in den suhrkamp taschenbüchern. Wir müssen das ändern. Er will partout sein Stück in der BS publiziert sehen. Dies übrigens ohne Rücksicht auf die Aufführung, d. h., wir sollen das so bringen, wie wir es für richtig halten, und nicht, wie es Peymann in den Kram passe.
Ja, und was mit ›Watten‹ wäre? Er habe den Eindruck, daß dieser Text völlig vergessen sei.
Plötzlich kam die Frage auf die Textfassung des ›Theatermachers‹. Er habe das Stück neu durchgearbeitet, diesmal seien keine Fehler im Manuskript. Herr Fellinger wird die Herstellung überwachen. Wir sollten wirklich den Ehrgeiz haben, diesmal ein fehlerfreies Exemplar zu produzieren. Wir fotokopierten noch seinen Text, und dann eilten wir zum Flughafen. Unterwegs sagte er mir, wegen des neuen Buches im Herbst bräuchten wir wohl nicht mehr zu sprechen. Ich betonte, daß dies der Gegenstand des Gesprächs vom 2. März sei.«
    3    Das Treffen mit Th. B. in Wien kommt am 2. März zustande, S. U. schildert es in seinem Reisebericht Wien, 29. Februar-3. März 1984 :
»Ich kam gerade noch rechtzeitig ins Hotel, um Verbindung mit Thomas Bernhard aufzunehmen. […] Ich erreichte Bernhard um 19.00 Uhr, und wir verabredeten uns für den Abend im ›Rauchfangkehrer‹.
Die Traktanden des Gesprächs: ›Theatermacher‹ in Salzburg. Am Schluß sei es nicht mehr möglich gewesen, er hätte es nur noch erzwingen können, und das wollte er nicht, so gab er Peymann eine ›Kunst-Entscheidung‹ an die Hand. Dieser ergriff das Nachgeben Bernhards und sagte für 1984 ab mit dem Hinweis, daß Minetti nicht in der Lage sei, diese Rolle zu lernen. Und das sei auch Buhre nicht, denn beide seien in der Aufführung von ›Der Schein trügt‹ so engagiert, daß man das auch nicht von Buhre verlangen könnte. Ich fand das reichlich fadenscheinig. Die Wahrheit ist, daß sich Peymann in der kommenden Zeit mehr auf seine Berufungen als auf eine Regie konzentrieren will. Und was Peymanns Berufungen betrifft, so ist Thomas Bernhard ganz klar: es müsse verhindert werden, daß er an die Burg ginge, denn hier würde er unweigerlich Schiffbruch erleiden. Also Peymann für Frankfurt!
Was die Buch-Ausgabe [des Theatermachers ] betrifft, so bittet er, man möchte ihm den Umbruch jetzt schicken (erl.-ze.) [erledigt – Zeeh], er dankt für die Revision von Raimund Fellinger, die BS-Ausgabe soll dann erst 1985 erscheinen. [Tatsächlich erscheint Der Theatermacher als

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