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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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das sind umgerechnet DM 16.500.—. Wenn er nicht anwesend ist, wird die Preissumme an den zweitplacierten Autor gegeben, und das ist Yves Bonnefoy.
Bernhard war sehr angetan von der Faksimile-Ausgabe ›Frost‹. In das mir gewidmete Exemplar trug er die Stationen der Widmungsreise Baden-Baden, Strasbourg, Venedig ein.«

1984
     

[465; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    3. Februar 1984
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich freue mich, daß wir uns am 10. Februar sehen werden. Wir haben uns einfach zu lange nicht mehr gesprochen, deshalb die Irritationen, Zweifel, Stimmungen. 1
    Einen Punkt müssen wir nochmals bereden: »Der Theatermacher«. Sie erinnern sich, daß Sie mir diesen einen persönlichen Wunsch erfüllt haben: im Rahmen des 1000er-Programms der suhrkamp taschenbücher wollten wir von den wichtigsten Autoren Bücher im Taschenbuch vorlegen. Band 1000 sind die »Notizen« von Ludwig Hohl, ihm folgen Bücher von Brecht, Hesse, Joyce, Proust, Beckett, Hildesheimer und Neuerscheinungen von Muschg, Walser, Kühn, Johnson; in dieses 1000er-Programm haben wir den »Theatermacher« aufgenommen, wir haben das angezeigt, 15 000fach, und der Buchhandel ist also darüber informiert. Ich kenne doch Ihre Vorliebe für die Bibliothek Suhrkamp, und Sie wissen, daß ich Ihren Wunsch, daß die Stücke dort erscheinen mögen, immer berücksichtigt habe. Wir können das auch in Zukunft so machen, aber, bitte, belassen wir doch dieses eine Stück im Rahmen der suhrkamp taschenbücher. Selbstverständlich kann der Text jederzeit erscheinen, wir haben ihn jetzt für Juli 1984 vorgesehen, gleichgültig, ob die Aufführung 1984 oder 1985 herauskommen wird. Im übrigen sollten wir die Aufführung in diesem Jahr noch nicht aufgeben! 2
    Und wenn wir weitere Pläne haben: am 1. und 2. März werde ich erneut in Wien sein, wir könnten uns, wenn Sie zu diesem Zeitpunkt ebenfalls dort sein sollten, für den Abend des 2. März verabreden. 3
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1    Am 20. Januar 1984 hält Burgel Zeeh in einer Telefonnotiz für S. U. fest:
»Gruß von Thomas Bernhard
Er ist bis Sonntag in Wien und wartet am Samstag abend nur auf den Anruf von Peymann!
Er wollte Sie jetzt nicht sprechen, es gäbe ja eh nichts, aber er wird Ihnen schreiben, was er sich so vorstellt … Er klang etwas müde, obwohl er versicherte, es ginge ihm gut.«
Den Anruf Peymanns erwartet Th. B. nach der Uraufführung von Der Schein trügt , die am 21. Januar 1984 im Schauspielhaus Bochum stattfindet (Regie: Claus Peymann, Karl: Bernhard Minetti, Robert: Traugott Buhre). S. U. besucht die Aufführung und notiert in der Chronik :
»In Bochum Uraufführung von Thomas Bernhard, ›Der Schein trügt‹. Eine sehr interessante Aufführung. Der Text von Thomas Bernhard war ein entwickelter Bernhard-Text. Bernhard wird immer freier. Er kann sich selber ironisieren, und so wird das Ganze ein schönes Spiel der Täuschungen, Selbsttäuschungen und der Mißverständnisse, die gerade dann unter Menschen eine Rolle spielen, wenn sie eng miteinander verbunden sind. Es ist ein wirkliches End-Spiel, ein würdiger Nachfolger von Samuel Becketts Stück. Die Aufführung konnte, wie auch immer, gar nicht schiefgehen, denn die beiden Rollen wurden von Bernhard Minetti und Traugott Buhre gespielt. Und so war es auch. Großartig, besonders Minetti war auf dem Höhepunkt. […] Telefonat mit Thomas Bernhard in Wien, der glücklich war.«
Und im Reisebericht Bochum—Celle, 21.-22. Januar 1984 , heißt es über dieses Telefonat mit Th. B.: »Er schien froh, gelöst und heiter, wollte aber eigentlich weniger vom Erfolg des Stückes hören als vielmehr allen Beteiligten einen angenehmen Abend wünschen. Ich habe ihm versprochen, mich bald bei ihm zu melden.« Während der Premierenfeier unterhält sich S. U. auch mit Claus Peymann und notiert: »Dann die betrübliche Nachricht: Peymann findet für Salzburg und den ›Theatermacher‹ [Bruscon] keinen Schauspieler, eine ziemlich unglaubliche Sache.«
    2    S. U. berichtet in einer Notiz über die Gespräche mit Thomas Bernhard am 10. Februar in Frankfurt:
»Wir waren um 9.00 h im Frankfurter Hof verabredet, um zu einem Frühstück in die Klettenbergstraße zu fahren. Er bat mich aber, zunächst noch im Frankfurter Hof zu bleiben, und erklärte mir dann dezidiert:
1. mit Minetti wolle er nun definitiv ›aufhören‹, er hätte ihm alle Ehre angetan, andererseits ihn auch so weit ausgebeutet, wie

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