Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Baden-Baden Burgel Zeeh gegenüber geäußerten Wunsch, nach Basel zu fahren, da dort einmal seine Großeltern gelebt hätten.
[463; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
31. August 1983
Lieber Thomas,
nur kurz die Meldung, daß »Der Untergeher« jetzt an den Buchhandel ausgeliefert wird. Der Ladenpreis beträgt DM 26.—. Wir haben 10 000 Exemplare als erste Auflage gedruckt. Ich bin sicher, daß wir bald zu einer zweiten Auflage kommen.
Wir lassen Ihnen in Abständen zwanzig Frei-Exemplare zugehen. Bitte fordern Sie die weiteren an.
Ich freue mich, daß dieses Buch jetzt seinen Lauf in der Öffentlichkeit antreten kann.
Herzliche Grüße
Ihr
S. U.
[464; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
8. September 1983
Lieber Thomas,
Sie waren damit einverstanden, daß Friedrich Cerha einen Teil aus »Gehen« vertont und unter dem Titel »Requiem für Hollensteiner« aufführt. Wir haben da einen Vertrag mit der Universal Edition Wien gemacht. Wir hören nun heute von der Universal Edition, daß die Uraufführung in Graz stattfindet, und zwar in dem Eröffnungskonzert des Steirischen Herbstes 1984. Dies zu Ihrer Information.
Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören. 1
Herzliche Grüße
Ihr
[Siegfried Unseld]
1 Th. B. reagiert am 11. September auf diesen Brief durch ein Telefonat mit Burgel Zeeh. Sie notiert dessen Äußerungen:
»Er läßt Sie sehr herzlich grüßen. Er hat ein großes Problem: er habe Ihnen immer noch nicht geschrieben und für dieses schöne Unternehmen gedankt, jetzt seien schon fünf Wochen ins Land gegangen. Sie hätten ihm geschrieben, das sei zudem ein großartiger Brief, auf den könne man eigentlich nicht antworten. Aber er habe einen halben Tag damit zugebracht, Ihnen zu schreiben, er wollte das nämlich handschriftlich mit seinem neuen Füllhalter tun. Aber nach einer halben Seite habe er seine Handschrift nicht mehr ansehen mögen, so seien denn 15 Versuche in den Ofen geraten und der Brief noch immer nicht geschrieben. Nun räche sich dieser Füller [mit dem er die Jubiläumsausgabe Frost signierte]: er könne seinem Verleger damit nicht schreiben!! Ich riet ihm, doch halbe Bogen zu nehmen – das will er jetzt ernsthaft noch einmal versuchen! Aber er bat mich dringend, Ihnen gleich von dieser grauenhaften Vergeblichkeit zu berichten, mit seinen herzlichen Grüßen.«
Auch im weiteren Verlauf des Jahres 1983 kommt es zu keinem Brief von Th. B. an S. U. Man trifft sich jedoch zwischen dem 2. und 4. Oktober in Venedig. Darüber hat S. U. eine Notiz verfaßt:
»Er unterzeichnete den Verlagsvertrag für ›Untergeher‹ und ›Theatermacher‹. Gleichzeitig war er damit einverstanden, daß der ›Theatermacher‹ im Rahmen des 1000er Programms der suhrkamp taschenbücher erscheinen kann.
Zum Erscheinungstermin des ›Theatermachers‹: die Aufführung wird Juli / August bei den Salzburger Festspielen sein. Bernhard überläßt uns ganz den Erscheinungstermin, ja, ihm wäre es fast recht, wenn es früh käme, aber Peymann bittet dringlich um die Koordinierung des Erscheinungstermins mit der Aufführung. Ihm wäre es überhaupt lieber, wenn das Buch erst viel später erschiene. Ich finde, wir sollen es so machen, daß das Buch wirklich acht Tage vor der Premiere ausgeliefert werden kann, man kann in Salzburg die Buchhandlungen anhalten, nicht früher als zum Premierentermin selbst zu verkaufen.
Im November 1984 wird Peymann den ›Theatermacher‹ in Bochum aufführen, dies dann als Westdeutsche Erstaufführung.
Im Anschluß daran geht das Stück auf Tournee, und zwar veranstaltet von dem Berliner Tournee-Unternehmen Greve.
Das Stück ›Der Schein trügt‹: vorgesehener Termin der Uraufführung in Besetzung mit Minetti / Buhre ist Anfang Dezember 1983. Es ist jedoch möglich, daß wegen Minettis Gesundheitszustand die Premiere doch später stattfinden wird.
Die zweite Aufführung wird in Berlin herauskommen, Boy Gobert möchte das Stück mit Schellow / Bollmann inszenieren.
Das ›Yale Theater Magazine‹ wird ›Der Schein trügt‹ in der Übersetzung von Gitta Honegger (›Appearances are Deceiving‹) abdrucken. Die Zeitschrift bietet ganze 100 Dollar für Autor und Übersetzer an. Bernhard ist einverstanden, daß die 100 Dollar an Gitta Honegger gehen.
Bernhard will nach Palermo reisen, um den ›Mondello‹-Preis entgegenzunehmen. Es ist der bedeutendste Literaturpreis in Italien. Bernhard wird damit zum ersten Male Millionär, 10 Millionen Lire –
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