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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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›Auslöschung‹. Wir erstellten ein vergrößertes Manuskript. Jetzt liest es sich leichter und seine perfidischen Feinheiten und der Sog seiner Sprache treten deutlicher hervor.«
Und unter dem Datum des 29. April notiert er:
»Thomas Bernhard im Verlag. Er verzichtet auf ein Mittagessen und will sofort an die Arbeit gehen. Es ist erstaunlich, welche Aufgeschlossenheit er an den Tag legt gegenüber dem, was ich und dann vor allen Dingen Raimund Fellinger ihm zu sagen haben. Ich bin kein Schriftsteller, heißt es in diesem Manuskript, ich habe keinerlei Talent dazu. Ist das nicht kokett? fragte Bernhard. Ich sagte ja, zu kokett. Es wurde geändert. Bis abends um 19 h geht die Arbeit am Manuskript. Dann fährt Rudolf Rach uns zum Flughafen. Wir essen Spargel in dem Restaurant ›Fünf Kontinente‹, Thomas Bernhard gelöst, heiter, erleichtert, ja, dankbar. Er fliegt nach Wien zurück.« Am 2. Mai berichtet Burgel Zeeh S. U. in einer Notiz von einem Telefonat mit Th. B.: »Er bat sowohl Herrn Fellinger […] als auch mich, es doch beim ursprünglichen Untertitel zu belassen: ›Auslöschung. Ein Zerfall‹. Und darum bittet er auch Sie.«

[491; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    15. Mai 1986
    Lieber Thomas Bernhard,
    Herr Staudt hat Satzproben machen lassen.
    Satzprobe 1: das ergibt 820 Seiten, also wirklich unsinnig.
    Satzprobe 2: das ergibt rund 600 Seiten.
    Satzprobe 3: das ergibt 480 Seiten.
    Genau ist das alles nicht zu berechnen, weil doch sehr viele handschriftliche Veränderungen im Manuskript sind, die den berechnenden Herstellern Schwierigkeiten machen. Aber ich glaube, die Situation ist klar: 800 Seiten, das wäre wirklich ein Unding, wir sollten uns auf diese mittlere Fassung einlassen.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    Anlagen erwähnt 1
    1   Bei den Anlagen handelt es sich um jeweils eine Doppelseite Probesatz für Auslöschung im Schriftgrad 12/14 (820 Seiten), 11/13 (600 Seiten) und 10/12 (480 Seiten). Am 20. Mai hält Rudolf Rach für den Leiter der Herstellungsabteilung, Rolf Staudt, den Inhalt eines Telefonats mit Th. B. fest: »[…] er möchte die mittlere Fassung, die insgesamt 600 Seiten ergibt und dem Format 12 \x 20 entspricht. Außerdem bittet er darum, das Manuskript sofort in Satz zu geben.«
In einem Brief vom 15. Mai an Th. B., in dem Burgel Zeeh ihn bittet, sich bald für eine der vorgeschlagenen Satzproben zu entscheiden, heißt es weiter: »Herr Dr. Unseld, unterwegs zum heutigen Geburtstag von Max Frisch, bat mich, Ihnen die beiliegende Mitteilung, die in der kommenden Woche an die Presse geht und in ›Theater heute‹ veröffentlicht werden wird, vorab zu senden, sozusagen zur Information.« Im Heft 6 von Theater heute findet sich die »Mitteilung« des Suhrkamp Verlags: »Rudolf Rach, seit 1971, mit Unterbrechung, Leiter des Suhrkamp Theaterverlages, verläßt zu Ende des Jahres 1986 den Suhrkamp Verlag. Wir danken ihm für seine großartige Arbeitsleistung. Rudolf Rach geht nach Paris, er wird Geschäftsführer und Leiter des französischen Verlages L’Arche, Paris, der unter anderem auch das Programm des Suhrkamp Verlages in den französischsprachigen Ländern vertritt. Siegfried Unseld.«

[492; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    21. Mai 1986
    Lieber Thomas Bernhard,
    das Manuskript »Auslöschung. Ein Verfall« geht nach Ihrem Anruf bei Rudolf Rach in Satz. Wir wählen also die mittlere Fassung mit 11/13. Das Format ist wie Ihre anderen Bücher. Der Umfang kann auf die Seite noch nicht berechnet werden, da die handschriftlichen Einfügungen schwer zu berechnen sind. Auf jeden Fall wird es ein umfangreiches und schönes Buch werden.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld

[493; Anschrift: Wien]
     
    Frankfurt am Main
    4. Juni 1986
    Lieber Thomas Bernhard,
    das ist der Umschlag. Konveniert er Ihnen?
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld

[494; Anschrift: Wien]
     
    Frankfurt am Main
    11. Juni 1986
    Lieber Thomas,
    hier noch einmal der Umschlag-Andruck in den Farben, die Sie sich gewünscht haben. Grün der Untergrund und gelb die Schrift.
    Gefällt Ihnen das so?
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    Anlage 1
    1   Nach Erhalt des Umschlag-Andrucks meldet sich Th. B. am 18. Juni aus Madrid telefonisch bei Burgel Zeeh, in ihrer Telefonnotiz für S. U. heißt es:
»Er hat den Umschlag ›Auslöschung‹ bekommen. Leider ist er nicht so, wie er ihn sich wünscht.
Das ›Grün‹ sollte so dunkel, ja fast schwarz

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