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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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gibt noch einmal eine solche frühe Fassung eines Stückes von Thomas Bernhard. Er wünscht sich natürlich eine Veröffentlichung in der edition suhrkamp.«
Der Berg. Ein Spiel für Marionetten als Menschen oder Menschen als Marionetten ist 1957 entstanden. Erstdruck in Literatur und Kritik , H. 46, 1970, S. 330-352. Das Österreichische Fernsehen strahlt am 7. April 1970 eine Inszenierung des Stücks aus. Siehe zu Text und Entstehung des Stücks Th. B.: Werke 15 , S. 89-136, sowie S. 446ff.
Wie sich aus einer Beispiel eines Reisetags. Freitag 19. Juni überschriebenen Notiz der Chronik von S. U. ergibt, ist S. U. in Begleitung von Jürgen Becker und dessen Frau Rango Bohne mit dem Auto vom Schweizerischen Poschiavo (wo die Hildesheimers wohnen) über Kirchbichl bei Kufstein (wo die Augustins sich aufhalten) nach Ohlsdorf gefahren. Über den Reisebericht hinaus ist hier zu erfahren: »Es gibt für das ›Kalkwerk‹ ein klares Vorbild, nämlich ein Kalkwerk am Traunsee. Thomas Bernhard zeigte mir das später.«

[118; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
     
    Hamburg
    29. Juni [1970]
    überwältigender erfolg des stückes wie der aufführung. gratuliere herzlichst. siegfried unseld

[119; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    1. Juli 1970
    Lieber Thomas Bernhard,
    es war genau so, wie mein Telegramm es beschrieb. Im Anfang kamen noch Buhrufe auf offener Szene, die aber dann gleich erstickt wurden durch mehrfachen Applaus bei offener Szene. Zum Schluß steigerte sich das, und man kann den Applaus wirklich orkanartig nennen, für Hamburg ganz und gar ungewöhnlich.
    Ich glaube, daß Ihrem Stück ein vollkommener Ausdruck gegeben wurde. Gut, ich hätte vielleicht doch den einen oder anderen Strich gemacht. Aber diese Überlegung ist irrelevant. Die große Resonanz war überzeugend.
    Peymann hat hervorragende Arbeit geleistet. Vollkommen war Boris, über Judith Holzmeister als »Die Gute« kann man geteilter Meinung sein. Sie hat einen Zungenschlag, der mir nicht angenehm war. Andererseits liegt in der Rolle ja etwas Exaltiertes. Die szenische Anlage schien mir vorzüglich. Insofern ist diese Aufführung wirklich ein Modell.
    Sie wissen, daß die Proben und der angesetzte Aufführungstermin immer weiter hinausgeschoben wurden. Das Theater hat sich schließlich mit einer Flucht nach vorn gerettet, d. h., es hat die Premiere am letzten Theatertag angesetzt. Danach wurde das Theater geschlossen und ging in die Sommerferien. Für das Schauspielhaus bedeutet der Erfolg von »Boris« den Höhepunkt der Saison, und Lietzau hat mir versichert, daß das Stück eine eminente Rolle in der nächsten Saison spielen werde. Darauf werden wir nun sehr dringen. 1
    Ich schicke Ihnen die Kritiken, die heute bei uns eingetroffen sind. Weitere Kritiken gehen Ihnen in den nächsten Tagen zu.
    Ich beglückwünsche Sie, lieber Herr Bernhard. Ich beglückwünsche uns beide, und ich schreibe das gerne am Tage des zwanzigjährigen Suhrkampjubiläums.
    Herzlich Ihr
    Siegfried Unseld

    Anlagen 2
    1   Bei der Uraufführung von Ein Fest für Boris am 29. Juni 1970 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Regie von Claus Peymann spielen Judith Holzmeister (Die Gute), Angela Schmid (Johanna), Wolf R. Redl (Boris) und Heinz Schubert (der älteste Krüppel). Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann, Kostüme: Moidele Bickel. Th. B. ist bei der Uraufführung nicht anwesend. Am 5. Juli 1970 schreibt er an Ursula Bothe im Suhrkamp Theaterverlag: »[. . .] unser Hamburger Erfolg war für mich, der ich am 29. den ganzen Abend in nervöser Spannung fortwährend auf- und abgegangen bin, bis ich mich dieser Unerträglichkeit durch Einnahme von einem Haufen Schlafpulver aufs wunderbarste entzogen habe, der unvorhergesehenste, unerwartetste. Von Peymann wusste ich gleich bei der ersten Begegnung, dass das der richtige Mann für ›Boris‹ ist. Es brauchte nicht viel Herumrederei. Auf dem Höhepunkt der Neugierde habe ich mir aber gesagt, es ist besser, das Theater allein zu lassen. Im Herbst schaue ich mir eine der ersten Vorstellungen an.« Nach der Uraufführung, die zugleich die einzige Aufführung der Spielzeit 1969/1970 ist, wird das Stück am 30. September 1970 wieder in den Spielplan aufgenommen und erlebt elf Aufführungen bis Dezember 1970.
    2   Auf dem Durchschlag des Briefes ist am unteren Rand mit Schreibmaschine vermerkt:
»Hamburger Abendblatt« 30. 6.
»Welt« 1. 7.
»FAZ« 1. 7.
»SZ« 1. 7.
Im Hamburger Abendblatt

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