Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
ganz einfach: die deutsche Akademie hat vor 2 Tagen den Büchnerpreis an Th. B. verliehen [. . .].« (Th. B.: Werke 3 , S. 243.)
2 1971 erscheint im Suhrkamp Verlag von Hans J. Fröhlich der Roman Engels Kopf . Th. B. und Hans J. Fröhlich kennen sich, wie aus einem Brief Fröhlichs an Th. B. vom 7. August 1967 hervorgeht, seit 1967. »Herzlichen Dank, dass Sie vor Frau Botond so freundlich über mich gesprochen haben. Ohne Ihr Mitwirken würde mein Buch [der Roman Tandelkeller ] vielleicht nicht mehr in diesem Herbst erschienen sein.«
[116; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
Frankfurt am Main
11. Mai 1970
lieber herr bernhard,
»kalkwerk« ist großartig. ich bin begeistert. glückwunsch für uns beide. stop. mir erscheint der text satzreif. ich möchte ihn sogleich in die herstellung geben. stop. eine bitte: die unterstrichenen stellen sollen nicht kursiv gesetzt werden. das wäre zuviel. wären sie damit einverstanden, wenn wir alles normal setzen?
noch einmal meinen glückwunsch und meine bewunderung.
ihr siegfried unseld
[117; Telegramm]
Ohlsdorf
12. 5. 70
alles normal setzen = bernhard 1
1 Th. B. revidiert seine Entscheidung und fügt die Unterstreichungen, die im Druck in kursiver Schrift erscheinen, wieder ein, weshalb ihm Thomas Beckermann am 16. Juni 1970 neben dem ersten Teil des Umbruchs des Kalkwerks das Manuskript zuschickt.
Am 19. Juni 1970 besucht S. U. Th. B. in Ohlsdorf und schildert das Treffen im Reisebericht Schweiz—Österreich, 14.-21. Juni 1970 : »Ich besprach mit ihm den Vertrag für ›Das Kalkwerk‹. Unstimmigkeiten wurden bereinigt, auch einige Änderungen angebracht. Aber Thomas Bernhard konnte sich noch nicht zur Unterschrift entschließen. Er will das jedoch nachholen. Die früheren Verträge wird er nicht unterschreiben. Er glaubt, sie seien in unser neues Agreement mit einzubeziehen, und ich stimme dem zu.
Sein großer Wunsch ist, ›Das Kalkwerk‹ möge in einer Auflage von 10000 Exemplaren erscheinen. Ich sagte ihm, daß ich das im Verlag besprechen müßte. Die Verleihung des Büchner-Preises wird am 17. Oktober in Darmstadt stattfinden. Bernhard will eine kurze Rede halten. Ich meine, wir sollten die Situation des Büchner-Preises für eine Werbung ausnützen. Sicherlich in jedem Fall in Darmstadt. Vielleicht kann man die Arbeitsgemeinschaft der Darmstädter Buchhändler zu einer größeren Postwurfsendung oder ähnlichem bewegen. Frage an Fräulein Weimar: Wie ist die Situation der Übersetzungen Thomas Bernhards? Vielleicht sollte man im Hinblick auf den Büchner-Preis und den neuen Prospekt, den wir machen mit Eindruck Büchner-Preis, noch einmal für Übersetzungen werben. Thomas Bernhard ist bereit, zur Buchmesse nach Frankfurt zu kommen und bei den Veranstaltungen mitzuwirken. Er ist jedoch, was die erste Septemberwoche betrifft, gegen Doppellesungen. Wenn wir Augustin [Ernst Augustins Roman Mamma wird wie Das Kalkwerk am 1. September 1970 ausgeliefert] und ihn vorstellen wollen, so soll dies an zwei Abenden geschehen, d. h. an einem Abend Thomas Bernhard und am anderen Abend Ernst Augustin. Was Horváth betrifft, so regt Thomas Bernhard an, ich möge Herrn Heer schreiben und ihm eine Matinee im Akademie-Theater aus Anlaß der Ausgabe vorschlagen. Ich will das gerne tun. Zwei Empfehlungen von Thomas Bernhard für die Bibliothek Suhrkamp: Canetti, eine Auswahl aus ›Masse und Macht‹, eventuell das Ganze prüfen. Fräulein Geisler bitte ein Exemplar bestellen. Ferner würde Thomas Bernhard gerne eine Auswahl der Gedichte von Trakl für die Bibliothek Suhrkamp vornehmen.
Die beiden letzten Erzählungen für den BS-Band ›Midland in Stilfs‹ erhalten wir im August. Wir können uns dann immer noch überlegen, ob wir den Band vorziehen oder ihn wie vorgesehen im März 1971 veröffentlichen wollen. Im übrigen arbeitet Thomas Bernhard an zwei Dingen. Einmal an einem neuen Stück, einer ›Komödie der Idioten‹, und an einem neuen Roman, der in einer Papiermühle spielen soll. Insgesamt war es eine sehr gelungene Begegnung. Der Kontakt zu Bernhard ist weiterhin gefestigt und vertieft. Er fuhr dann am nächsten Tag mit zu Günter Eich. Nachtrag noch zu Thomas Bernhard : in der Juni-Nummer der Zeitschrift ›Literatur und Kritik‹ ist eine Pantomime von Thomas Bernhard, ›Der Berg‹, veröffentlicht. Wir könnten das in den Theaterverlag übernehmen. Ein österreichisches Theater wird eine Uraufführung machen. Es
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