Der Briefwechsel
betrifft die Beschreibung der Lehrerin Franziska, der ich noch ein paar Charakteristika gebe, damit sie nicht so flach und ironisiert erscheint, ähnlich, wie ich das bei dem Verleger getan habe. Ich habe keine Kopie mehr und bitte Dich halt, es an der angegebenen Stelle, es dürfte zwischen S. 15 und 20 sein, einfügen zu lassen. Die zweite, kleine Änderung betrifft die Schlußzeile des Lieds von der Linkshändigen Frau: da sollte es, statt: »Und wir werden uns verraten und aufeinander zugehen« heißen: »Und wir werden ganz selbstverständlich aufeinander zugehen.«
Mit geht es ganz gut, jedenfalls besser. An diesem Wochen[ende] trafen wir uns in Antibes. Es ging knapp an einem Preis für Karin Kiwus vorbei – aber es meinten doch alle, wir sollten noch ein zweites Buch abwarten, obwohl zwei Gedichte, die ich vorlas, auf eine nachdenkliche Zustimmung trafen. 2 Ich hoffe, es geht Dir gut. Bitte, schicke mir bald eine Abschrift der Erzählung, die Du ja machen lassen wolltest. Ab 8. Mai, wenn ich körperlich und seelisch bei gutem Trost bin, werde ich in Los Angeles sein, bis 18. 3
Alles Gute,
Dein Peter
304 | Ich habe vielen Leuten von meinem Titel erzählt, und sie fanden ihn alle mehr als gut, und viele sagten mir übereinstimmend, er mache neugierig zum Lesen – während sie bei »Ins Land des Ideals« mit den Achseln zuckten. 4 »Ins Land des Ideals«, das wäre dann aber ein richtiger Titel für den Science-fiction-Roman nicht der technischen Welt, sondern des Bewußtseins , den ich in ein paar Jahren schreiben möchte (bis ich 40 bin – wenn ich's werde.) Hast Du inzwischen doch meinen Brief vom 2. 4. gekriegt? |
| Einfügung für »Die linkshändige Frau« (zu Franziska) | anschliessend an »… und einer Stimme, die man aus jeder Menschenversammlung heraushörte, auch wenn sie gar nicht laut sprach.«. ( Zufügen ): (Sie redete fast nur in Meinungen, aber nicht so sehr aus Überzeugtheit und Leidenschaft, sondern eher aus Sorge, dass Gespräche sonst nicht ernsthaft genug – als bloßes Erzählen, als Tratsch – erscheinen würden, und auch aus einer Art Angst vor jedem Stummsein; manchmal dagegen passierte es ihr, dass sie plötzlich, über gar nichts Bestimmtes, in eine ganz allgemeine, sprachlose Gerührtheit ausbrach, wobei ihr Gesicht, in der Entspannung, eine Ähnlichkeit mit vielen anderen, und sehr verschiedenen, Frauengesichtern bekam und ganz weich wurde – als entdecke sie in dieser unbestimmten Rührung sich selber.) 5
1
Burgel Zeeh hatte unter dem Datum des 21. April 1976 an P. H. geschrieben: »[…] da Sie für Herrn Unseld gestern und auch heute früh nicht erreichbar waren und auch ich Sie nicht erreichen kann, schreibe ich Ihnen rasch diese Zeilen. Herr Unseld dankt für Ihren Brief, er wird versuchen, Sie nach seiner Rückkehr am Montag anzurufen. Heute nur soviel: das Buch wird wunschgemäß angekündigt mit dem Titel ›Die linkshändige Frau‹. Bei Papier und Umschlag finden ebenfalls Ihre Wünsche Berücksichtigung. Alles Weitere dann zwischen Ihnen beiden mündlich.«
2
305 Die Jury des Petrarca-Preises bestimmte Sarah Kirsch und Ernst Meister zu den Preisträgern des Jahres 1976.
3
P. H. hielt sich vom 8.-18. April 1976 mit seiner Tochter Amina 10 Tage in Los Angeles zu einer Österreichischen Kulturwoche auf; in New York machte er auf dem Rückflug einen Zwischenstopp; siehe auch Schönheit ist die erste Bürgerpflicht , S. 99.
4
P. H. fügte dieses Motiv in Die linkshändige Frau ein. Dort liest die Frau in dem französischen Buch, das ihr der Verleger zum Übersetzen mitgebracht hatte, den ersten Satz: »Sie versuchte zu übersetzen: ›Im Land des Ideals: Ich erwarte von einem Mann, daß er mich liebt für das, was ich bin, und für das, was ich werde.‹ Sie hob die Schultern.« (S. 56)
5
P. H., Die linkshändige Frau , S. 29: Die Einfügung wurde gekürzt zu: »(Manchmal dagegen passierte es ihr, daß sie plötzlich, über gar nichts Bestimmtes, in eine ganz allgemeine, sprachlose Gerührtheit ausbrach, wobei ihr Gesicht, in der Entspannung, eine Ähnlichkeit mit vielen anderen, und sehr verschiedenen, Frauengesichern bekam und ganz weich wurde – als entdecke sie in dieser unbestimmten Rührung sich selber.)«
[242; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
27. April 1976
Lieber Peter,
anbei eine neue Abschrift des Manuskriptes der »Linkshändigen Frau«. Deine Korrekturen, die Du angekündigt hast, sind natürlich hier bei
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