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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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habe den Anfang eines Romans geschrieben [ Das Raumverbot , 1979 unter dem Titel Langsame Heimkehr erschienen] und nach 200 Seiten festgestellt, er habe schon die ganze Erzählung geschrieben, jetzt suche er noch nach einem Schluß. Die Erzählung sei in der dritten Person geschrieben, der Schluß brächte das Ich. Er habe immer gewartet auf die Emphase, die ihn beim Schreiben seiner früheren Manuskripte begleitet habe, sie sei ausgeblieben, jetzt sei alles nüchtern, fast wortlos. Er hoffe, daß es doch poetisch sei.« Eine erste, einzeilig getippte, 52 Seiten umfassende Niederschrift der Langsamen Heimkehr mit dem Titel Die Vorzeitformen trägt den handschriftlichen Vermerk von P. H. für den Abschluß: »6. Januar 1979, München«. ( ÖLA 326/ WA 1 )
2
S. U. verbrachte zwischen dem 6. und 18. Januar seinen Urlaub mit Frau und Sohn auf Hawaii.
3
Eine der Anlagen ist das 158 Blatt umfassende, zweizeilig getippte Typoskript der Langsamen Heimkehr mit dem Titel Das Raumverbot . ( DLA , SUA , A: Suhrkamp Verlag, Handke, Peter) P. H. trug in sein Notizbuch (27. November 1978-10. Februar 1979), S. 133, ein: » HALLELUJAH ! 29. Januar/15h54«, markierend den Abschluß dieser Reinschrift. ( DLA , A: Handke, Peter, Notizbuch 018) Dem Typoskript beigefügt war eine Zeichnung von P. H. aus einem Notizbuch, das den Mount McKinley und den Earthquake Park, Anchorage, zeigt und auf den 29. September 1978 datiert ist.
    356 [282; Anschrift: c/o Hermann Lenz, Mannheimer Straße 5, München]
    Frankfurt am Main
    2. Februar 1979
    Lieber Peter,
    nur die Nachricht, daß Dein Manuskript gut eingetroffen ist. Ich freue mich sehr, es bald lesen zu können. Und bitte, rufe am Montag, 12. Februar, hier an, ich werde da sein. 1
    Herzlich
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
Im Telefonat vom 12. Februar 1979 sagte P. H. sein Kommen nach Frankfurt am Main für den 17. bis 19. Februar zu.
    [283]
    [Paris]
    22. Februar 1979
    Lieber Siegfried,
    jetzt habe ich noch drei Tage an der Geschichte gearbeitet und sicher hundert kleine Änderungen angebracht (und ich glaube, daß es wirklich Verbesserungen sind.) Auch Deine Korrekturen sind, glaube ich, alle berücksichtigt. 1 Ich schicke das Manuskript gleich ab, weil es mich so quält: es zu lesen, tut sozusagen der (meiner) Seele nicht gut. Wenn ich noch einmal so eine Arbeit angehe, wünsche ich mir jemanden, der mich dabei hält und behütet.
    Ich möchte noch ungefähr zehn Tage in Paris bleiben. Hoffentlich wird dann die Geschichte allmählich aus mir verschwinden. (Jetzt traktiert sie mich oft noch im Schlaf – ohne daß etwas dabei herauskommt.)
    357 Von dem Titel »Das Raumverbot« kann ich mich halt nicht trennen. Er ist zu tief mit mir verwachsen. Nimm ihn bitte hin. Ich habe den dritten Teil »Das Gesetz« genannt.
    Vielleicht werde ich in zehn Tagen wieder fähig sein, über die Geschichte zu sprechen (auch mit Elisabeth Borchers, wenn ich über Frankfurt nach Berlin fahre. 2 ) Am liebsten würde ich ja ab jetzt alles Dir überlassen und nicht einmal mehr den Umbruch lesen. Triumph und Niedergeschlagenheit wechseln sich schnell ab vor dem Manuskript. Einmal gibt es mir Heiterkeit, dann nimmt es mir die eigene Luft. – Ich möchte gern an das lange Gedicht denken. (Vielleicht morgen?)
    Natürlich wünsche ich mir den Erfolg.
    Und für die zwei Tage in Frankfurt danke ich Dir. (In Neuilly geht im Moment der Blick nicht weit, und ich werde ein bißchen hinausgehen.) Vielleicht magst Du mich einmal hier anrufen.
    Herzlich,
    Dein Peter
    1
Über den Aufenthalt von P. H. in Frankfurt am Main zwischen dem 17. und 19. Februar 1979 notierte S. U. in der Chronik: »Kurz vor acht werde ich mit der dritten Lektüre fertig. Aufregung, dieses Manuskript. Der erste Satz enthält das ganze Buch. ›Sorger hatte schon einige ihm nah gekommene Menschen überlebt und empfand keine Sehnsucht mehr, doch oft eine selbstlose Daseinslust und zuzeiten ein animalisch gewordenes, auf die Augenlider drückendes Bedürfnis nach Heil. Einerseits zu einer stillen Harmonie fähig, welche als eine heitere Macht sich auch auf andere übertrug, dann wieder zu leicht kränkbar von den übermächtigen Tatsachen, kannte er die Verlorenheit, wollte die Verantwortung und war durchdrungen von der Suche nach Formen …‹. 
So setzt das Buch ein. Die Beschreibung dessen, was der Geologe Valentin Sorger und sein Kollege Laufer im Giebelholzdach im amerikanischen Alaska an Landvermessung machen. Beschreibung von

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