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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Gorizia, Venedig/Guidecca), wobei er große Strecken zu Fuß zurücklegte. Diese Reise ist im Notizbuch vom 24. April bis 26. August 1978 ausführlich dokumentiert ( DLA , A: Handke, Peter, Notizbuch 015).
    [277; Telex; Anschrift: Hotel Cipriani, Venedig]
    Frankfurt am Main
    28. August 1978
    erbitte dringlich deinen Anruf
    gruss
    siegfried unseld 1
    1
Unter dem 28. August 1978 vermerkt die Chronik : »Telefonat mit Peter Handke in Venedig, um ihm noch einmal die Büchnerpreisrede für Lenz nahezulegen.« Bei der Übergabe des Georg-Büchner-Preises 1978 am 27. Oktober in Bonn an Hermann Lenz hielt Dolf Sternberger die Laudatio.
    [278; handschriftlich; Ansichtskarte: »Nome, Alaska, the largest city in the Arctic.«]
    Nome
    25. September 1978
    Lieber Siegfried,
    der Ort sieht so harmlos aus auf dem Bild, ist aber doch hart, stürmisch, kalt, verschlammt und vermehrt streunende Hunde, und ich streune auch. Ich schreibe bald wieder, mit Adresse, 1
    Herzlich,
    Dein Peter
    1
350 P. H flog am 23. September 1978 von Berlin nach Alaska – Anchorage (23. 9), Nome (25.9), Fairbanks, Fort Yukon (26. 9.), Anchorage, wo er den Earthquake Park mit Blick auf den Mount McKinley (29. 9) besuchte, Mount Alyeska und Portage Galcier. Von Alaska flog er nach New York, wo er ein paar Tage verbrachte, dann nach San Francisco. (Alaska, Kalifornien und New York sind die Schauplätze des später Langsame Heimkehr genannten Romans »Die Vorzeitformen«.) ( DLA , A: Handke, Peter, Notizbuch 016). Vom 11. Oktober bis 12. Dezember war er in New York, wo er mit dessen Niederschrift begann. Auf seiner Landkarte von Alaska notierte er. »›Die Vorzeitformen‹ habe ich am 14. Oktober 1978 im Hotel Adams, in der 86. Straße, zu schreiben angefangen.« Aus der Landkarte schnitt er ein kleines Rechteck aus und klebte es auf das Titelblatt des Typoskripts der ersten Fassung.
    [279; Anschrift: c/o Kurt Bernheim, New York]
    Frankfurt am Main
    31. Oktober 1978
    Lieber Peter,
    ich komme zu einem leider eher kurzen Trip nach New York. Könnten wir uns am Samstag, 18. November, sehen – mittags oder abends, ganz wie Du willst? Ich würde mich sehr freuen.
    Kurt Bernheim hat mir berichtet, daß Du Dich in produktiver Stimmung befindest. Ich freue mich sehr darüber. 1
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
P. H. und S. U. hatten sich vor der Reise von P. H. in die USA am 15. und 16. September 1978 in Frankfurt am Main getroffen. Die Chronik vermerkt zu diesen Tagen: »In Frankfurt erwartet mich Peter Handke. Sehr intensives, liebes Gespräch. Nun schreibt er
351 seinen Roman. Er hat einen neuen Titel: ›Das Versäumnis‹. Oder: ›Abschiedsbilder‹. Das sind doch sehr zurückhaltende Titel. In der Nacht stehen wir auf und sehen den Boxkampf Ali gegen Spinks. Es war gleichzeitig ein Kampf würdigen Alters gegen fordernde Jugend, ein Kampf, der mit tänzelnder Technik ausgeführt wurde. 16. September: Schöner Morgen mit Peter Handke, was er auch in das Gästebuch eintrug. Beim Weggehen nahm er aus meiner Bibliothek Meister Eckhart, ›Schriften‹, mit und einen Essay-Band von Martin Heidegger, der den Essay enthielt ›Bauen und Wohnen‹.« 
P. H. und S. U. trafen sich während einer USA -Reise von S. U. zwischen dem 16. und 21. November 1978 in New York. Beide haben die Begegnung schriftlich festgehalten. P. H. erinnerte sich: » 1978, November. Ich (oder der gemeinhin ›Ich‹ Genannte) im 21. Stockwerk eines Hotels in New York, inzwischen Appartmenthaus geworden (die Rezeption unten später wiedererkannt im Film Gloria [von 1980] von John Cassavetes, Gena Rowlands da Unterschlupf suchend für sich und ein von Killern verfolgtes Nachbarkind). Name des Hotels: ›Adams Hotel‹, gut passend zu der den Anfang der Anfänge suchenden Erzählung Langsame Heimkehr , mein Thema, nein, mein Vorwurf (= mein Problem) in jenen Schreibermonaten; ich dazu am Tisch dort sitzend dafür (fast) Tag und Nacht. Besuch des Verlegers in meinem Schreibgemach. Ich während seines Aufenthalts in Manhattan ein Rendezvous unter vielen; recht so; er, wie auch ich, mit den Gedanken woanders. Dann aber: die ungeheure Witterung Siegfried Unselds. Diesmal freilich eine besondere: Witterung wie die eines alten Soldaten, des Unheils. Unheil wo? Um mich herum, den Autor. Der Autor im Ruch der Verlorenheit. Der Autor am Verlorengehen. Ein Ruch? Ja, eine Art Geruch, vielleicht vom Schweiß der Fast-Verlassenheit, oder der Kläglichkeit. Von

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