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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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und Wörtern der lieben Welt, als das vom Dasein«. Ein vom Bruder angestrichenes Wort läßt ihn einen leeren Viehsteig sehen, für ihn ein Sinnbild des Untergangs von Tieren und Völkern. Sind demnach Dinge und Wörter unwiederholbar verloren?
Im dritten Kapitel »Die Savanne der Freiheit und das neunte Land« verwandelt sich die Landschaft der Wörter, sie wird utopisch-real. Der Erzähler ist am Ziel seiner Reise, im Karst, jener Hochfläche über dem Golf von Triest. Kobal lernt hier »Landschaft wie Freiheit« sehen, lernt jede einzelne Form zu unterscheiden und deren Ineinandergreifen zu erkennen. Eine von Menschen bearbeitete wird zum Modell einer möglichen Zukunft, zu einer Wieder-Holung, zu einem neuen »Fang an«, zu einem Ort, von dem er sich vorstellen kann, daß er einen Atombombenabwurf überdauern wird und der überlebenden Menschheit als
506 Ort des Neubeginns dienen kann. Das Bild der in der Karsterde versenkten Plantage verläßt den Erzähler nicht und bleibt ihm als Hochgefühl der Freiheit und des Mutes zu einem immer wieder neuen Erzählen.
18. April 1986
    [403; handschriftlich]
    [Salzburg]
    23. April 1986
    Lieber Siegfried,
    gestern habe ich Deine Bemerkungen zur »Wiederholung« gelesen und das Buch schön wiedererkannt, auch die Bewegung des Ganzen, den Sinn (ohne Anstrengung dazu), das Selbstverständliche, das Wiedergefundene. Danke – ich habe mich gefreut und den Text gleich ein paarmal gelesen, vor allem in seiner längeren Fassung, die mir tatsächlich auch reichhaltiger erscheint, ohne etwas von der Art der Geschichte vorwegzunehmen. Fast kann ich mir diese Version auch als Klappentext vorstellen – sie ist dazu aber wohl zu lang? Ganz wenige Anmerkungen, oder Fragen:
    1)
Das blinde Fenster ist nicht an der Seitenwand des jugoslawischen Grenzbahnhofs, sondern im österr. Grenzland, im Jaunfeld Südkärntens (der Ort Mittlern).
2)
S. 3, 5. Zeile von oben: »als das von den Dingen und Wörtern der lieben Welt, dem Dasein «: sollte wohl besser heißen: » als das vom Dasein« (mein Fehler?)
3)
S. 3, Ende des 2. Absatzes: »… zu Zeichen, daß Wiederkehr unmöglich ist«: Wäre nicht richtig: »… möglich ist«?
4)
S. 3, 6. Zeile von unten: »Yucatán«: ich glaube, auf das »a« der Endsilbe gehört ein Akzent (»Yucatán«)
5)
S. 3, 4. Zeile von unten: »Landschaft wie Freiheit«: »Landschaft der Freiheit«?
507 6)
S. 4: Ob man den letzten Satz streichen könnte? Oder den 2. Teil des Satzes verändern?
    Ich bewundere Deine Einfühlung und Deine Fassungskraft. Nun soll das Buch auf seine Reise gehen. Ich werde mich beizeiten noch eine Woche mit den Fahnen beschäftigen und dabei so aufmerksam wie vorsichtig sein (nichts glätten – es wird ja jedes Wort, so tief war ich dabei, seine Ursache haben).
    Nun ist der Frühling da, und ich habe mir gestern zwei Sommerjacken gekauft, eine grüngelbe (ja) und eine hellgraue. Und jetzt sitze ich im Garten und lasse mich und den Brief von der Sonne bescheinen. Diese möge auch Dir so guttun. Danke für alle die Bücher – ich freue mich jetzt ja wieder des Lesens, nach der Arbeit, keine erfülltere Existenz. Könnte auch das Arbeiten solch ein erweitertes Lesen sein.
    Herzlich,
    Dein Peter 1
    1
Auf der Rückseite des Briefkuverts findet sich der Vermerk von P. H.: » PS : Auch Hofmannsthal, lese ich gerade, schreibt ›Al p « statt »Alb«; sollte das die österreichische Schreibart sein?«
    [404; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    28. April 1986
    Lieber Peter,
    über Deinen Brief vom 23. April habe ich mich sehr gefreut und natürlich besonders über Deine Zustimmung zu den Texten. Wir können den längeren Text leider nicht als Klappentext nehmen, er ist viel zu umfangreich, aber er wird ja so in der Vorschau erscheinen und hier hauptsächlich seine Funktion haben.
    508 Deine Anmerkungen sind samt und sonders berücksichtigt 1 , mit einer Ausnahme: in der Tat heißt es in dem Manuskript, das ich habe, »Landschaft wie Freiheit«, während ich das andere Zitat so ändere, wie Du das jetzt gemacht hast, obschon es auch anders im Manuskript steht »als das von den Dingen und Wörtern der lieben Welt, als das vom Dasein«.
    Ich freue mich, daß Dir diese Texte adäquat schienen. Ich habe jetzt am Wochenende den Umbruch vor mir gehabt und immer wieder im Buch gelesen. Man kann Dich wirklich nur beglückwünschen.
    Ich würde Dich gerne sprechen und sehen. Kommst Du in deutschere Gefilde, oder sollen wir bis August

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