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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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    Herzliche Grüße
    Dein
    Siegfried
    1
Im Original: »berichtigt«.
    [405; handschriftlich]
    [Salzburg]
    9. Mai 1986
    Lieber Siegfried,
    heute schicke ich Fellinger den Umbruch zurück. Ich habe mich damit noch zehn lange Tage geplagt, ein zeitweise fast zermalmendes Hin und Her, an dessen Ende ich doch möglichst viel beim alten gelassen habe. Nun auf zum Buch! Ich wollte Dir noch sagen, daß ich Deinen Text zur »Wiederholung« gelesen habe, als ginge es da um die Ankündigung der Erzählung, die ich selber, als der Leser, schon lange erwartete, und die ich brauchte, wie eine bestimmte Frucht. Schöner kann das, was von einem ausgeht, nicht zurückkommen. Noch einmal meine Achtung und meinen Dank. 
    509 Immer weniger zieht es mich von dem Ort hier weg (obwohl auf dem Nachbargrundstück, keinen Tennisplatz weiter weg, wieder, wie beim »Chinesen …«, die Preßlufthämmer rattern, mitten im Frühlingswind). So werden wir uns wohl erst im Sommer sehen können? Wann wird das Buch da sein? Schön wäre es, könnte ich es dann ein, zwei Wochen allein haben, nur das Buch, noch nicht die Ware, die Werbung (obwohl Erzählen ja auch ein Werben ist). Ich freue mich nun jedenfalls recht reinen Herzens – wie so oft wohl »zu früh« – aber ich freue mich. Meinen großen Dank für die Bereitschaft, den Urtext, in seiner oft schwer zu entziffernden Textur, zu übernehmen, zu entziffern – hätte ich ihn noch einmal abgetippt, ich bin sicher, ich säße immer noch dabei, panischer und panischer, wirrer und wirrer, kleinlauter bis stumm! So war es richtig, und wichtig für mich.
    Herzlich,
    Dein Peter
    [406; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    21. Mai 1986
    Lieber Peter,
    unser Graphiker hatte einige Mühe, Deine Vorstellungen des Umschlags zu verwirklichen. Was er jetzt anbot, ist sicherlich nur eine Annäherung. Aber je länger ich den Umschlag betrachte, um so besser gefällt er mir. Freilich, er hat noch Schwächen. Der Name Handke muß deutlicher herauskommen. Dann ist die Frage, ob man dem Papier eine Struktur geben sollte, eine Formstruktur oder eine Farbstruktur. Für mich ist der Name Suhrkamp hier etwas zu groß. Andererseits, wenn man ihn verkleinert, zerstört man
510 etwas die Selbstverständlichkeit der Lösung. Hierbei kam mir dann eine Idee. Wie wäre es, wenn man hinter Wiederholung einen Punkt setzte? Früher war das üblich bei Titeln. Für mich hätte der Punkt hinter Wiederholung etwas Punktum-haftes, also etwas Definitives, Endgültiges. Und der Titel wäre dann auch etwas vom Verlagsnamen abgesetzt.
    Es wäre mir lieb, wenn wir darüber am Telefon sprechen könnten, weil die Sache ja eilt, und solltest Du der Lösung nicht zustimmen können, so muß der Graphiker dann noch eine andere Lösung erarbeiten. Ich bin gespannt auf Dein Urteil.
    Da der Umschlag insgesamt zurückhaltend ist, denken wir daran, vielleicht eine Bauchbinde anzubringen, auf der dann nur der Name Handke in Großbuchstaben steht. Der Käufer kann diese Bauchbinde, wenn er das Buch erworben hat, wegwerfen, wenn es ihn stört.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    [407; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    5. Juni 1986
    Lieber Peter,
    den Frühling in der Lindenstraße gibt es wirklich, weil es hier auch Linden gibt.
    Zu Deinem Brief an Helene Ritzerfeld: das Honorar bei der »Bibliothek Suhrkamp« ist einheitlich. Es gibt keinen Unterschied zwischen Originalausgaben und Nachdrucken: das Honorar von 7,5 % ist so angesetzt, um noch einen verhältnismäßig niedrigen Ladenpreis zu erreichen. Die
511 Bände der » BS « werden ja noch handwerklich und mit besten Materialien hergestellt. Ich kann Dir gerne ein anderes zusätzliches Honorar bezahlen, aber wegen Präjudiz und meiner Glaubwürdigkeit gegenüber den anderen Autoren kann ich keine Honoraränderung vornehmen. 1
    Vielleicht darf ich Dir eine Flugreise nach Frankfurt bezahlen. Wie wäre das? So etwa zum 24. Juni. Es ist die letzte Poetik-Vorlesung von Hermann Lenz, und daran anschließend ist ein Empfang, den wir für ihn geben.
    Ich habe in meinem Kopf, daß Du vierzehn Tage vor der Auslieferung das Buch bekommen wirst, um es ganz allein für Dich haben zu können.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
P. H. hatte auf den ihm von Helene Ritzerfeld am 7. Mai 1986 zugesandten Brief mit einem Vetragsentwurf für Gedicht an die Dauer am 26. Mai 1986 geantwortet: »[…] es tut mir leid, aber mit dem Vertrag zum ›Gedicht an die

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