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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Buchrechten? Wie üblich? Und den Theaterrechten?
    Es grüßt Dich und wünscht Dir Freude,
    Dein Peter
    1
499 Nachdem das Typoskript von Die Wiederholung in Frankfurt am Main nicht eintraf, reiste eine Verlagsmitarbeiterin, Sabine Kahl, nach Salzburg, um einen Durchschlag des Typoskripts persönlich in den Verlag zu bringen. Unter dem Datum des 30. April 1986 teilte die Deutsche Bundespost S. U. mit, der »Verbleib« des Original-Typoskripts habe »nicht ermittelt werden« können. Die Kopie des Originaltyposkripts umfaßt (anderthalbzeilig abgetippt) 156 Blatt.
2
P. H. und S. U. trafen sich am 16. März 1986 in Salzburg. In der Chronik hielt er fest: »Peter Handke war sehr freundlich. Wir diskutierten zwei Stunden das Manuskript ›Die Wiederholung‹. […] Nach eins spazierten wir zu einem nahegelegenen Restaurant; er erzählte mir, daß er nicht wisse, wie er sich verhalten hätte, wenn das Original verlorengegangen wäre, ohne daß eine Kopie existierte. Wahrscheinlich hätte er sich das Leben genommen. Es sei sein wichtigstes Buch. An ihm hänge er wie ›an nichts in der Welt‹.«
    [401; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    4. April 1986
    Lieber Peter,
    der Mann, von dem ich Dir kürzlich erzählte, Dr. Viktor von Brasch, hat mir jetzt sogar noch einen Brief geschrieben. Ich zitiere Dir aus seinem Briefe: »Meinen herzlichen Glückwunsch für das ganz Besondere in Peter Handkes Übertragung des Prometheus von Aischylos. Ein ganz starker Eindruck, dieses poetische Werk von hoher Kultur und tiefem Mythologieverständnis. Die Figur des Prometheus in uns, ausgeliefert dem Machtbedürfnis und der Gewalt, die ihn zusammen festnageln und an seiner Weiterentwicklung hindern, und die Rolle des Gehorsamen, aber wissenden Schmiedes scheint mir, auch gemessen an übersetzenden Vorgängern, unvergleichlich an dichterischer Kunst und Aktualität zugleich zu sein. Der Urtext fand
500 sich im Drama von heute wieder. Auch die buchliche Seite ist ein Wurf. Ich habe über Prometheus selbst gearbeitet und möchte Ihnen auch deshalb meine große Freude am Erleben dieses Werkes sagen.«
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    [402; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    18. April 1986
    Lieber Peter,
    ich habe zur »Wiederholung« zwei Texte geschrieben, einen ausführlicheren, der für die Vertreter und für die Ankündigung gedacht ist, und daraus noch einen kürzeren [gemacht], den man gegebenenfalls für den Umschlag verwenden kann. Bist Du mit diesen Formulierungen einverstanden? 1
    Die Vertreterkonferenz liegt jetzt hinter uns. Ich habe »Die Wiederholung« ausführlich vorgestellt mit vielen von mir vorgelesenen Passagen. Das kam bei den Vertretern sehr gut an, und ich habe den Eindruck, daß diese mit großer Energie ans Werk des Verkaufs gehen.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
     
    [Anlagen]
    1
501 [Vorschautext]

Peter Handke

Die Wiederholung

Peter Handkes neues episches großes Werk, bei dem die Musen nicht am Anfang, sondern am Ende angerufen werden, ist Erzählung und gleichzeitig Erforschung der Erzählung, deren Entstehung und Bedeutung. Es entfaltet sich in drei Kapitel, die wie Kreise ineinander übergehen.
»Ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit ich, auf der Spur meines verschollenen Bruders, in Jesenice ankam.« Der 45jährige Filip Kobal erinnert sich in diesem ersten Satz des ersten Kapitels »Das blinde Fenster« wie er, noch nicht 20 Jahre alt, im Sommer 1960 von seinem Heimatdorf im südlichen Kärnten in die jugoslawische Republik Slowenien aufbricht, um seinen verschollenen Bruder Gregor zu suchen. Auf seiner Suche wird ihm deutlich, daß er den Bruder letztlich gar nicht finden, sondern ihn aus dem Undeutlichen seines Schicksals herausfinden, ihn erzählen will. In der Bahnhofswirtschaft erblickt er im schattigen Gesicht der Kellnerin eine Doppelgängerin seiner Mutter. Filip Kobal erinnert sich an seine Mutter, die meist krank war und die ihn mit stummen Blicken von Mitleid und Vorwurf verfolgte, erkannte, verurteilte, er erinnert sich an den pensionierten Vater und die verwirrte Schwester. Der junge Filip sollte ›etwas Besseres‹ werden, obschon weder Vater noch Mutter glaubten, daß irgend etwas aus ihm würde, wenn, dann nur etwas »Unheimliches«; er mußte die Schule wechseln, schuf sich unter Lehrern und Schulkindern neue Feinde. Fünf Jahre war er im Internat, Jahre, die nicht würdig der Erzählung sind; es genügten Kobal die kennzeichnenden Wörter

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