Der Briefwechsel
Dauer‹ kann ich nicht so recht einverstanden sein. Es ist ja die Regel, daß in der ›BS‹ nur Nachdrucke erscheinen, und das hier ist eine sog. Originalausgabe. Aber so wirklich engagieren kann ich mich für dieses Problem ja nicht. So unterschreibe ich die Verträge und schlage vor, statt der 7,5 % 10 % einzusetzen. Einen Streit deswegen möchte ich freilich nicht. Wie ist der Frühling in der Lindenstraße? Gibt es da überhaupt Linden? Einen zarteren Duft als deren Blüten kenne ich nicht.«
512 [408; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
13. Juni 1986
Lieber Peter,
ich schicke Dir Versuche zu, die wir zur Lösung des Umschlags gemacht haben. Alles befriedigt uns nicht recht. Möglich wären vielleicht die beiden Varianten, die hinten rot angekreuzt sind. Aber das kann man nicht auf das reine Weiß drucken, diese Schrift ginge überhaupt nur, wenn man sie auf einen Untergrund stellt.
Ich schick Dir auch noch Fotografien von Salinen und Dolinen, aber auch hiermit kann man wohl wenig machen. Wie ist Dein Eindruck?
Wir brauchen darüber nicht mehr am Telefon zu reden; ich hoffe ja, daß Du am Dienstag, dem 24. Juni, nach Frankfurt kommst. 1 Wir können ja dann über den Umschlag sprechen.
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
Anlagen 2
1
Hermann Lenz hielt im Sommersemester 1986 im Rahmen der Poetik-Dozentur der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main sechs Vorlesungen mit dem Titel Leben und Schreiben (die erweiterte Buchfassung erschien unter demselben Titel 1986 als Band 1425 der edition suhrkamp ). Im Anschluß an die letzte Vorlesung fand ein Empfang des Suhrkamp Verlags im Gästehaus der Universität in der Dittmarstraße statt.
2
Die Anlagen sind nicht ermittelt. Vermutlich handelte es sich um Umschlagentwürfe für Die Wiederholung. Der definitive Umschlag war eine Schriftlösung: Auf metallicfarbenem Fond waren Autor, Titel und Verlag in Form einer tiefgedruckten Schreibmaschinenschrift angebracht.
513 [409; handschriftlich]
[Salzburg]
6. Juli 1986
Lieber Siegfried,
mir ist es im nachhinein doch auch recht, hier in Salzburg geblieben zu sein; danke aber für die Lenz-Einladung. Wahrscheinlich habe ich etwas Schönes versäumt. Aber der Versäumnisse werden ohnedies mehr und mehr. Früher dachte ich, indem ich etwas unternahm, die Stille versäumt zu haben, einen Weg, eine Stunde; und jetzt ist es eher umgekehrt. Ich bin Dir aber auch so begegnet, in der herzerfreuenden Interpretation des Goethe-Gedichts – und übertrug die Gegenwart der Sonne, die Sonne als Gegenwart, auf die Gegenwart des Schneiens … 1 Hier bin ich nun im Garten, wo es windet (und es winden sich die weißen Winden, am Abend geschlossen), ohne daß es mich zu etwas treibt, nicht einmal zum Schachspielen. Ob wir bald einmal in Ruhe miteinander reden könnten, auch im Schwimmen, wie letztes Jahr im Fuschlsee? Ich lese die Verlagsbücher, und habe mich besonders erquickt an den Briefen des jungen Gershom Scholem an Werner Kraft; Nüchternheit, Strenge, Güte und Liebe. Na, er war ja auch verschont vom Dämon der Kunst. 2 Die Balance ist so schwer wie je, zwischen den Musen und den Sachwörtern.
Alles Gute für den Sommer in Frankfurt, den Du ja so gern hast –
Dein Peter
1
S. U. interpretierte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung , 24. Mai 1986, Johann Wolfgang Goethes Gedicht Gegenwart (»Alles kündet dich an! / Erscheinet die herrliche Sonne, / Folgst du, so hoff' ich es, bald«) unter dem Titel Gelegenheit ; wiederabgedruckt in: Frankfurter Anthologie , Bd. 10, S. 108ff.
2
514 Gershom Scholem, Briefe an Werner Kraft . Herausgegeben von Werner Kraft. Mit einem Nachwort von Jörg Drews, erschien 1986 im Hauptprogramm des Suhrkamp Verlags.
[410; Anschrift , handschriftlich]
[Überlingen]
12. Juli 1986
Lieber Peter
über Deinen Brief vom 6. Juli habe ich mich sehr gefreut, ich danke herzlich. Vor allem bin ich froh, Dich an der Arbeit zu wissen. Du hast eine gute, schöpferische Phase, zwei Bücher im Herbst, und schon arbeitest Du an Neuem. Die Balance, die zur Bezwingung des Dämons Kunst nötig ist, wird Dir gelingen.
Ich komme zum 10. August, werde Dich an diesem Tag sicher sehen, wenn auch nur kurz, da Du Dich mit den Schauspielern und sonstigen Leuten, die an diesem Tag für Dich kommen, beschäftigen willst. – Ich bin aber noch für Tage in Fuschl, wir können leicht ein sehr geruhsames Treffen vereinbaren. Vorschlag: wir treffen uns Montag
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