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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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P. H. Mitglied der Jury des Petrarca-Preises gewesen war, zu dessen 70. Geburtstag in Warschau.
2
Siehe Brief 533, Anm. 1.
    [531; handschriftlich; Anschrift: Chaville]
    Frankfurt am Main
    Klettenbergstraße 35
    3. November 1994
    Lieber Peter,
    seit drei Tagen liegt »Mein Jahr in der Niemandsbucht« in der Klettenbergstraße auf meinem Schreibtisch. Ich nahm es in die Hand, ich begann zu lesen, es wieder zu lesen, und ich las und las und lese und lese. Ich kannte ja die dargestellten Vorgänge, und doch lerne ich sie erst jetzt beim ganz langsamen Lesen richtig kennen. Das Mitdenken der Verwandlungen wird mir Freude!
    Peter, Du hast ein großes Buch geschrieben. Und ich bin sicher, es wird als solches erkannt werden. Ich lese weiter in dem geheimen Leben Deiner Leute. 1
    Sei herzlich gegrüßt,
    Dein Siegfried
    1
P. H., Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten , wurde am 31. Oktober 1994 ausgeliefert. Die Erstausgabe hatte einen Umfang von 1066 Seiten.
    645 [532; handschriftlich]
    Chaville
    13. November 1994
    Lieber Siegfried,
    Dein Brief hat mir eine – unerwartete – Freude gemacht; endlich, scheint es, hast Du das Buch, wie es ist, lesen können (oder es hat Dich gelesen); das habe ich vorher, fast ein Jahr lang, eben gar nicht gespürt, und es hat mir doch gefehlt. – Nun weißt Du, was Du hast, oder? Und mir kommt vor, es sei ein besonders langsames Lesen gar nicht nötig. Trägt das Buch nicht den, der es liest, von selber dahin? – Freilich gibt es beim heutigen Bücherbuchstabieren wohl bei sehr vielen ungeheure Hirn- oder Augen- oder Herz-Schranken, sonst würde so Unsinniges oder Widersinniges, vielleicht gar arglos gemeint, wie das gerade in der »Frankfurter Zeitung«, nicht dastehen. Unsinnig, auch, Du, S. U., kämst drin vor, »der« oder »die« Verleger sind ein Kaleidoskop aus vielen Verleger-Bildern, auch »eingebildeten«; jeder müßte das wissen. 1
    Danke jedenfalls für Deine doch herzerwärmenden Klettenbergstraßenzeichen. Bist Du schon wieder im Alphabet? Den Vertrag bringe ich am 30. mit nach F. Und nochmals auch Dank für die Mütze aus London-City
    vom
    Peter
    Ich denke, die 300.000 DM sind inzwischen rücküberwiesen? Benachrichtige mich, bitte.
    1
Thomas Steinfeld, Das Krokodil in meinem Herzen. Ein Prophet der Seßhaften: Peter Handke verbringt ein Jahr in der Niemandsbucht , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 12. November 1994: »Siegfried Unseld ›vergiftet‹ die Gegend, und Marcel Reich-Ranicki kommt vor, doch ihr literarisches Erscheinen soll die Kolporteure beschäftigen.«
    646 [533; handschriftlich]
    [Chaville]
    18. Dezember 1994
    Lieber Siegfried,
    es war wieder eine Warmherzigkeit da in Frankfurt, eine alte, neue. Vielleicht sollten wir uns also nur in Deiner Stadt treffen (oder in Venedig, oder in Toro). Jetzt möge es ordentlich weitergehen.
    Bist Du gut zurück vom Bodensee? Der Winter muß dort besonders ergiebig sein fürs innerste Auge.
    Deine Uwe-Johnson-Auswahl ist treffend. Für mich aber heißt das auch, daß das ungeheuer Depressive dieses Menschen wie Schreibers schwer da ist, das Eingeschränkte, selbst im Humorigen Schwarzblütige, dem bis auf ein paar zu Helden gewählten Personen (H. Arendt) der Planet im Finsterschatten bleibt – eigentlich eine lebenslange Halbwüchsigen-Melancholie? Na ja. 1
    Ulla war (ist) schön. Der »Baron L.«-Wein war mundig (ich spüre ihn heute noch). Genau vor 1 Jahr (im Dunkeln, am frühen Morgen) bekam mein Buchtbuch seinen Schlußpunkt.
    Ein schönes Weihnachtsfest wünscht Dir und Euch
    der Peter
    1
P. H. war am 30. November 1994 in Frankfurt am Main. In einer Notiz mit dem Titel Besuch von Peter Handke am Mittwoch, dem 30. November 1994, in Frankfurt hielt S. U. fest: »Peter Handke hatte sich vor acht Tagen zu diesem Besuch angemeldet. Er wollte mich und die Mitarbeiter sprechen. Was wollte er? Gerichtstag halten? Sich versöhnen? Oder aus dem Verlag austreten? Als wir uns (Raimund Fellinger, Rainer Weiss, Christian Döring, Lutz Hagestedt und Burgel Zeeh) setzten, gab ich ihm das erste Exemplar der 2. Auflage von wieder 20.000 Exemplaren des Bandes ›Mein Jahr in der Niemandsbucht‹. Und wieder geschah eine Handke-
647 Geschichte, in der er sofort wieder eine ›Machenschaft‹ sah (sehen mußte?). Er hatte darum gebeten, daß auf dem Klappentext unter der Rubrik ›Die Romane und erzählende Prosa von Peter Handke‹ nicht sein Slowenien-Buch (›Abschied des Träumers

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