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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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uns zu eigen machen sollten: dies ist Literatur. Das ist die Restitution des Epischen. Das ist die Wiederherstellung des Erzählerischen. Er, Handke, ist überzeugt, daß sich der Markt dem fügen werde. Ich mußte ihm recht geben. Ich konnte darauf hinweisen, daß das Buch einen sehr späten Erscheinungstermin hat und daß der zeitliche Abstand zum Weihnachtsgeschenk relativ gering ist. Andererseits haben wir heute technische Möglichkeiten, rasch eine Nachauflage zu machen; das beruhigte ihn. Wir wechselten die Lokale, und dann kam ein zweiter Punkt auf: keineswegs Vorausexemplare, auch nicht Tage vorher, auch die blöden Kritiker sollten das Buch und nicht Aushängebogen haben. Ich widersprach dem, indem ich ihm sagte, es sei einfach ein guter Service gegenüber wichtigen Redaktionen. Ein geradezu aggressiver Punkt war der Ladenpreis: DM  58.– sei einfach eine Zumutung und irgendwie eine Unverschämtheit. DM  120.– müsse das Buch kosten. Das sei ein fairer Preis, soviel müsse man ausgeben für die Leistung, die er erbracht habe, und er sei sicher, es gäbe weit mehr als 20.000 Leute, die bereit seien, das zu bezahlen. Ich schildere ihm unsere Diskussion und die Schwellenangst bei DM  58.–. Das wollte er nicht gelten lassen. Aber schließlich sagte er, das sei nicht seine Sache, sondern die meine, ich solle entscheiden, und als ich ihm sagte: also dann DM  78.–, gab er mir die Hand und sagte: gut. Die ihm überwiesene Vorauszahlung [siehe Brief 512, Anm. 1] will er zurücküberweisen, und zwar deshalb: er will den materiellen Erfolg, ja den ›Gewinn‹ in den Abrechnungen sehen und nicht in den Abrechnungen nur Verrechnungen auf schon Gezahltes. Natürlich keine Lesungen oder Präsentationen. Dies sei nicht seine Sache, sondern die
642 des Verlages. Er habe das Buch geschrieben, wir sollen es verkaufen. Eine klare Sache. Wir vereinbarten, daß er am Donnerstag, 27. Oktober, spätestens um 16 h im Verlag anrufen sollte für den Fall, daß er nach einem Tag Lektüre irgend etwas gefunden habe, was die Auslieferung verhindern könnte. Das war dann nicht der Fall, er rief mich an und wiederholte die Vokabel: Das Buch ist wunderbar.«
    [528; Telegramm]
    Paris
    29. September 1994
    Der Gedanke an Toro ist mein Geburtstagsgruss 1
    Peter
    1
Siehe Brief 453, Anm. 2.
    [529; handschriftlich]
    [Chaville]
    30. Oktober 1994
    Lieber Siegfried,
    gestern sagte mir Raimund Fellinger, nicht die 12 Vordrucke – zu denen Du mich in Paris überredet hattest – seien verschickt worden, sondern allein 3, in einer von Dir getroffenen Vorauswahl, und dazu nicht etwa an »Die Zeit«, die » SZ « und die » NZZ « – jene Blätter, die mich immer gut begleitet haben –, sondern an » FAZ «, »Spiegel«, »Focus«, die beiden ersteren im Buch selber vorkommend als, nicht nur meine, Lebensfeinde, das letztere … na ja. Vor dieser neuerlichen verlegerischen Großtat kann ich nur meine Autorenmütze ziehen (für die aus der Burlington-Passage ich Dir andrerseits nur nochmals danken kann) – 1
    Peter
     
    643 Zahl um Zahl.
    Anbei der Vertrag für das Buch 2
    1
R. Fellinger und Stephanie Tyszak besuchten P. H. vom 28.-30. Oktober 1994 in Chaville.
2
P. H. beschränkte im von ihm unterzeichneten Verlagsvertrag für Mein Jahr in der Niemandsbucht dessen Geltung auf sechs Jahre. Später wurde die Geltungsdauer auf zehn Jahre ausgedehnt.
    [530; Anschrift: Chaville]
    Frankfurt am Main
    31. Oktober 1994
    Lieber Peter,
    ich kam heute, Montag, aus Warschau zurück, ich habe Deine Grüße Zbigniew Herbert ausgerichtet, er hat sich darüber ganz besonders gefreut. Ich soll Dich ebenfalls herzlich von ihm grüßen. 1
    Raimund Fellinger fand ich sehr bedrückt vor, ich weiß nicht, ob er mir alles erzählt hat. 2 Selbstverständlich ist er mein loyaler Mitarbeiter, und ich bin glücklich, wenn er es bleibt. Du sollst nicht an seiner Loyalität und vor allem seinem Engagement Dir gegenüber zweifeln, er hat Enormes für die Realisierung Deines Buches geleistet.
    Zum Vertrag: Du schreibst mir »Zahl um Zahl«, was immer dies bedeutet, wir haben in Paris zehn Jahre vereinbart, und ich möchte Dich bitten, dies zu akzeptieren. Zehn Jahre sind ein Minimum, das wir für unsere Arbeit an dem Buch benötigen. Ich schicke Dir einen entsprechenden Vertrag noch einmal zu und bitte um Unterzeichnung.
    Und bitte, Peter: Ende gut, alles gut.
    Mit freundlichen Grüßen
    [Siegfried Unseld ]
    1
644 S. U. besuchte Zbigniew Herbert, der wie

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