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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Roman liefert dem Leser die klassischen Spielregeln (ohne dabei eine Parodie zu sein), er zeigt die scheinbare Ordnung vor dem Mord, die durch den Mord ausgelöste Unordnung, die Befragung, die Verfolgung, die Entlarvung und, schließlich, die Wiederkehr der Ordnung: ›Die Kinder spielen schon den Mord.‹ Der Leser dieser Geschichte, die in viele Richtungen führt, wird selbst zum Zeugen, dem nichts entgehen darf. Er kann zu keiner endgültigen Lösung kommen, weil es keine endgültige Lösung gibt. Schrecken, Angst, Verfolgung, Tod werden hier nicht mehr beschrieben, sondern zeigen sich in der alogischen Struktur der Sätze. Im ›Hausierer‹ – der ein sprachlich, nicht inhaltlich reflexiver Roman ist – kommt es auf jeden Satz an: Jeder Satz ist eine Geschichte.«
    86 [62; Anschrift: ]
    Frankfurt am Main
    7. September 1967
    Lieber Herr Handke –
    schönsten Dank für Ihren Brief vom 4. 9. Bitte, seien Sie nicht allzu enttäuscht. Der Umschlag ist nicht aufregend, das weiß ich wohl, aber er scheint mir wirklich nicht falsch zu sein.
    Und bitte seien Sie, was Rom betrifft, nicht unnötig stolz. Wenn Sie selbst die Kosten für eine Fahrt anlegen wollen, wie wäre es dann, ich zahlte Ihnen Ihre Reise und Sie für eine gewisse Dame Schwarz.
    Ich freue mich, daß Sie bei der Buchmesse lesen wollen.
    Herzliche Grüße
    [Siegfried Unseld]
    [63; Anschrift: Düsseldorf, Gartenstraße]
    Frankfurt am Main
    18. September 1967
    Lieber Herr Handke,
    Sie hatten mich in eine Verlegenheit gebracht: ich sagte Nelly Sachs, Sie wollten sie bei der Eröffnung der Buchausstellung treffen. Daß ich Sie da nicht sah, betrübte mich natürlich persönlich, aber insbesondere im Hinblick auf die alte Dame, die mindestens dreimal nach Ihnen fragte und für die das Zusammentreffen mit Ihnen ein Grund gewesen war, zur Eröffnung zu kommen. Wäre es wohl möglich, daß Sie ihr ein paar freundliche Zeilen schreiben, die bekundeten, daß Sie durchaus, wie Unseld ihr gesagt habe, bereit gewesen seien, zu kommen, daß Sie aber aus diesen und jenen Gründen doch nicht kommen konnten. Mir wäre das
87 wichtig, und Nelly Sachs ist eine Dichterin, die es eben genau nimmt. 1
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
     
    P. S.: Die Anschrift von Frau Sachs: Bergsundsstrand 23, Stockholm
    1
Zwischen dem 15. und 26. September 1967 zeigten in Stockholm, in der Skandinavska Banken, das Deutsche Kulturinstitut Stockholm und die Ausstellungs- und Messe GmbH des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels die Ausstellung »Tsyka böcker i dag«. S. U. war bei der Eröffnung anwesend, P. H. nicht. S. U. notierte in Reise vom 12. bis 16. September 1967 nach Stockholm : »Aufführung [am 12. September im Rahmen einer (West-)Deutschen Theaterwoche anläßlich der Buchaustellung] der ›Hilferufe‹ zusammen mit ›Weissagung‹ und ›Selbstbezichtigung‹ [als Gastspiel der Städtischen Bühnen Oberhausen; siehe Brief 26, Anm. 1]. Diese Aufführung fand statt nach einer 1 1 / 2 stündigen schwedischen Aufführung und war also reichlich erschlagend. ›Selbstbezichtigung‹ und ›Weissagungen‹ sind glänzend angekommen. Die ›Hilferufe‹ in der Mitte wirkten bemüht und matt. Der Intendant Mettin möchte Handke als Hausautor für Oberhausen gewinnen, und der Regisseur Büch ist ganz begeistert von Handkes neuem Stück ›Kaspar‹ und möchte dringlich die Uraufführung in Oberhausen machen. Handke ist gegen beides. Im übrigen war der Aufenthalt für Handke ein persönlicher Erfolg.«
    88 [64; Anschrift: ]
    Frankfurt am Main
    29. September 1967
    Lieber Herr Handke,
    die Darmstädter Jury »Buch des Monats« hat für den Monat Oktober 1967 den »Hausierer« zum »Buch des Monats« gewählt. Das hat weiter keine große Bedeutung und ist leider mit keinen weiteren Auszeichnungen für Sie versehen, aber wir können immerhin im Verlag etwas daraus machen. Also freuen wir uns darüber.
    Ich bedanke mich, daß Sie an Nelly Sachs geschrieben haben; sie hat mir das auch prompt mitgeteilt. 1
    Wir sehen uns ja zur Buchmesse. Ich habe angekündigt, daß Sie am Samstag, dem 14. Oktober, um 17.00 h in der Klettenbergstraße lesen.
    Bis dahin herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1
Nelly Sachs schrieb in einem Brief vom 23. September 1967 an S. U.: »Der junge Handke hat mir geschrieben, er hat abfliegen müssen bei der Eröffnung der Buchausstellung.«
    [65; Anschrift: Düsseldorf,

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