Der Briefwechsel
Produzenten findet, ist es besser, er kümmert sich um die Produktion selber, statt zu liefern, was der Produzent will. Also will ich an der Redaktion einer Zeitschrift beteiligt sein, für die ich schreibe. Was? Alles andere als Kritiken, die mich jetzt ziemlich anöden.« P. H. schrieb unter dem Datum des 29. März 1969 zurück: »[…] es ist schön, daß Sie mit dem Projekt was anfangen können und daß Sie auch so wichtige Vorschläge gemacht haben. Ihr Brief hat mich ziemlich ermutigt. […] Sie fragen, wer die Zeitschrift machen soll. Umsehen nach möglichen Leuten, die die Zeitschrift machen sollen, das tun: Jürgen Becker, Peter Bichsel (ich glaube) und ich. Selber so etwas wie ein Redakteur zu sein, dazu bin ich unfähig. Nach wem es geht? Es geht nach dem, der jeweils was verfertigt. Das Layout müßte jeweils zu einem Produkt dazugehören und nicht von außen aufoktroyiert werden. Der Graphiker wird durch den Hersteller ersetzt. […] Vielleicht kann ich Sie ja einmal kennenlernen, obwohl ich sonst ja nur die Leute kennenlernen möchte, denen ich widersprechen möchte.« Unter dem Datum des 22. März 1969 schrieb P. H. auch an Helmut Färber: »[…] da der Suhrkamp Verlag eine Zeitschrift herausgeben will, deren Projekt erst einmal von den Autoren Jürgen Becker, Peter Bichsel und von mir ausgehen soll, schreibe ich Ihnen und frage Sie, ob Sie erst einmal grundsätzlich Lust haben, Sachen, Filme, die Sie reizen, in einer möglich nicht genormten Form, nicht in der üblichen Kritikform zu beschreiben. Ich schreibe Ihnen deswegen, weil ich von Ihrer Art, Filme ohne Normbilder von Filmen zu sehen und zu schildern, oft ziemlich beeindruckt bin.«
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Thomas Beckermann, der Nachfolger von Urs Widmer, der nach dem »Aufstand der Lektoren« gekündigt hatte, promovierte 1969 mit der Arbeit Martin Walser oder die Zerstörung eines Musters. Literatursoziologischer Versuch über »Halbzeit«.
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Hermann Hesse/Peter Suhrkamp, Briefwechsel 1945-1959 , herausgegeben von Siegfried Unseld zum 31. März 1969, erschien im Suhrkamp Verlag aus Anlaß des zehnten Todestags von Peter Suhrkamp.
114 [83; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
2. April 1969
Lieber Peter,
ich drücke Dir die Daumen, daß der Tormann weiterhin produktive Angst hat. Wenn wir das Manuskript in der Tat in 6 Wochen erhalten, so sollten wir es doch im nächsten Frühjahr herausbringen.
Sollten wir nicht versuchen, uns am 15. Mai in Berlin oder anderswo zu treffen. Das ist ja ein Feiertag, Himmelfahrt, und vielleicht nicht ungünstig für Diskussionen über die Zeitschrift. Paßt Dir der Termin?
Ich schicke Dir anbei den Brief von Herrn Linder wieder zurück.
Wir sollten uns dann überlegen, welche Leute wir zu diesem Gespräch bitten. Ich schreibe auch gleich noch mal an Jürgen Becker.
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
Anlage
[84; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
11. April 1969
Lieber Peter,
Dreierlei: 1. Ich drücke Dir und Libgart den Daumen. 2. Hoffentlich kommst Du mit Deinem Prosatext gut voran. Ich freue mich sehr, daß wir im nächsten Jahr dieses neue Buch haben. Lassen wir die anderen weiterreden; im
115 Grunde gehen alle Gehässigkeiten auf Neid zurück. 3. Ich möchte Dir vermelden, daß wir den »Kaspar« gerne im neuen »Spectaculum« sähen. Die vorliegenden anderen Publikationen stört das nicht. »Spectaculum« hat sein gesondertes Publikum, und dem »Kaspar« wird diese Verbreitung in jeder Weise nützen. Sein Autor erhält für die Ausgaben DM 2.500,–. 1
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
P. H., Kaspar , in: Spectaculum 12, 1969, S. 113-181; siehe auch Brief 87.
[85; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
14. April 1969
Lieber Peter,
könnten wir uns für 15./16. Mai definitiv verabreden? Ich habe auch an Jürgen Becker geschrieben. Bei Bichsel zögere ich, das hat wohl keinen großen Sinn. Er kann ja dann mitmachen, aber er ist für die vorbereitende Diskussion offensichtlich unergiebig. Wen wollen wir noch dazu bitten? Linder kann höchstwahrscheinlich kommen. Sollen wir Urs Jenny noch einzuladen versuchen?
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
116 [86; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
17. April 1969
Lieber Peter,
nur schnell die schöne Nachricht: die ersten 12.000 der »Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt« sind vergriffen! Wir haben sofort die neue Auflage gedruckt und liefern diese schon am Montag | 21. 4. | nächster Woche aus, ebenfalls
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