Der Briefwechsel
ihren persönlichen Antrieben auch an die Sache des Verlages denken können. Daß mich die Kündigung Brauns getroffen hat, meinetwegen auch gekränkt, ist ja nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die, daß Braun etwas hinwirft, ohne vorher mit seinen Lektoratsmitarbeitern oder mit Autoren gesprochen zu haben, und ich bedauere dies auch im Hinblick auf die Lektoratsversammlung, die wir doch auch auf Drängen Brauns eingerichtet haben und die nach meinem
107 und nach dem Urteil von anderen Leuten durchaus funktioniert. Ich bitte Dich auch um Beachtung dieser Punkte.
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
[78; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
21. Februar 1969
Lieber Peter,
noch ein Wort zur »Innenwelt«. Ich habe es jetzt in Ruhe gelesen, ich glaube, zum dritten Mal. Es wird mir eigentlich jedesmal wichtiger und schöner. Dir ist da ein ganz großes Buch gelungen. Ich bin ganz begeistert, wie Du hier mit den alten Inhalten spielst und wie hier wirkliche neue Literaturformen entstehen. Wenn die Zeitschrift in diese Richtung ging, dann wäre es herrlich.
Alles Gute
Dein
[Siegfried Unseld]
[79]
[Berlin]
23. Februar 1969
Lieber Siegfried,
vielen Dank für das Buch! Und für den schönen Brief dabei. Ich habe am gleichen Tag in Bonn daraus gelesen, der Buchhändler dort hatte schon dreihundert vorweg gebundene Exemplare, er hat sie auch gleich alle bis auf ein paar Stück am selben Abend verkauft! Obwohl es doch ein wirklich
108 schönes Buch ist, ist es auch noch billig, so daß vor allem die Studenten und Schüler, die ja vor allem meine Bücher kaufen, sich ziemlich darauf stürzen (sollten). In der Nacht habe ich mir noch im Hotel eine Stunde lang im Bett nur das Buch angeschaut, so kindisch das auch sein mag.
Jetzt sollte ich noch einige Briefe schreiben wegen der Zeitschrift. Ich fühle mich aber allein, ohne Bichsel, ein wenig geschwächt. Becker wird doch wohl auch das Ganze ein wenig weitertreiben? Außerdem möchte ich mich gerade jetzt nicht zu sehr ablenken lassen, weil ich schon seit einem halben Jahr eine Prosaarbeit mehr oder weniger intensiv vorbereite und wenigstens, bis Libgart das Kind kriegt, das Material zusammenhaben möchte. Das sind blöde Antriebsschwierigkeiten.
Mit herzlichen Grüßen
Dein Peter
| Dieses sogenannte Buch »Deutsche Gedichte« in Briefumschlägen ist eine pure Nebenarbeit, die ich garnicht erwähnen möchte 1 – ich fürchte nur, daß »Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt« daran Schaden nehmen könnte – gerade dieses Buch, das mir sehr wichtig ist. |
1
P. H., Deutsche Gedichte , wurde vom Frankfurter Euphorion Verlag 1969 laut dessen Angaben in 1000 Exemplaren gedruckt. 20 Buchumschläge, jeweils in Gelb, Rot oder Schwarz, einer der drei Farben der deutschen Fahne, waren zu einem Buch gebunden; die Kuverts enthielten beliebige Fundstücke, etwa Die Lottozahlen vom Samstag, dem 30. 11. 1968 , Katholischer Sonntagsgottesdienst in Garmisch-Partenkirchen , Neue Stücke in der DDR für 1969 , Marktbummel im November .
109 [80]
[Berlin]
25. Februar 1969
Lieber Siegfried,
entschuldige, daß ich Dich noch einmal behellige, aber ich habe im letzten Brief zu schreiben vergessen, daß ich gern eine Zeile aus einem Beatles-Lied für die Reklame für »Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt« hätte, und zwar:
»Your inside is out and your outside is in
Your outside is in and your inside is out
So come on come on
Come on is such a joy
Come on is such a joy«
The Beatles. 1
Das ist mir – ich bitte um Verständnis – recht wichtig. 2
Mit vielem Dank und herzlichen Grüßen
Dein Peter
1
The Beatles, Everybody's Got Something to Hide Except For Me and My Monkey .
2
Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk von S. U.: »Anregen/Text für D[ichten]. u[nd]. T[rachten].«
110 [81; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
4. März 1969
Lieber Peter,
hab Dank für Deine beiden Briefe vom 23. und 25. Februar. Wir nehmen gerne das Zitat aus einem Beatles-Lied für die Werbung auf. Dabei müssen wir vorsichtig sein, denn die Rechtsvertreter der Beatles wachen scharf über möglichen urheberrechtlichen Mißbrauch. Ein direktes Zitat in einer Anzeige könnte Schwierigkeiten machen. Dagegen wäre gegen das Zitat nichts einzuwenden. Möchtest Du nicht für »Dichten und Trachten« eine kurze Arbeit schreiben? Wir bringen »Dichten und Trachten« in sehr großer Auflage heraus, und hierin
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