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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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12.000.
    Meinen herzlichen Glückwunsch!
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    [87]
    Berlin
    17. April 1969
    Lieber Siegfried,
    gestern habe ich die Geschichte von dem Tormann fertiggeschrieben, es ist eine Erzählung von etwa 110 bis 130 Druckseiten. Ich habe ziemlich hart gearbeitet, ohne einen Tag Pause. Heute ist mir ziemlich langweilig zumute. Außerdem wird in der Wohnung die ganze Zeit Staub gesaugt, und das geht einem auf die Nerven.
    Was die Erzählung betrifft, so glaube ich, daß sie sehr klar, einfach und spannend ist, und trotzdem, auch für mich, etwas Neues. Ich habe sie deswegen relativ schnell schreiben können, in vier Wochen, weil ich schon eine Menge Notizen hatte. Jetzt lasse ich sie einige Zeit einmal liegen.
    Das Kind ist noch nicht da, aber vielleicht sind wir schon zu dritt, wenn dieser Brief in Frankfurt ist. Es wird einem immer seltsamer zumute.
    117 Wegen der Zeitschrift habe ich vier Leuten geschrieben, Urs Jenny hat noch nicht geantwortet, dafür aber außer Herrn Linder noch Helmut Färber 1 und Siegfried Schober, die beide in der »Süddeutschen Zeitung« und in der »Filmkritik« schreiben. Beide interessieren sich recht sehr für das Vorhaben. Du kennst die Namen vielleicht nicht, aber jedenfalls kenne ich sie und kann dafür mit allem möglichen einstehen. Und wenn die Zeitschrift sich nicht mit Filmen ebenso intensiv beschäftigt wie mit Literatur, hat sie von vornherein keinen Sinn und keine Chance. Bitte schreib an Helmut Färber, München 23, Fendstraße 4, und an Siegfried Schober, München 22, Maximilianstraße 15, c/o Beate Möllering. Zumindest einer der beiden müßte bei dem Gespräch dann dabei sein.
    Ich lese jetzt jeden Abend in dem Briefband Hermann Hesse – Peter Suhrkamp. Ich bin immer erstaunt über die Genauigkeit der Information, die Suhrkamp Hesse gegenüber bewies. Jede Einzelheit teilte er ihm mit, belegte jede Änderung und Neuausgabe, fragte vor jeder Disposition, ob der Autor einverstanden sei. Ich will damit nicht andeuten, daß es bei mir ganz und gar anders ist, aber die Information ist jedenfalls viel schütterer, und von vielem erfahre ich erst im nachhinein, wie etwa von dem »Entschluß«, den »Kaspar« ins »Spectaculum« aufzunehmen. Ich finde nicht, daß es in Ordnung geht, es so einfach zu beschließen, und es dann erst dem Autor mitzuteilen.
    Die Abrechnungen über die verkauften Bücher des 2. Halbjahres 1968 stehen auch noch aus, und heute ist der 17. 4. Gut, es gab Umstellungen, aber die Versäumnisse werden bald nicht mehr verschweigbar.
    Es ist auch die Regel, daß ich mich melden muß, wenn ich die Abrechnungen für Theater und Funk am Ende jedes zweiten Monats sehen will (ein- zweimal ist das Gegenteil vorgekommen). Warum ist nicht eine genauere Kommuni
118 kation mit den Autoren möglich? Wie steht es etwa mit Lizenzen? Erst aus der Jahresabrechnung habe ich zum Beispiel gesehn, daß »Der Hausierer« als Fischertaschenbuch erscheinen soll. 2 Das ist vielleicht kein Unglück, und das alles ist sicher nicht beklagenswert, aber bei der Lektüre dieses Briefwechsels bin ich doch ein bißchen hellhörig geworden.
    Ich bereite mich auf den Mai vor.
    Mit herzlichen Grüßen
    Dein Peter
    1
Helmut Färber hatte am 29. März 1969 an P. H. geschrieben: »Mich interessiert, was Sie von einer Zeitschrift schreiben. Mir läge daran, hier etwas zu tun. ›Etwas‹: das könnte natürlich – ich fürchte doch nicht, es wundert Sie, wenn ich das sage – kein bloßes Abliefern von Artikeln sein.«
2
P. H., Der Hausierer , erschien 1970 als Band 1125 der Fischer Bücherei .
    [88]
    [Berlin]
    22. April 1969
    Lieber Siegfried,
    ich schreibe schon wieder, aber ich habe im letzten Brief vergessen, Dich zu bitten, von meinem Guthaben beim Verlag
       10 000 Mark
    an meine Mutter,
       Maria Handke,
       Altenmarkt 6,
       A-9112 Griffen, Kärnten, Österreich
    überweisen zu lassen. Ich dachte, das sei einfacher, als wenn ich mir das Geld erst hierher überweisen lasse. In Griffen gibt es eine Sparkasse, die auch Bankgeschäfte er
119 ledigt. Es würde mich sehr freuen, wenn die Überweisung recht schnell möglich wäre.
    Über die 2. Auflage der Gedichte freue ich mich recht sehr. Hoffentlich geht es immer weiter. Auch die Tormanngeschichte müßte dann verkäuflich sein.
    Vorgestern hat Libgart das Kind gekriegt, es ist ein sehr schönes Mädchen und heißt Amina. 1 Es ging recht gut, Komplikationen kamen nicht vor. Das Kind ist 53

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