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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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cm groß und wiegt 3,85 Kilo, das ist für ein Mädchen recht viel. Es ist vor allem gefräßig und müde. Libgart hat viel Blut verloren, ist aber schon wieder recht munter. Jetzt am Abend fahre ich wieder in die Klinik hinaus. Wir sind beide recht froh, ich selber befinde mich in einem Zustand von gelöster Langeweile, aber der ist sehr angenehm. Erst jetzt kommt heraus, daß ich vom Arbeiten doch recht erschöpft war.
    Ich schicke Dir auch den Vertrag für den Hörspielsammelband zurück. 2 Er liegt diesem Brief bei.
    Ich bin unfähig, was Vernünftiges zu schreiben, geschweige zu denken.
    Herzlich
    Dein
    Peter (Handke)
    1
Amina Handke wurde am 20. April 1969 geboren.
2
Neues Hörspiel. Texte Partituren , herausgegeben von Klaus Schöning, erschien 1969 und enthielt von P. H.: Hörspiel , S. 17-36 (siehe zu Hörspiel Brief 90, Anm. 3).
    120 [89; Anschrift: ]
    Frankfurt am Main
    30. April 1969
    Lieber Peter,
    schönen Dank für Deinen Brief vom 17. April. Zunächst meinen herzlichen Glückwunsch für Amina: soll sie eine angenehme Welt vorfinden, und meine herzlichen Grüße für Libgart.
    Ich bin sehr froh, daß Du die Geschichte von der Angst des Tormanns zu Ende geschrieben hast. Ich möchte Dir einen Vorschlag über das Erscheinen machen können, wenn wir uns Mitte Mai sehen. Könnten wir für die Besprechung den 15. Mai vorsehen? Vielleicht ab 11.00 h? Ich kann den ganzen Tag und Abend zur Verfügung stehen. Am 16. Mai muß ich nach Ost-Berlin, am 17. und evtl. auch 18. vormittags könnte ich wieder in West-Berlin bereit sein.
    Ich sehe Dich gern beim Studium des »Briefwechsels« Hesse/Suhrkamp. Auch dazu möchte ich Dir doch einiges mündlich sagen dürfen.
    Was unsere Abrechnung betrifft, so wird der erste Angestellte des Verlages, der Computer, in Kürze ein ganz neues und rasch arbeitendes System bieten. Aber seine Programmierung ist unendlich kompliziert und zeitraubend. Die Schwierigkeiten werden sicherlich noch das ganze Jahr über dauern, dann aber brechen die durchsichtigen Tage an.
    Ich will mich wegen »Spectaculum« gar nicht herausreden, aber die Planung für die nächste Nummer wurde ja noch von Braun gemacht, natürlich in völliger Abstimmung mit mir, und irgendwie mußte ich doch Dich verständigt wissen. Es tut mir leid, daß Du das so spät erfahren hast. »Spectaculum« macht den Versuch, jeweils die wichtigsten Stücke der Saison zu versammeln, und da gehört der »Kaspar« doch unbedingt hinein.
    121 Es gibt aber vielleicht doch auch anderes, was in dem Briefwechsel Hesse/Suhrkamp steht und was Dich auch berühren soll.
    Nun zu den Gesprächen über die Zeitschrift. Jürgen Becker ist mutlos geworden. Er hat mir abgeschrieben, ich rief ihn daraufhin an, doch er bleibt schwankend. Ist es sinnvoll, wenn wir in Berlin mit Urs Jenny, Linder und entweder Schober oder Färber reden? Ich bin ganz damit einverstanden.
    Ende Mai kommt vielleicht Donald Barthelme nach Frankfurt. Auch er hat für Amerika den Plan eines neuen literarischen Magazins. Er würde sich natürlich gern mit Dir darüber unterhalten. 1
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
Donald Barthelme war Herausgeber der Zeitschrift Fiction .
    [90]
    Berlin
    2. Mai 1969
    Lieber Siegfried,
    danke für Deinen Brief, den ich heute bekommen habe.
    Was den Hermann Hesse – Peter Suhrkamp »Briefwechsel« betrifft: selbstverständlich lese ich daraus mehr als Verlagsmechanismen, aber was man eben mehr erfährt, über die Personen, die da Briefe schreiben, das ist wohl zu wichtig, als daß man darüber ein paar Briefsätze formulieren kann.
    Inzwischen war Herr Jenny bei mir, wir haben uns unterhalten, er würde schon gern …
    122 Er meinte nur, da ja die meisten von denen, die in Frage kommen, in München leben, sollte man sich in München einmal treffen, bei ihm, und zwar Ende Mai, Anfang Juni, wenn er selber von den Filmfestspielen von Cannes zurück ist. Das fände ich auch besser, zumal auch Ernst Wendt in München lebt. 1 Trotzdem könnte man schon in Berlin Umrisse ausarbeiten, und ich könnte schon mehr bei der Sache sein als jetzt, da das Kind doch einen ziemlichen Weltanspruch macht. (Heute ist es aus der Klinik gekommen, es schreit schon heftig, aber es ist alles in Ordnung.) Jedenfalls wäre Dein Besuch in Berlin mir recht angenehm. 2 Daß Jürgen Becker resigniert, ist für mich deprimierend, weil ich selber noch viel weniger als er so etwas wie ein Organisationsmensch bin, er war wenigstens schon

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