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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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    Dein Vorschlag, nach Paris zu ziehen, liegt ganz auf der Linie dessen, was ich mit meinem Brief vom 2. September Dir gegenüber etwas mysteriös »nur Peter Handke betreffend« andeutete. Ich schreibe heute gleich 4 Briefe an einflußreiche Leute in Paris und bitte um deren Vermittlung. Irgend etwas wird sich schon ergeben. Jedenfalls ist es selbstverständlich, daß ich Dir helfe.
    Mit Israel nehme ich wegen einer Einladung Verbindung auf. Ich bedanke mich für Deine Zusage für die Lesung im Buchhändler-Seminar. Ich werde das dort regeln.
    Auf den »Tormann« bin ich sehr gespannt. Bist Du den September über in Berlin? Kommst Du an einem Tag im September ohnehin einmal nach Frankfurt? Wie gesagt, ich möchte Dich gern sprechen.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    137 [103]
    Berlin
    11. September 1969
    Lieber Siegfried,
    Du hast mir schon einmal von der österreichischen Bibliothek geschrieben, es ist ein gutes Unternehmen, nur sollte man es nicht zu groß machen, denn zu sehr österreichisch, das geht einem (mir) leicht auf die Nerven, zumal man ja gute Literatur nicht mehr als österreichisch bezeichnen kann, das wäre schon eine kulturelle Einschränkung. Trotzdem reizen mich selbstverständlich einzelne vorgeschlagene Titel, und obwohl ich »Sonnenfinsternis« von Stifter noch nicht kenne, war ich gleich davon, ich muß es sagen, recht begeistert, weil ich das, was ich eben von ihm kenne, sehr mag, obwohl es schon einige Zeit her ist, daß ich es gelesen habe, und weil ich meine, daß der alberne Arno Schmidt in bezug auf Stifter viel Triviales und Falsches gesagt hat und auch bewirkt hat. 1 Das würde mich also schon reizen. Nur ist eine ferne Gefahr, daß ich allmählich ein Nachwortschreiber werden könnte: Horváth, Stifter … Aber diese beiden sind mir einmal sehr recht.
    Ich freue mich, daß Du so vielen Leuten wegen Paris geschrieben hast. Es muß einfach was draus werden, hier in Berlin wird es immer unerträglicher.
    Am 17. fliege ich nach Belgrad mit dem Theater am Turm, vielleicht kann ich am 16. 2 schon nach Frankfurt kommen. Wäre Dir das recht? Oder beim Rückflug am 19.?
    Ich schicke Dir das Manuskript des »Tormanns(warts)« mit, das ich in den letzten zwei Wochen fertiggeschrieben habe. Bezüglich des Umschlags habe ich feste Vorstellungen, ich hoffe, sie können verwirklicht werden: schwarz, ganz schwarz und in ganz weißer Schrift, als Untertitel nichts vorn drauf als der Satz »Der Tormann sah zu, wie
138 der Ball über …«, sonst nichts vorn drauf. Hoffentlich erschrickst Du nicht. Der Verlagsname kann ja auf der Rückseite stehen, SV , und auf dem Buchrücken der Name der Geschichte und mein Name … Ich weiß nicht, ob man die Fotokopien von Hochzeitsfotos in der Geschichte verwenden soll; wenn ja, dann sollen sie immer auf der linken Seite stehen, so wie ichs im Manuskript gemacht habe: man blättert rechts um, und links steht das Foto, keine Leerseiten. 3 Die Zeichnungen sind nicht sehr schön, vielleicht kann man da noch was ändern. 4
    Herzlich
    Dein Peter
    1
Arno Schmidt beschäftigte sich mehrfach mit Adalbert Stifter und dessen Werk, u. a. in: … Und dann die Herren Leutnants! (Betrachtungen zu ›Witiko‹ & Adalbert Stifter) , in: Die Ritter vom Geist , S. 307-317; siehe A. S., Bargfelder Ausgabe , Werkgruppe II , Band 3, S. 143-168.
2
Die drei Wörter »ich am 16.« sind von dritter Hand unterstrichen.
3
Im Ordner mit der Korrespondenz zwischen P. H. und S. U. haben sich fünf Kopien von Hochzeitsphotos unterschiedlicher Paare erhalten. Ihnen liegt eine undatierte handschriftliche Notiz von S. U. bei: »Diese Photos (aus Provinzmagazinen, dieselbe Haltung zeigend) befanden sich im Ms von Handkes ›Tormann‹ und entfielen auf meinen Vorschlag.« Siehe Abb. 4 in diesem Band.
4
P. H., Die Angst des Tormanns beim Elfmeter , S. 117. Hier stehen anstelle von Worten Umrißzeichnungen der von den Worten bezeichneten Gegenstände. Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk von S. U.: »mündl. bespr.« sowie einen handschriftlichen Vermerk von Burgel Zeeh: »kommt am Dienstag, 16. 9. 69«.
    139 [104; Anschrift: ]
    Frankfurt am Main
    30. September 1969
    Lieber Peter,
    können wir Dein Nachwort für Horváths »Geschichten aus dem Wiener Wald« jetzt fixieren? Ich möchte Dir ein Honorar von DM  500,– anbieten. Der Umfang steht dir frei. Ich nehme an, Du wirst 5 bis 10 Seiten schreiben wollen. Bis wann kannst Du das

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