Der Briefwechsel
geschickt wird.
1
Herbert Marcuse, Versuch über die Befreiung , erschien, in der Übersetzung von Helmut Reinicke und Alfred Schmidt, 1969 als Band 329 in der edition suhrkamp .
2
P. H., Der Einbruch eines Holzfällers in eine friedliche Familie , erschien zuerst in: manuskripte , Heft 19, 1967, S. 6 f. An den linken Rand des Briefes hatte P. H. an dieser Stelle den handschriftlichen Vermerk angefügt: »(Zusatz«).
[100]
Berlin
31. August 1969
Lieber Siegfried,
hoffentlich hast Du den Brief aus Österreich gekriegt, in dem ich als Antwort auf ein Telegramm schrieb, ich würde am 29. wieder nach Berlin fliegen. Inzwischen kommt es mir freilich schon so vor, als hätte ich von dem Telegramm nur geträumt, oder ein andrer hätte es mir geschickt.
Jetzt kann ich aber wenigstens die Briefe schnell beant
134 worten, die Du mir im August nach Berlin geschickt hast: wenn eine Antwort nicht schon zu spät ist. Auf diesem Buchhändlerseminar könnte ich schon (gern) lesen, da sind wenigstens nicht so viele Leute, und auch nach Israel oder irgendwoandershin würde ich gern fahren. Nur, hoffe ich, müßte man nicht mit den Israelis einer Meinung über ihre Politik sein.
Anfang nächsten Jahres würde ich gern mit meiner Frau und dem Kind für wenigstens 1 Jahr nach Paris ziehen, einmal, um was Neues zu sehen, und dann, um ein bißchen Französisch zu lernen. Ob der Verlag mir wegen einer Wohnung dort etwas beistehen könnte? Ein Verlag ist doch offizieller als die Privatperson eines Dichters. Entschuldige diese Bitte.
Das Manuskript der Geschichte folgt bald.
Und ich bedanke mich für die Abrechnungen über das 1. Halbjahr: dafür, daß man sie mir so relativ schnell zugeschickt hat. Es zeigt sich im übrigen, daß ich mit ein wenig Glück diesmal sogar schon von den Buchverkäufen allein leben könnte, und nicht nur ich allein, sondern die ganze Familie.
Herzlich
Dein Peter
[101; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
2. September 1969
Lieber Peter,
ich war bei Thomas Bernhard und wäre auch nach Griffen gekommen, aber es war unklar, wann Du wegfährst, und zudem war es ja das scheußlichste Regenwetter. Wir müssen uns bald sehen. Ich habe was auf dem Herzen und
135 möchte das gern mit Dir besprechen; nichts Aufregendes, nur Peter Handke betreffend. Und dann müssen wir auch über die Zeitschrift sprechen.
Ich warte auf den »Tormann« und freue mich sehr auf ihn.
Bei Bernhard haben wir ganz merkwürdigerweise eine »Neue Österreichische Bibliothek« erörtert. Was hältst Du von dem Plan, der hier in konkreten Überlegungen beiliegt? Kennst Du Stifters »Sonnenfinsternis«? Wenn nicht, bitte, lies den Text. Er ist bedeutend, modern und wie für die heutige Zeit geschaffen. Stifter, der Titel »Sonnenfinsternis« und das damit Gemeinte und eine von Dir angeregte Edition: das ist ein Programm für die Reihe. Auch darüber sollten wir vielleicht mündlich sprechen. 1
Herzliche Grüße, auch für Libgart
Dein
gez. Siegfried Unseld
i. A. Ge.
P. S.: Soeben kommt Dein Brief vom 31. 8. Ich bin auf dem Weg nach München – Hamburg und schreibe Dir ausführlich, sobald ich zurück bin: Ende der Woche. 2
1
S. U. besuchte am 26. und 27. August 1969 Thomas Bernhard im oberösterreichischen Ohlsdorf (siehe Bernhard – Unseld, Der Briefwechsel , S. 125). Die Überlegungen zu einer Neuen Österreichischen Bibliothek – als Fortsetzung der 1915 von Hugo von Hofmannsthal innerhalb der Insel-Bücherei begründeten und 1917 eingestellten Österreichischen Bibliothek – fixierte S. U. in einer Notiz, in der mögliche »Planer und Mit-Denker« (H. C. Artmann, Ernst Fischer, Barbara Frischmuth, P. H., Alfred Kolleritsch, Leo Navratil und Hilde Spiel) erwähnt und für drei Auslieferungsserien mit jeweils sechs Bänden Titel vorgeschlagen werden; P. H. sollte das Nachwort zum ersten Band der Reihe (Adalbert Stifter, Sonnenfinsternis ) verfassen; die Notiz ist vollständig abgedruckt in: Bernhard – Unseld, Der Briefwechsel , S. 130ff.; siehe auch Brief 103.
2
136 S. U. hielt am 3. September 1969 in der Hamburger Buchhandlung Saucke eine Eröffnungsrede zur Signierstunde von Hans Erich Nossack, dessen Roman Dem unbekannten Sieger im Herbst 1969 im Suhrkamp Verlag erschienen war.
[102; Anschrift: Berlin]
Frankfurt am Main
5. September 1969
Lieber Peter,
Du hast ja meinen Brief vom 2. September in der Zwischenzeit bekommen. Ich möchte Dir jetzt zu Deinem Brief vom 31. August
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