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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Uhr Blatt«]
    Berlin
    21. Juli 1969
    Lieber Siegfried,
    entschuldige bitte, ich habe im Moment kein andres Papier da, das schaut so offiziell aus.
    Ich habe das Buch der 19 noch einmal nach Druckfehlern durchgeschaut und einige wiederentdeckt, obwohl ich mehr in Erinnerung hatte. Wenn der Verlag trotz des Verschwindens aus der schönen »Spiegel«-Hitliste noch eine 2. Auflage macht, wäre es ganz gut, wenn die Druckfehler verbessert werden könnten. 1
    Hier in Berlin ist es jetzt scheußlich, weil vor dem Haus und hinter dem Haus ganz brutal gebaut wird. So werden wir versuchen, ob wir für ein paar Wochen mit dem Kind nach Kärnten zu meiner Mutter fahren können. Das wird ungefähr in einer Woche sein, etwas später. Ist es ganz unmöglich, daß man mir bis dahin die Abrechnungen für Theater und Bücher des letzten halben Jahrs schickt? So wichtig ist es aber nicht. Wenn wir über Frankfurt fliegen – vielleicht können wir kurz zum Verlag kommen.
    An die Zeitschrift denke ich, allerdings fühle ich mich dabei ein bißchen isoliert und mutlos.
    Mit herzlichen Grüßen
    Dein Peter
    1
128 P. H., Prosa Gedichte Theaterstücke Hörspiel Aufsätze , erschien am 25. April 1969 als Band 173 der Bücher der Neunzehn; 19 deutsche Verlage publizierten unter dieser Reihenbezeichnung seit 1954 jeden Monat ein Buch zu niedrigem Preis, um den Buchgesellschaften Konkurrenz zu machen. Die erste Auflage des Bandes von P. H. betrug 15.000 Exemplare; die zweite (vom Oktober 1969) 6.000 Exemplare. Die Arbeit daran hatte im Sommer 1968 begonnen: Urs Widmer schrieb an P. H. am 12. September 1968: »Wir haben uns nun definitiv entschlossen. Das Buch der Neunzehn wird heißen PETER HANDKE , und sonst steht nichts auf dem Umschlag. Wir machen auch, wie ausgemacht, die Sache mit den Paßfotos. Der Inhalt: Das neue Stück [ Das Mündel will Vormund sein ], die Publikumsbeschimpfung und die Hilferufe, soweit das Theater. Dann das Hörspiel. In der Abteilung Prosa die Erzählungen aus dem Residenzband, sagten Sie nicht, Sie hätten noch andere? Eventuell – das hängt vom Umfang und anderem ab – einiges aus der Innenwelt. Schließlich die Theorie: Könnten Sie mir Ihr Material so vollständig wie möglich schicken? Ich mach dann eine Auswahl, Sie überlegen sich bitte gleichzeitig, was Sie drin haben möchten. Ein bißchen Dampf müssen wir schon geben, der Band wird Ende April ausgeliefert, das bedeutet, daß ich das Manuskript Mitte November satzfertig habe.« Der von Moidele Bickel gestaltete Buchumschlag brachte jeweils auf der Vorder- und Rückseite sowie auf dem Buchrücken in einer Fotokabine aufgenommene Paßfotos des Autors mit Beatlesfrisur, dunkler Brille und leicht gesenktem Kopf. Der Band rangierte zweimal auf der Spiegel -Bestsellerliste – am 7. Juli 1969 und am 28. Juli 1969 jeweils auf Platz 10.
    [94; Anschrift: Berlin]
    Frankfurt am Main
    23. Juli 1969
    Lieber Peter,
    die Korrekturen für Dein Buch in der Reihe der Neunzehner gebe ich an die Herstellung weiter. Selbstverständlich wird das bei dem Neudruck berücksichtigt. Wir haben für
129 den Neudruck das Papier schon gekauft. Ich warte vorläufig noch mit dem Zeichen zum Druck, weil ich sehen möchte, in welcher Frequenz sich die vorhandenen Bestände verkaufen.
    Leider ist es ganz und gar ausgeschlossen, daß wir in so kurzer Zeit die Abrechnung für das 1. Halbjahr 69 fertigmachen können. Liegt Dir an der Abrechnung oder an einer möglichen Verfügung von Geld? Falls Du an das letztere denkst, so kannst Du Dich jederzeit an mich wenden, um Beträge à conto Deiner Honorare abzurufen. Das ist doch wohl selbstverständlich.
    Ich führe in diesen Tagen die letzten Verhandlungen wegen Horváth, am Montag eine in Wien. Ich hoffe, daß ich dann definitiv sagen kann, wir haben ihn, und wir machen eine große Ausgabe. 1
    Jürgen Becker will ganz kräftig an der Zeitung mitmachen!
    Wie lange wirst Du in Kärnten sein? Du schreibst von ein paar Wochen. Vielleicht könnten wir uns für Anfang September in Berlin verabreden. Und nimmst Du den Text der Erzählung mit, siehst ihn Dir in dieser Zeit noch einmal durch und schickst ihn mir, sobald Du zurück bist? Es wäre mir sehr wichtig.
    Und noch eine Angelegenheit wegen der Lesereise. Du hast Fräulein Mörler geschrieben und für die »Dauer eines Jahres« abgesagt. Du erinnerst Dich, daß wir darüber sprachen, daß Du vielleicht im März eine konzentrierte Reise machst; Dauer 10-14 Tage. Wir würden

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