Der Briefwechsel
Nachwort liefern? Bitte nicht später als Ende Januar. Da wir den Band jetzt bald ankündigen müssen, wäre es natürlich schön, wenn man in irgendeinem Satz andeuten könnte, wie Du das Stück siehst. Vielleicht könntest Du mir im Brief ein paar Sätze darüber schreiben.
Und hier noch eine Angelegenheit: ein sehr guter Bekannter von mir und ein hervorragender Übersetzer aus dem Spanischen, Curt Meyer-Clason, ist jetzt Leiter des Deutschen Instituts in Lissabon geworden. Er schätzt Dich und Deine Arbeiten außerordentlich. Er trägt sich mit dem Gedanken, »Das Mündel« aufzuführen, vielleicht auf der ganzen iberischen Halbinsel in Zusammenarbeit mit Madrid. Er fragt an, ob es ein Schauspieler-Duo gäbe, das das Stück aufführen könnte. Man wünscht sich natürlich auch Dein Kommen. Hast Du dafür irgendeine Vorstellung?
Eben trifft der beiliegende Brief von Mrs. N. de Schoenborn ein. Willst Du mal mit der Dame telefonieren? 1
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
Anlage
1
140 Unter dem Datum des 22. September 1969 schrieb Frau de Schoenborn auf französisch an den Verlag, Joseph Breitbach habe sie gebeten, P. H. Wohnungen in Paris vorzuschlagen. Es sei jedoch sinnvoll, wenn P. H. die Wohnungen selbst in Augenschein nähme; deshalb möge man mit ihr telefonisch Kontakt aufnehmen.
[105]
Berlin
3. Oktober 1969
Lieber Siegfried,
das Nachwort für Horváth kann ich Ende Dezember/Anfang Januar fertig haben. Aber es ist mir unmöglich, jetzt schon in ein paar Sätzen zu sagen, wie ich es schreiben werde, es wäre einfach zu allgemein, bloße Schlagwörter von einer Syntax des Unbewußten etc.
Ich glaube, was »Das Mündel will Vormund sein« betrifft, so kann das jedermann spielen, der nicht zu sehr Schauspieler und nicht zu sehr blöder, zickiger Pantomime ist, es ist ein Stück, das Leute jedes Berufs spielen können. Vielleicht kann es Herr Meyer-Clason selber spielen? Nicht sehr witzig.
Vielen Dank für den Brief der Mme de Schoenborn. Ich werde ihr schreiben, weil ich Angst habe, auf französisch beim Telefonieren zu stottern.
Helmut Färber habe ich mit einem Brief von dem Bücher- & Zeitschriftenplan informiert. Es müßte halt jetzt einer kommen, der das Projekt wirklich heftig angeht und sonst wenig im Sinn hat, sodaß er nicht abgelenkt wird.
Ich bin hier recht bedrängt, muß mich sehr viel mit dem Kind befassen, weil Libgart zum Glück eine Gelegenheit hat, wieder Theater zu spielen, wenn auch nur für ein Stück, 1 aber ich versuche Tag für Tag, endlich wieder mit dem Schrei
141 ben anzufangen. Bis jetzt ist es immer Abend geworden, und da bin ich schon ganz müde gewesen. 2
Alles Gute für die Buchmesse, 3
Dein Peter
1
Libgart Schwarz spielte in Claus Peymanns Inszenierung von Anton Tschechows Kirschgarten , die am 30. November 1969 an der Volksbühne Berlin Premiere hatte.
2
Am linken Rand des Briefs hat P. H. handschriftlich vermerkt: »Ich kenne einen spanischen Pantomimen namens Gómez …? der in Nürnberg engagiert war.« Der spanische Schauspieler José Luis Gómez war an den Städtischen Bühnen Nürnberg engagiert; er spielte dort unter anderem den Kaspar.
3
1969 fand die Buchmesse vom 8. bis 13. Oktober statt.
[106; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
7. Oktober 1969
Lieber Peter,
vielen Dank für Deinen Brief vom 3. Oktober. Ich freue mich, wenn ich Ende Dezember/Anfang Januar Dein Nachwort für den Horváth habe. Wir müssen freilich im November die Ankündigungen drucken; nun, es wird uns da schon etwas einfallen. Über die Aussicht, in Spanien und Portugal zu reisen, scheinst Du nicht erbaut zu sein. Ich hatte eher gedacht, das würde Dich freuen.
Eben rief mich der mir nicht sonderlich angenehme Herr Claus Lincke von der Buchhandlung Lincke in Düsseldorf an. Er will zwei Beiträge: einen von Dir (über Deine Art zu schreiben) und einen von mir (über meine Art zu verlegen). Ich habe ihm gleich gesagt, daß Du jetzt wohl kaum zur Niederschrift eines solchen Beitrags kämst. Außerdem will er ihn bis zum 20. 10. haben; das scheint mir doch eine Zu
142 mutung. Ich selber kann ihm vielleicht etwas über unsere Joyce-Ausgabe schreiben. 1 Das ist letztlich für den Verlag Werbung. Wärst Du damit einverstanden, daß man zwei Seiten aus dem »Tormann« in diesem Buchhändler-Katalog zum Vorabdruck gäbe? Das spielt sich ja außerhalb der Öffentlichkeit ab, wäre also kein Vorabdruck im Presse-Sinne und dient vielleicht auch der
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