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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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jüngere Leute, die … Vielleicht erscheint Dir das müßig, was ich da schreibe, man sollte es aber doch erwägen. 2
    Vorgestern bin ich aus Paris zurückgekommen, wo ich einige Tage Wohnungen angeschaut habe. Es herrscht dort schon eine grauenhafte Ausbeutung, die bei der fordernd hingehaltenen Hand der Kinoplatzanweiser anfängt und bei den Wohnungsmieten sicher nicht aufhört. Mme Schoenborn, von Herrn Breitbach Dir genannt, ist nicht, wie ich dachte, eine Besitzerin von Appartements, sondern eine Agentin. (Wohl in jedem Sinn.) Weil ich aber zu wenig brutal bin, solchen (durchaus irgendwo »musisch« tuenden) Leuten zu begegnen, habe ich die Forderung akzeptiert, weil die eine Wohnung, in der Nähe des Montmartre und sehr still, wirklich schön und beruhigend ist. Sie kostet 2000 Francs im Monat. Aber ich dachte, so lange werde ich ja nicht in Paris sein, und wenn, dann soll es uns und dem Kind ein bißchen angenehm sein. Nun sollte ich sofort eine Miete bar zahlen, hatte nicht ganz so viel mit, wollte es heute hinschicken, das schien denen wohl eine Zumutung, so rief ich bei Gallimard an, Frau v. Bülow, die das Geld überweisen wird, während es ich heute im voraus an Gallimard überweise … Nun ja, aber eine schöne Stadt.
    »Quodlibet« habe ich neu geschrieben, es ist jetzt fast ein
153 richtiges Stück, mehr als doppelt so lang. Wenn Du es noch für »Spectaculum« willst, schicke ich Dir beizeiten ein Exemplar. Zudem habe ich ein kleines Hörspiel geschrieben, das nur aus Geräuschen besteht: »Geräusch eines Geräusches«. 3 Ich sagte Dir einmal, daß man einmal die Hörspiele zusammen in der »Edition« bringen könnte. Ein 4. Hörspiel will ich in der 1. Hälfte des nächsten Jahres schreiben.
    Entschuldige bitte den allzu langen Brief.
    Mit herzlichen Grüßen und Dank für die Bücher, die mir immer wieder zugeschickt werden, eigentlich habe ich nur noch Lust, richtige Geschichten oder aber Gedichte zu lesen,
    Dein Peter
    1
Heft 24 der »Zeitschrift für Literatur« Text + Kritik war P. H. gewidmet und erschien im Oktober 1969. P. H. hatte dem Herausgeber Heinz Ludwig Arnold einen Ausschnitt aus Die Angst des Tormanns beim Elfmeter zum Vorabdruck überlassen (S. 4-7) und in einem ebenfalls abgedruckten Brief (S. 3) die Erzählung kommentiert. Die Autoren des Heftes sind: Lothar Baier ( Aus der Satzlehre des Unmenschen ), Helmut Heißenbüttel ( Peter Handke ), Uwe Schultz ( Zwischen Virtuosität und Vakuum. Über Peter Handkes Stücke ), Hans Mayer ( Kaspar, der Fremde und der Zufall. Literarische Aspekte der Entfremdung ), Klaus Stiller ( Die Verwandtschaft des Erzählers. Peter Handkes Prosa ), Jörg Drews ( Sterile Exerzitien ) und Peter Schumann ( Der Fall Handke oder Die Monotonie in der Literatur. Versuch eines polemisch-kompilierten Belegs oder Eine Autorenbeschimpfung ). Auf S. 1 schrieb der Herausgeber: »Ein Heft über Peter Handke? Als ich ihm das, zusammen mit der Bitte um einen Text für dieses Heft, schrieb, antwortete er: vielleicht machen Sie einen Spaß mit dem Handke-Heft. Daß es dann kein reiner Spaß für Peter Handke werden würde, machten schon die ersten Gespräche mit den Autoren dieses Heftes deutlich – einer, der ihn vermutlich gepriesen hätte, sagte leider ab, Hans Mayers Aufsatz – ohnehin weniger wertend als typisierend – blieb somit als einziger, schwacher Kontrast.«
2
Der linke Rand dieses Absatzes ist von dritter Hand mit einem senkrechten Strich versehen.
3
154 P. H., Geräusch eines Geräusches , wurde unter dem Titel Hörspiel Nr. 3 (unter Bezug auf die vorhergehenden Hörspiele 1 und 2 ), in der Regie von Heinz von Cramer, im Westdeutschen Rundfunk ( WDR 3), am 7. Mai 1970 urgesendet.
    [118; Anschrift: Berlin; Telegrammnotiz]
    Frankfurt am Main
    6. Dezember 1969
    Herzliche Wünsche zu Deinem Geburtstag – Siegfried
    [119; Anschrift: Berlin]
    Frankfurt am Main
    15. Dezember 1969
    Lieber Peter,
    schönen Dank für Deinen Brief vom 1. Dezember. Du brauchst Dich gar nicht zu entschuldigen, Deine Briefe können gar nicht lang genug sein.
    Hämisch ist in der Tat der richtige Ausdruck für die Ausgabe in »Text + Kritik«. Auch ich bekomme da ja meinen Teil ab in dem Aufsatz von Klaus Stiller; hämisch ist darin auch, daß er immer behauptet, der Suhrkamp-Waschzettel würde diese Behauptungen aufstellen; in Wirklichkeit zitieren wir da Pressestimmen. Nun ja, diese Sache wird vergehen. 1
    Du weißt, daß ich den »Tormann« sehr gern habe

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