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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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große Freude. Er hat in seinen Ferien in Österreich Vorbereitungen für die Niederschrift getroffen, Überlegungen, Skizzen gemacht, jetzt schreibt er den Text gleich in die Maschine. Er wird bis Anfang Oktober fertig werden, und so vereinbarten wir, daß das Buch doch noch im 1. Halbjahr 1972 erscheinen kann. Dann kam seine Frau mit dem Kind von einem Spaziergang zurück, und von nun an beherrschte doch das Kind die Szene. Ich habe selten zwei so geduldige und liebende Eltern gesehen. Wie wird sich dieses Kind einmal in dieser Umwelt verhalten, wenn es ein so hohes Maß an Liebe erfahren hat? Er sprach mir von seinen Finanzierungsschwierigkeiten des Hauses, und ich bot ihm ein Darlehen an, worauf er sehr gerne und eigentlich erleichtert einging. Wir sprachen dann über die Aufteilung der Stücke-Bände für die ›suhrkamp taschenbücher‹. Er war mit dieser Aufteilung sehr einverstanden. [P. H., Stücke 1 . Publikumsbeschimpfung. Weissagung. Selbstbezichtigung. Hilferufe. Kaspar , erschien 1972 als Band 43 der suhrkamp taschenbücher ; der Anhang enthielt folgende Texte von P. H., die zumeist in den Programmheften der Uraufführungen oder in der Zeitschrift Theater heute zuerst publiziert worden waren: Bemerkung zu meinen Sprechstücken , ›Manifest‹ , Zur ›Publi
210 kumsbeschimpfung‹ , Über das Stück ›Weissagung‹ , Über das Stück ›Selbstbezichtigung‹ , Kaspars sechzehn Phasen ( Stücke 1 , S. 201-208; zu den Publikationsorten der Texte siehe Die Arbeit des Zuschauers , S. 241-243); P. H., Stücke 2 . Das Mündel will Vormund sein. Quodlibet. Der Ritt über den Bodensee , erschien 1973 als Band 101 der suhrkamp taschenbücher ; der Anhang enthielt: Zur Aufführung von ›Quodlibet‹ und Aus meinen Notizen zu ›Der Ritt über den Bodensee‹ ( Stücke 2 , S. 157-177; zu den Publikationsorten siehe Die Arbeit des Zuschauers , S. 243f.); die Bemerkungen zum Stück wurden dort nicht gedruckt.] Ich erwähnte ihm, daß mir eine vorbildliche Edition vorschwebte, eine Edition, die auch seine Äußerungen zu den Stücken enthielte (er selbst hat sich ja bei vielfacher Gelegenheit zu seinen Stücken geäußert). Er glaubt auch, die Texte auftreiben zu können. Ich schlug ihm dann vor, in den ›suhrkamp taschenbüchern‹ seine Aufsätze zu sammeln unter dem Titel ›Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms‹. Das nahm er sehr interessiert auf. Ich sagte ihm, daß schon die Texte, die in dem Reader-Band versammelt sind, für eine separate Publikation ausreichen würden, aber ich kenne ja noch andere Arbeiten von ihm, seine Rede bei der Entgegennahme des Hauptmann-Preises über den Polizeiwachtmeister Kurras [siehe Brief 65, Anm. 1], ferner seine Äußerungen zur Studentenbewegung. Wir sprachen dann auch über seine literarischen Vorstellungen. Von seiner Wertschätzung von Bernhard kommt er allmählich ab; Bernhard sei für ihn nicht mehr ein Autor, den er ernst nähme. Er glaube, daß Bernhard sich nicht weiterentwickle und weiterbewege, er bliebe statisch und seine Erfahrungen seien monomanisch und kommerziell geworden. Überhaupt interessiere ihn die Vision ›Literatur‹ immer weniger. Auch Kafka sei im Augenblick außerhalb seiner Rezeptionsweite. Dagegen lese er mit immer größerer Freude Gottfried Keller und Goethe. Er sei doch der bedeutendste Schriftsteller und von ihm könne man noch am meisten lernen. Wir gingen dann mit dem Kind zum Abendessen; wieder beherrschte das Kind die Szene, so daß es nur zu unterbrochenen Gesprächsthemen kommen konnte. Doch immerhin gab er sein Einverständnis, während der Buchmesse beim Kritikerempfang zu lesen. In die Wohnung zurückgekehrt, war es dann schon 21 Uhr, und auf dem Bildschirm lief das Fußballspiel Deutschland–Mexiko, das wir uns alle interessiert anschauten.
211 [Endstand: 5:0] Dann ein etwas hastiger Aufbruch; Frau Handke fuhr mit mir im Zug nach Frankfurt; sie mußte am nächsten Tag Hausbau-Probleme mit Herrn Nabbefeld klären.«
    [163]
    [Köln c/o Bohmeier]
    14. September 1971
    Lieber Siegfried,
    mit den Vorschlägen, die Du mir hier in Köln gemacht hattest, bleibe ich einverstanden. Ich glaube schon, daß ich bis Anfang Oktober mit dem Roman fertig bin, das heißt, wenn von außen nichts dazwischen kommt.
    Wenn die Stücke gesammelt herauskommen, werde ich vorher zur rechten Zeit dem Redakteur die Bemerkungen nennen, die ich dazu gemacht habe. Meistens habe ich diese ja selber nicht mehr, aber ich weiß jedenfalls immer

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