Der Briefwechsel
noch das kurze Stück ›Hilferufe‹ aus dem Jahr 1967 mitaufnehmen! An Filmaufsätzen gibt es kaum welche, die nicht schon in dem Reader publiziert sind, ich glaube nur 4 ziemlich spezielle, und dann gibt es noch einiges, was ich in ›Die Zeit‹ geschrieben habe, über das Theater und SDS [ Für das Straßentheater, gegen die Straßentheater , in: theater heute , 7/1968, S. 6f.; wiederabgedruckt in: P. H., Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms , S. 56-62], und dann über die Justiz bei Studentenprozessen [ Tautologien der Justiz , in: Die Zeit , 14. November 1969, wiederabgedruckt in: P. H., Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms , S. 176-187] aber mit Ausnahme des letzteren Aufsatzes, den ich selber für einen meiner besten Sachen halte, sind sie halt doch eher auf spezielle, schon halb vergessene Tagesereignisse bezogen und nur als Zeugnisse eines damals etwas altklugen Temperaments interessant.«
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P. H., Die Angst des Tormanns beim Elfmeter , erschien am 26. Januar 1972 als Band 27 der suhrkamp taschenbücher .
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Von diesen Plänen wurden realisiert: Martin Walser, Gesammelte Stücke , 1971 (Band 6 der suhrkamp taschenbücher ); Max Frisch, Stücke 1 , 1971, und Stücke 2 , 1972 (als suhrkamp taschenbuch Band 70 bzw. 81).
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Im Durchschlag: »Suhrkamp-Texten«.
201 [156]
Griffen
21. Juli 1971
Lieber Siegfried,
vielen Dank für Deinen Brief.
Es kann mir nicht unrecht sein, daß alle meine Stücke bis jetzt zusammen in einem billigen Buch erscheinen. Ich dachte nur, in der »edition« seien sie schon ideal zu haben, auch billig und mit dem Charakter von Taschenbüchern. Ist es nicht zuviel, sie nun noch einmal aufzubereiten? Und würde das nicht auf eine Editionskritik stoßen müssen? Wieviel würde dann ein Band kosten?
Gern hätte ich gewußt, ob Du mit Michael Roloff weiterarbeitest, wie jedenfalls die Geschichte fortgefahren ist. Aber wir haben halt schon lang keine Briefe mehr geschrieben. So ein plötzliches und langanhaltendes Schweigen nach einer so ernsthaften und wichtigen Auseinandersetzung (wegen Roloff) kam mir als ein schlechtes Zeichen vor. Damals in New York erinnerte mich das Gespräch über ihn, das Frau Ritzerfeld und Du führten, und auch die Konstellation, als Michael Roloff in der Hotelhalle eintraf, und wir dann mit Euch weggingen, sehr beklemmend an die Geschichte vom Heizer aus »Amerika« von Franz Kafka. Und das Schweigen danach hat zumindest Atmosphäre.
Ich bin noch ein paar Wochen hier und bereite eine lange Geschichte vor, einen kurzen Roman, den ich ab Mitte August in Köln schreiben möchte. Libgart wird im September in der Verfilmung von »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« mitspielen. 1 Sie läßt Dich und Jack Daniels schön grüßen. Uns geht es gut, wir lesen, gehen spazieren, schauen unsere Heimat einmal mit genaueren und neuern Augen an.
Mit freundlichen Grüßen
Dein Peter
1
202 Wim Wenders verfilmte 1971 die Erzählung Die Angst des Tormanns beim Elfmeter . Der Film wurde vom Filmverlag der Autoren, Telefilm Wien, WDR , ORF produziert und am 19. Februar 1972 im WDR urgesendet. Das Filmteam bestand aus Robby Müller (Kamera), Peter Przygodda (Schnitt) und Jürgen Knieper (Musik). Libgart Schwarz spielte das Dienstmädchen Anna.
[157; Anschrift: Griffen]
Frankfurt am Main
26. Juli 1971
Lieber Peter,
schönen Dank für Deinen Brief vom 21. Juli. Schade, daß wir uns so lange nicht gesehen haben und daß auch unsere Korrespondenz unter Schwäche-Anfällen litt. Doch ist eine Beziehung ja immer eine zweiseitige. Ich freue mich jedoch, daß es Dir gut geht. Am liebsten käme ich nach Griffen und sähe mir die Landschaft auch ein wenig mit Deinen Augen an, aber ich muß mir das im Moment verkneifen, es gibt viele aktuelle Dinge, und die Situation auf der Autobahn lädt ja auch nicht zu einer Spritztour ein. Wenn Du ab Mitte August in Köln bist, werden wir uns sehen. Ich mache dann einen Termin mit Dir aus.
Nun zu den zwei Fragen:
1.
Ich habe Dir in meinem Brief vom 16. Juli 1971 die Gründe dargelegt, die uns alle hier bewogen haben, Dir eine Ausgabe einer Sammlung von Stücken in den »suhrkamp taschenbüchern« vorzuschlagen. Einmal geschieht das auch so im Falle Frisch, Weiss, Walser; hier ist die Situation ja eine sehr ähnliche. Die Einzelstücke in der »edition« und eine Sammlung jetzt in den »taschenbüchern«. Wir kreieren in den »suhrkamp taschenbüchern« eine neue Form von Stück- Sammlungen.
Ich glaube nicht, daß man
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