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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Chakaura mit Neuem erfüllt, und dies galt zwischen dem Großen Grünen und dem Land Wawat. Dass die Weiden und Felder der großen Oase um den Mu-Wer-See nach jeder Überschwemmung fruchtbarer wurden, so dass seit einem Siebenjahr nicht ein Rômet verhungert war, wusste jedermann stromauf und stromab. Nach jeder guten Überschwemmung, Geschenk der Götter an den Goldhorus, gab es bessere Ernten und höhere Abgaben. Chakauras schwarzes Sehedhu-Grabmal wuchs in die Höhe, der Neue Palast, angefügt an Teile des alten Bauwerks, dehnte sich majestätisch in die Breite.
    Nachtmin wiegte den Kopf; seine Blicke glitten über die Gesichter der Freunde, und er sagte: »Der Palast wird in seiner Herrlichkeit Chakauras Siege zeigen. Schon jetzt sieht jeder, dass es ein Per-Ao der Wunder wird. Unsere Taten, Händler, werden kommende Herrscher an den Mauern bestaunen!«
    »Und wer weint über die Niederlagen?«, brummte Jehoumilq. »Ich ziehe es vor, in guter Ruhe auf meiner Terrasse Wein zu trinken. Ich hab meine eigene Malerei an der Wand.«
    »Du bist auch nicht Chakaura, Jehou!« Nachtmin lachte schallend. »Wenn ihr im nächsten Thot oder Paophi in Itch-Taui anlegt, werdet ihr das große Siegesfest mitfeiern können. Ich vergaß eines, Kari. Wenn du bei Tama-Hathor-Merits Einzug ins zweite Leben dabeisein willst, schick einen Boten. Mein Schiff bringt dich hin.«
    »Danke, Nachtmin. Ich werde dort sein.«
    »Und ihr, das unübertreffliche Dutzend? Wie geht es weiter?« Nachtmin hakte die Daumen hinter die Brustgurte und hob den Kopf. »So wie bisher? Gubla und die Inseln?«
    »Kefti, Alashia, Gubla, Uschu und das Hapiland«, sagte Holx-Amr. »Stoffe, Salben, Bronze und das letzte Eisen. Flaute und Sturm. Was soll sich ändern?«
    »Und deine Zinnhäfen, Kari?«
    »Ich glaube, dass die Zeit noch nicht gekommen ist.« Karidon trank starken Wein und fühlte einen leichten Schwindel. »Willst du etwa mit uns segeln?«
    »Mein Platz ist an der Seite des Goldhorus!« Nachtmin schlug die Faust gegen die Brust. »Ich wäre euch ein schlechter Ruderer. Als Händler oder Steuermann bin ich noch weniger zu gebrauchen.«
    »Und du weißt auch nicht, wo es billiges Zinn gibt.« Holx-Amr strich über sein Haar. Als er die Handfläche ansah, stutzte er, hielt sie ins Licht und fluchte auf Kefti; das Schwarz im Haar färbte ab. Er warf Khenso einen mürrischen Blick zu; sie hob die Schultern und machte eine verlegene Geste.

    Zwei Stunden vor Mitternacht. Im Licht des winzigen Öllämpchens schienen sich die Ranken der Deckenbemalung zu bewegen; die Vögel zuckten scheinbar mit den Flügeln, die Fische schlängelten sich durchs Wasser, und nur die ockergelben Sterne blitzten wirklich. Die Schneiden der Axt spiegelten einen doppelten Funken zur Liege und zum schmalen Eingang. Karidon öffnete die Augen und erkannte, als sich der Vorhang teilte, Nefer-Ihat; sie trug einen weißen Überwurf mit bunten Säumen. Fast lautlos glitt sie auf nackten Sohlen zum Lager und legte die Hand auf Karidons Brust. Er hielt die Arme im Nacken verschränkt und blickte in ihre dunklen Augen.
    »Ich will nicht allein träumen, Kari«, sagte Nefer leise. »Mit dir zusammen ist es vielleicht nicht fröhlicher, aber besser. Rutsch zur Seite, Neb Kapitän.«
    Er spürte die Mauer im Rücken, sie zog die Knoten des Mäntelchens auf und ließ es achtlos zu Boden fallen, hob die Decke und legte sich, den Kopf auf die Hand gestützt, neben ihn. Lange blickte sie in seine Augen und flüsterte:
    »Die Prinzessin hat recht gehabt. Im Dunkeln leuchten deine Augen. Ich beobachte dich seit Tagen: dein Ib-Herz trauert, dein Ka ist weit weg von dir, und dein Ba hat Angst vor der Zukunft.
    Ist es so, weil Jehou, den du liebst, bald nicht mehr mit euch segelt?«
    Karidon nickte stumm. Nefer küsste seine Stirn und holte tief Luft. Das Flämmchen zuckte rußend.
    »In den Schulen Ikhernofrets, in die uns damals der junge Goldhorus schickte, haben wir gelernt, dass wir die kommenden Jahre besiegen können: wir müssen ohne Furcht, mutig und entschlossen auf den Sonnenaufgang warten. Tamahat kannst du nicht mehr umarmen. Du hast nicht die Sorgen Chakauras, den Göttern sei Dank. Umarme den Tag, umarme dein Leben, leg deinen Arm um mich.«
    »Ihr seid alle so klug«, murmelte Karidon und sah das Pochen ihrer Halsadern. »Jehou kennt den Schluss. Chakaura hat seine Ziele. Der Regenbogen ihrer Leben hat Anfang, Höhepunkt und Ende; als sei alles vorgezeichnet. Ich kenne meinen Anfang

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