Der Bronzehändler
Karidon sagte:
»Ich bitte dich: komm zum Schiff und bezeuge, dass Hauptmann Iuefankh jene drei Truhen eingeladen hat und mit seinen Männern nach Hut-Heri-Ib und Men-nefer unterwegs ist.«
»Jetzt, Kapitän? In der größten Hitze?«
»Jetzt, Verwalter. Es ist der Befehl des Goldhorus aus dem Per-Ao. Als kleine Entschädigung, heut Abend, darfst du auf unsere Kosten trinken und essen und den Musikern zuhören; nenn mir die beste Schänke in deinem Städtchen.«
Der Verwalter und zwei Schreiber schlossen sich den Dienern und Sklaven an, die Waren aus dem Lagerhaus zum Schiff trugen. Holx-Arm saß auf einer der Truhen, Atet-Iuefankh und neun Soldaten mit Speerbündeln und Schilden standen zwischen der Truhe und zwei solide aussehenden Booten aus Binsengeflecht und Sykomorenholz. Karidon gab dem Bogenschützen das Röllchen und sagte leise:
»Du darfst sie ebenso wenig verlieren wie die Truhen. Gib den Brief nur dem Verwalter von Men-nefer selbst. Das Gleiche gilt für die Kisten.«
Iuefankh schlug mit der Faust gegen den Brustgurt und knotete die Rolle mit zwei Lederriemchen am selben Gurt fest. Zwei Truhen kamen ins größere Boot; sechs Mann kletterten hinein, Ptah half mit, es ins Hapiwasser zu schieben. Im Heck des kleineren Bootes wandte sich der Bogenschütze um, hob grüßend das Paddel; entlang der schrägen Ankertaue der Händlerschiffe glitten die Boote stromauf. Karidon und Uch-Djehuti blickten ihnen nach, bis sie hinter Palmenstämmen und Schilf außer Sicht kamen.
Der Verwalter wischte den Schweiß mit dem Unterarm aus dem Gesicht. »Eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang, Kapitän? Geradeaus, ein Chen-Nub, dann das vierte Haus. Wir können drinnen oder unterm Dach sitzen. Ameni-Minet heißt der Wirt.«
»Wir sind dort und freuen uns auf dich, Neb Heri-Udjeb.« Karidon verbeugte sich. »Du hast schwere Sorgen von unseren Herzen genommen; wir werden fröhlich feiern.«
Der Verwalter verglich die Liste mit den gestapelten Waren, hob bestätigend die Hand und suchte den nächsten Schatten auf.
Als die Musiker eine Pause machten – auf dem Podium lagen lange Flöten, eine kleine und eine übermannsgroße Harfe und eine Leier –, fiel klirrend Karidons Axt um. Ptah bückte sich und sagte kopfschüttelnd: »Manchmal bist du übervorsichtig. Hier – Gefahren? Das Metall ist von Bord, Kari.«
»Lieber einmal zu vorsichtig als wehrlos. Du hast deine Dolche auch nicht an Bord gelassen.«
Holx, Selkara, Larreto und Saigoos bewachten das Schiff und würden essen, nachdem sie abgelöst waren. Karidon trank dünnes Bier, war angenehm satt und hatte sich umgesehen. Vielleicht zwei Dutzend Fremde hockten zwischen den Mauern und unter dem Palmwedeldach. Uch-Djehuti rückte seine Perücke in den Nacken und lachte.
»Es ist friedlich bei uns, Kapitän. Wir sind nicht Gubla oder Men-nefer.«
Karidon fühlte sich unbehaglich; wahrscheinlich bis zu ihrem nächsten Anlegen hier – wenn sie erfuhren, dass das Eisen im Palast angekommen war. Die anderen Kapitäne und Steuermänner waren wenig unterhaltsam. Sie schienen einander gut zu kennen und blieben unter sich; auch Hesqemari und Kadran, die bei den Ruderern der fremden Schiffe saßen, langweilten sich. Uch-Djehuti hatte ihnen ausführlich berichtet, wie es im Hapiland stand. Der Goldhorus war abermals nach Kush und Wawat aufgebrochen; Boten berichteten von gewaltiger Beute und unzähligen Gefangenen. Karidon winkte dem Wirt.
»Ist für uns und die fünf, die später kommen, noch etwas zu essen übrig, Vater der Sättigung?«
»Dein Wein, Kapitän, reicht noch für viel mehr. Was soll ich euch bringen?«
»Bring den Musikern Wein; vielleicht spielen und singen sie besser«, sagte Ptah. »Und uns – eine Runde schwarzes Bier; gut zum Einschlafen?« Er sah sich um; alle nickten, auch Idris und Kadran hoben die leeren Becher und Schalen. Karidon hatte für den Gegenwert des Essens zwei Krüge Keftiwein getauscht. Er war müde vom Rudern, der Schlaf würde kurz sein, und im ersten Tageslicht würden sie hapiab wieder hart rudern müssen. Er machte Ptah ein eindeutiges Zeichen. Der Steuermann nickte und sagte:
»In einer halben Stunde lösen wir die anderen ab.«
»Gut. Wird eine schwüle Nacht an Deck, Netji.«
»Auf See haben wir's wieder kühl und frisch.«
Sie leerten ihre Becher, sammelten sich vor dem Haus und gingen in die dunkle Gasse hinein. Vom Fluss und aus den Sümpfen stieg Nebel auf und kroch über den Boden heran. Ptah und Karidon folgten
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