Der Bronzehändler
der Gruppe der Ruderer. Einzelne Ölflämmchen, weiße Lichtkugeln im Dunst, ließen die Umrisse bräunlicher und gelber Mauern erkennen, hinter Hecken und Mäuerchen hörte man murmelnde Stimmen; das Städtchen schien ausgestorben. Idris drehte sich um und rief unterdrückt:
»Wollt ihr etwa noch zu den Frauen, Käpten?«
»Keine Lust.« Ptah lachte schallend. Das Sandalenleder knirschte im groben Sand. »Hat Zeit bis zum nächsten Hafen.«
Sie betraten den Palmenwald. Im Gebüsch raschelte es; eine Herde halbwilder Schweine rannte davon. Karidon blieb stehen, um sein Wasser abzuschlagen. Die Nebelfeuchtigkeit legte sich in winzigen Tropfen auf die Haut. Einige Herzschläge lang ging Ptah weiter, bis zum ersten vagen Lichtschein von den Schiffen, legte die Hand auf den Dolchgriff. Ein Vogel flatterte schreiend auf, Schritte waren zu hören und unterdrücktes Keuchen; plötzlich sprangen und rannten aus der dunstigen Dunkelheit Gestalten hervor. Ptah wurde aufmerksam, als er Metall klirren hörte; er schrie: »Kari! Vorsicht!«
Karidon warf sich zur Seite und senkte die rechte Schulter. Die Doppelaxt rutschte über den Arm. Er fand den Griff, blickte sich um, duckte sich und sah, wie zwischen zwei Stämmen Männer mit Dolchen auf ihn zurannten. Er holte weit aus, bewegte sich rückwärts auf Netji zu, sah einen Oberkörper, einen Arm und einen Dolch und schlug zu. Die Axt pfiff durch die Luft, ritzte den Stamm und traf das Handgelenk des Angreifers. Knochen knirschten, Blut spritzte; der Unbekannte schrie, ein Dolch schnitt in Karidons linke Schulter. Er wich hinter einen Stamm aus, eine Schneide krachte ins Holz, und Ptah rammte mit der Schulter einen Angreifer aus dem Weg. Ein Schrei gellte auf:
»Hierher, Holx! Sie wollen Kari ...«
Karidon stolperte, rollte sich, wimmernd vor Schmerzen, über die rechte Schulter ab und sprang vor einem Angreifer zur Seite. Als der Mann an ihm vorbeirannte, traf die Schneide der Doppelaxt seinen Hinterkopf. Ein Dolch flog durch die Luft und bohrte sich in Karidons Hüfte. Er taumelte auf den freien Platz hinaus, machte lange Schritte und sah Ptah neben sich, holte wieder aus. Die Doppelschneide schnitt durch den Sand, zischte schräg aufwärts und riss eine klaffende Wunde vom Gürtel bis zum Schlüsselbein eines Dunkelhäutigen, der mit einem Kampfkolben nach Karidons Stirn schlug. Ptahs Dolch glitt an Karidons Schulter vorbei und bohrte sich in die Brust eines Mannes; hinter ihnen rannten schreiend Holx und die Ruderer heran. Als Ptah Karidon an der Schulter zu sich heranriss, trafen fast gleichzeitig drei harte Schläge den Körper des Kapitäns: im Oberschenkel steckte ein Pfeil, der bei der nächsten Bewegung abbrach, ein Schleuderstein streifte seine Stirn; als Karidon zuckte und den Kopf senkte, sah er eine Pfeilspitze über seinem Herzen schräg im Brustkorb. Glühende Schmerzen rasten durch Muskeln, Knochen und Adern; er taumelte, spürte heißes Blut und Lähmung in den Gelenken.
Vor seinen weit aufgerissenen Augen erschien blendende Helligkeit. Er verlor das Bewusstsein und brach zusammen, rutschte halb an Ptah herunter und sah schattenhaft, wie ein Angreifer starb, dem Holx' Kampfkolben die Stirn zerschmetterte. Die letzten Worte, die er noch hören konnte und verstand, schrie Ptah: »Kari stirbt!«
Im Zeichen von Bronze und Gold
Der zweite Kasten aus hellem Holz – Priester Merire-Hatchetef wusste, dass es aus Kefti kam, aber kannte den Namen nicht – war noch nicht versiegelt. Eine Lage Shafadurollen, ebenso mit Kupferdraht umwunden wie die Rollen des ersten, gefüllten Kastens, bedeckte den Boden. Merire stand auf und tastete sich entlang der Tischkante zur kupferüberzogenen Holztafel, hob sie auf, drehte und rückte sie, bis die widergespiegelten Sonnenstrahlen des Eingangs von links auf das Schreibblatt fielen; Götterfigürchen aus Suenetgranit hielten die Ecken nieder. Sonnenstrahlen verwandelten den Keftiwein in leuchtendes Öl. Als Merire trank, fühlte er nach wenigen Herzschlägen, wie sich die Kehle weitete, er atmete freier, und gleichzeitig schmerzten drei Zähne: einer unter dem linken Auge und zwei Backenzähne. Merire seufzte und wartete, bis der Wein die Kehle heruntergelaufen war und warmer Speichel den Schmerz milderte.
»Chakaura und der ferne Süden«, murmelte er. »Viel hab ich darüber geschrieben, und noch viel mehr wird geschrieben werden. Das Jahr Zwanzig ist angebrochen – und Itch-Taui wartet auf den siegreichen
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