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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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und sicher nach Men-nefer oder, was viel besser wäre, nach Itch-Taui bringen? Die Truhen müssen vor das Antlitz von Chakaura. Unbedingt. Sie sind voll Baâ-Enepe-Metall; mit Gold kaum aufzuwiegen. Uns rinnt die Zeit davon. Sprich, Antef-Iuefankh.«
    »Atet-Iuefankh! Wir könnten das Boot des Verwalters nehmen. In Hut-Heri-Ib, stromauf, hat Userhet viele Soldaten.« Der Bogenschütze nahm einen Schluck, schmatzte und verzog anerkennend das Gesicht. »Guter Wein, Käpten. Zwei Tage dauert's. In Heri-Ib sind ein paar Schnellruderer, die wir ab und zu hier zu sehen bekommen. Ich kann zehn Männer zur Bewachung stellen.«
    »Die Ufer sind sicher?« Ptah starrte ins Gesicht des Soldaten. »Ihr müsstet auch einen Brief mitnehmen.«
    »Seit zwei Jahren sind sie sicher. Sicherer als unser Städtchen heute – zu viele Barbarenschiffe.«
    Die Mannschaft hatte zugehört. Karidon hob beide Hände und zuckte die Schultern. »Was sagt ihr?«
    »Einverstanden!« Holx-Amr nickte. »Wir laden aus, Kari, und du schreibst deinen Brief. Könnt ihr noch heute lospaddeln, Iuefankh?«
    »Innerhalb von drei Stunden.«
    »Also!« Karidon kniff die Augen zusammen. »Du bringst mich zu Uch-Djehuti, ihr ladet aus, holt später die neue Ladung, wir essen an Land; morgen früh gehen wir in die Strömung, Kurs Uschu-Djarh. Einverstanden?«
    »Gut so.«
    Karidon holte den Kupferzylinder und das Schreibzeug, zögerte, warf die Doppelaxt auf den Rücken und folgte mit Ptah dem Bogenschützen, der mit seinen Männern sprach. Neugierig verfolgten von den anderen Schiffen Steuermänner und Mannschaften, die ihre Geschäfte schon erledigt oder damit noch nicht angefangen hatten, wie schnell und sicher die Mannschaft die Morgenröte entlud.
    Der Verwalter wohnte und arbeitete im oberen Geschoss eines Hauses, das samt Garten in einem offenen Viereck aus Lagerhäusern und Kornspeichern stand; von der überdeckten Terrasse aus sah er den größten Teil des Hafens. Kapitäne der anderen Schiffe und die Bewohner hockten in kühlen Schenken und Häusern. Karidon und Ptah siegelten den Tausch: Kupfer, Zinn, Bronze, Öl, Wein, Eichenholz, glasierte Tonwaren, Stoffe, minderes Lampenöl gegen Elfenbeinschnitzereien, Schmuck, Shafadublätter, Steinbecher und zwei Dutzend Kisten voller Salben, Schminken, Balsam und zwölf Ballen dünnes, weißes Leinen mit farbigen Webborten. Uch-Djehuti schickte die Schreiber hinaus und beugte sich über den Tisch.
    »Ihr braucht um das Erz nicht besorgt zu sein, Kapitän. Ihr und euer Schiff seid in jedem Hafen bekannt.« Er blickte auf eine Liste, die mit Holznägeln an die Wand gespießt war. »Es gibt Befehle des Goldhorus ...«
    »Das hören wir gern«, sagte Ptah, »denn diese Quelle des Baâ-Enepe ist versiegt. Nur die Götter wissen, wo wir Händler jemals wieder solches Erz finden und schmieden können.«
    »Darf ich auf deinem Tisch, der von Zeichen schwerer Arbeit übersät ist, eine Botschaft für Men-nefer oder Itch-Taui schreiben?« Karidon zog ein Blatt aus dem Kupferbehältnis. »Nur ein paar Zeilen.«
    Der Verwalter schob raschelnde Rollen zur Seite. »Nur zu.«
    Karidon schnitt einen handbreiten Streifen ab und tröpfelte Wasser ins Tuscheschälchen.

    DIES SCHREIBT in Gegenwart des obersten Verwalters Uch-Djehuti von Pi-Osiri Kapitän Karidon selbst mit zwei Fingern von der Auge der Morgenröte an Djadjad Cha-Osen-Ra. Er möge dieses Schreiben Tatji Ikhernofret und dieser es dem Goldhorus vorlegen. Mit dem Boten Atet-Iuefankh, Bogenschütze zu Pi-Osiri, der drei gesiegelte Kisten voll Erz nach Men-nefer oder Itch-Taui schafft. Möge der Goldhorus jedes Stück des Metalls ansehen und zählen: Mehr davon haben wir nicht, es ist der Rest aus Kefti. Wir schreiben den vierten Tag des Payni – erst im Epiphi kann die Morgenröte wieder in Men-nefer oder Itch-Taui sein. Dann werden wir Baâ-Enepe-Erz gegen Gold tauschen. Lobpreisungen und Millionen guter Wünsche dem Goldhorus, er lebe und herrsche ewig und ewiglich. Dies siegelt Karidon mit dem Wachs des Verwalters Uch-Djehuti.

    Karidon rollte das Blatt zusammen, knotete das Leinenbändchen und träufelte aus dem Wachskännchen, das über der Lampe stand, einige Tropfen auf die Enden und die Blattkante, rollte sein Siegel ab und ließ es in den kupfernen Zylinder zurückrutschen, den er sorgfältig verschloss. Er blickte auf und reichte Uch-Djehuti das Röllchen.
    »Mitgelesen?«
    Der Verwalter nickte. Ptah stand auf und zerquetschte eine Stechmücke auf dem Arm.

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