Der Bronzehändler
Wellen.«
Die Reihen der Kupferbarren, je ein Rômet-Char schwer und wie eine pralle Ochsenhaut gegossen, glänzten im Sand. Ptah-Netjerimaat und Karidon wechselten einen langen Blick und begrüßten die Mannschaft. Der Steuermann der Nachtwolke und ein Ruderer hoben Körbe voll Essen über die Bordwand. Er kann es nicht lassen, dachte Karidon, der Alte mit seinem struppigen Bart; er muss den armen, vom Schicksal geschlagenen Händler herauskehren, selbst wenn er sicher ist, dass es jeder besser weiß. Er ging auf die andere Seite des Wracks und fuhr mit der Hand über die Planken, kletterte die Leiter aus Treibholz und Schnüren hinauf und blickte in den Kielraum. Die Strahlen der späten Morgensonne zeigten ihm, dass das Wrack völlig ausgeräumt und halbwegs trocken war; fingerbreite Fugen klafften zwischen den eingesetzten Holzstücken.
»Zusammen mit den Ziegenbälgen und einigem Glück wird's die alte Horus wohl bis Arni schaffen. Trockenes Holz schwimmt gut, sagt man.« Karidon zuckte mit den Schultern und blieb neben Mlaisso stehen, der ein Fladenbrot in vier Teile riss und aufblickte, als der Schatten Karidons auf ihn fiel. Karidon sagte:
»Die Ruderer helfen, die Waren in die Schiffe zu verstauen. Wir holen von der Nachtwolke die Ziegenbälge. Ungefähr die Hälfte haben wir schon aufgeblasen. Die größere Schwinge des Falken wird die Horus schleppen. Wenn ihr satt seid, fangen wir an – wir haben, mit einigermaßen gutem Fafana-Wind, fünfzehn Stunden gebraucht. Nachts waren wir dort vorn in der Bucht.«
Schweißtropfen glänzten in den Schmucknarben von Mlaissos Schultern. Die Oberarmmuskeln schienen die schmalen Goldreife sprengen zu wollen. Der Mann aus Wawat nickte langsam und tunkte das Brot in die Schale mit gewürztem Öl. »Jehoumilq wird entscheiden.« Er sprach bedächtig, mit dunkler rauer Stimme. »Um Mittag könnten wir alles fertig haben, Kari.«
Die Mannschaften der drei Schiffe begannen Bronzebarren, Krüge und Ballen vom Strand wegzuschleppen. Karidon fand den zylindrischen Krug, in dem er die Shafadurollen wasserfest aufbewahrte, unbeschädigt in der Nähe des Feuers. Selkara, Saigoos und Idris halfen Ptah, die prallen Lederschläuche zum Wrack zu bringen; die Jungen, vierzehn oder sechzehn Sommer alt, waren fleißig und wussten, was sie zu tun hatten. Karidon befestigte die Schläuche an den Spanten und unterhalb der Decksplanken. Je länger er hantierte, desto mehr Risse und Brüche, notdürftig geflickt, sah er im Holzwerk. Die Planken der Rômetschiffe, mit Schnüren und Knoten gegeneinander gepresst, hielten große Belastungen aus, weil der Schiffskörper mehr federte und schwang als eine starre Beplankung, aber Sturm und schwere Kupferbarren, beidseitig des Innenkiels befestigt, waren für das alte Schiff zu viel gewesen. Die Steuermänner halfen Holx-Amr und Larreto; Mast und Rahen wurden längs an Deck der Schwinge festgezurrt, die salzverkrusteten Segel unter Deck geschafft, wo sie als Unterlage für schwere Krüge dienten. Karidon setzte sich in den Sand und blies Ziegenbälge auf, bis er schwitzte und ihm die Augen aus dem Kopf traten. Kirf Darka brüllte vom Bug der Schwinge:
»Käpten Jehoumilq! Wir sollten's versuchen! Heut ablegen und sehen, wie weit wir kommen. Da sind viele windgeschützte Buchten.«
»Und nachts das Wrack wieder auf den Strand legen?«, schrie Jehoumilq über den Strand. »Warten wir ab, ob die Horus richtig schwimmt – wenn wir sie endlich im Wasser haben.«
Kadran löste Karidon ab. Zwei Stunden später schnürte Karidon den letzten Balg zu und warf ihn ins Wrack. Die Mannschaften befestigten einige lange Riemen der Horus an der Bordwand der Nachtwolke und wuchteten den Ankerstein aufs Deck des Schiffes. Selkara und Hesqemari knoteten Taue am tiefsten Punkt des Bugs fest. Jehoumilq hatte die Tücher waschen lassen; Sagarqa sammelte die trockene Leinwand ein und trug sie, sorgfältig gefaltet, zur Nachtwolke. Die Ebbe sog einige Fußbreit Strand trocken; die zusätzliche Last drückte die Schiffe tiefer in den Strand. Der Koch stellte den zweiten Kessel voll Sud zum Abkühlen in den Schatten; die Männer schwitzten und tranken unaufhörlich.
Als die Sonne fast senkrecht in die windstille Bucht fiel, bewegte Karidon seine Schultern. Jede Bewegung rief fernen Schmerz, ein stechendes Ziehen hervor. Er hockte sich in den Schatten neben der Horus -Bordwand und nippte am warmen Kräutersud. Der Strand war bis auf Treibholzstücke und Riemen leer.
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