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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Wrack abholen, wenn es hoch und trocken lag. Als sich Karidon zu Ptah und den Männern der Nachtwolke und der Schwinge des Falken setzte, brachte Korima Schalen mit heißer Suppe. Als sie Ptah bediente, streifte ihre volle Brust seinen Arm. Er lächelte ihr zu; in seinen Wangen zeigten sich die Grübchen. Karidon bestellte für die Männer am Langtisch zwei Krüge Wein. In Arni kelterte man schweren, dunkelroten Wein, der nach Pinienharz roch.
    Von den Händlern, deren Karawanen auf uralten Straßen durch das Land zogen, erfuhren die Kapitäne in den Häfen ebenso viele Neuigkeiten wie von anderen Schiffseignern: Ptah und Karidon, die Jüngsten der lärmenden Runde, hörten schweigend zu. Im Land am Hapi stritten sich zwei Dutzend kleine Fürsten der Gaue untereinander; davon wussten Ptah und Karidon mehr als jeder Kapitän.
    Im Land Wawat und in Kush, woher Elfenbein, Gold, schwarzhäutige Sklaven und die prächtigen Federn der Laufvögel kamen, hatten Steuereintreiber der Rômet nichts mehr zu sagen. Kupfer und Nechoschet-Metall aus Alashia waren in diesen Tagen zu teuer. Die Frage, wer das Hapiland regieren würde, hatte die Märkte erreicht, machte Händler unsicher und verdarb die Preise. Seit zwei Jahren hörte man nichts vom reichen Safiq und seiner Goldenen Tümmler; hatte er sich zur Ruhe gesetzt? Oder war er im Sturm geblieben? Sklaven aus Gutium und dem Südosten Ashkalons waren billig zu bekommen; Hellhäutige und junge Nomadinnen mit weißen Zähnen.
    Keftiweine sollten jetzt gekauft werden: die Keller waren übervoll. Ptah stieß Karidon an und sagte leise:
    »Wir wollten nach Alashia. Meinst du, Jehoumilq hat noch immer dasselbe Ziel, wenn die Horus wieder schwimmt?«
    »Ich weiß es nicht.« Karidon versuchte, die Neuigkeiten richtig einzuschätzen. Er dachte an Silber und Tauschwaren, die es kosten würde, bis die Mannschaft nach der Fahrt von Arni nach Alashia, von dort nach Gubla und Uschu in Men-nefers Flusshafen wieder den Ankerstein warf. Er hob die Schultern und seufzte. »Ich weiß es wirklich nicht. Es wird für uns das Beste sein, mit der Horus zum Hapi zu segeln. Freund Netji – wenn der junge Chakaura die Krone beider Länder trägt, hat er vielleicht eine Aufgabe für uns, die Gold in die Schiffstruhe bringt.«
    Haby und Kirf Darka hatten zugehört. Korima brachte warmes, gesäuertes Brot, Schüsseln voll Fisch, Fleisch und Gemüse, in Öl gesotten, geraspelten keftischen Käse, eine Marinade aus saurem Wein, Öl und einem Dutzend feingehackter Kräuter und rieb ihre Hüfte an Ptahs Schulter. Seine Hand lag kurz an ihrem Knie und glitt über die Schenkel, am Rücken hinauf, bevor sie in die Küche zurückhastete.
    »Du scheinst den jungen Herrscher zu kennen, Karidon?« Kirf Darka schenkte seinen Becher voll. Karidon nickte zögernd und schaufelte mit der Dolchspitze Fleischbrocken auf einen halben Brotfladen.
    »Ich kenn ihn kaum. Obwohl ich ihm das Leben gerettet hab. Eine ganz seltsame Geschichte.«
    »Erzähl sie.« Ptah-Netjerimaat blickte von einem Gesicht zum anderen; er lächelte halb selbstbewusst, halb nachdenklich. »Es ist eine gute Geschichte.«
    Karidon biss in das fetttriefende Brot und kaute, spülte die stark gewürzte Köstlichkeit mit Wein herunter und zuckte mit den Schultern.
    »Meinetwegen«, sagte er undeutlich. »Also. Ihr wisst vielleicht, dass der Hapi gerade jetzt, im Paophi, das Land mit Schlamm überflutet. Das Schlammwasser, von dem das ganze Land lebt, fließt mit Gefälle durch einen Nebenarm in eine sumpfige Oase, das Scha-Resi-Land. Wenn das Wasser überall fällt, würde es wieder in den Hapi zurückrinnen, und der Oase fehlte es. Man weidet dort Rinder und baut Getreide an. Großvater und Vater des Jungen, der damals Senwosret gerufen wurde, haben Dämme und Kanäle gebaut und Holz von Zedern und Tannen aus Gubla für eine Menge Schleusen geholt.« Er nahm einen Schluck. »Vor drei Jahren war ich dabei, wie Senwosret, gerade sechzehn Jahre, und der Hofstaat bei den Schleusen standen, mit Baumeistern und vielen Arbeitern. Er ging zu nahe an eine frisch aufgeschüttete Böschung heran, ist ausgerutscht und ins Kanalwasser hinuntergefallen, und eine Masse Sand und Lehmziegelbrei haben ihn unter Wasser gedrückt.«
    Er sah sich um; die Kapitäne und Steuermänner hatten zu essen aufgehört und stützten die Ellbogen auf den Tisch. Karidon winkte ab und sagte: »Nur wenige Rômet können schwimmen. Ich bin gesprungen, hab getaucht und hab ihn aus dem

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