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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Lichter erschienen in den Türen der Häuser.
    Mlaisso hatte mit jeder Hand zwei Henkel gepackt. »Ich kenn ihn ja lange genug, unseren Alten. Immer wieder verblüfft er mich. Sieh ihn dir an: er tut, als gehöre ihm die andere Hälfte von dem Kaff hier.«
    »Die eine Hälfte gehört jedenfalls Pachos. Ihm gehorcht ganz Arni. Wenn er Jehoumilq helfen will, gibt's für uns weniger Schwierigkeiten. Ich kenn den Käpten besser; gleich wird er den Herrscher der Ziegen und Weinberge um den Finger gewickelt haben.«
    »Mit billigem Henket und seiner wohlfeilen Gubla-Liebenswürdigkeit.« Mlaisso lachte laut und stellte die Krüge auf dem Steg ab. Einige Arbeiter zündeten Fackeln an und steckten sie in den Sand. Jehoumilq blickte in die Wolkengebirge und drehte sich zu Karidon herum.
    »Das wertvolle Leinen von Men-nefer« – er zupfte an den Resten seines Schurzes und hob die Faust – »ist nass, voll verdammtem Seewasser. Hol's her, Kari. Die Sklavinnen im Palast von Herrn Pachos waschen es, bevor der Stoff verdirbt, und sie bleichen's auch in der Sonne. Er und seine Steinmetze nehmen die Ballen mit, nach dem Umtrunk. Habt ihr etwa nicht gewusst, dass Fürst Pachos weiter oben in den Hügeln Bronze schmilzt und gern mit uns ins Geschäft kommen will? Mit uns, den Bronzehändlern der Rômet?«
    »Ich hab's gesehen und in der Schenke gehört«, sagte Karidon. Jehoumilq lächelte breit, legte Pachos die Hand auf den Oberarm und schüttelte das Handgelenk des Arniers. Karidons Blick fiel auf den feinen Wollwebstoff von Pachos' knielangem Hemd; ebenso wie der weiße Ledergürtel waren die Säume mit Weißgoldstickerei verziert.
    »Helft mir, Mlaisso, Ptah. Kommt.« Karidon blickte zum Steg. Die Schiffsmannschaften und ein Teil der Arnier tranken Bier aus den Krügen. Hesqemari stolperte, eine Öllampe in der Hand, die Flamme abschirmend, auf die Schwinge zu. Beim Licht der Funzel hoben Karidon und Mlaisso drei Dutzend stinkende Ballen aus dem Bugraum und trugen sie dorthin, wo sich neben dem Kieselpflaster dunkelgraue Bretter aus dem Sand wölbten.
    Die Gaststube war ebenso überfüllt wie der Vorraum unter dem Dach. Aus den Nachbarhäusern waren Tische und Schemel gebracht worden. Ein halbes Hundert Männer tranken, redeten und aßen. Masû und seine Mägde hasteten schwitzend durch das Gedränge. Das gestrandete Dutzend der Horus kam durch den Hintereingang; selbst Korima erkannte sie kaum wieder. Karidon, Mlaisso und Hesqemari dufteten nach Mesdemet-Schminke, Surwa-Balsam und Zedernöl aus Uschu. Jehoumilq setzte sich neben Pachos und hob die ringgeschmückten Hände. Vor dem Eingang des Hauses gegenüber blies ein junger Mann auf der Hirtenflöte, ein anderer zupfte wenig klangvoll die Harfensaiten. Karidon fand einen Platz an der Außenmauer zwischen Mlaisso und Ptah-Netjerimaat. Der Rômet vollführte gezierte Bewegungen mit den Fingern; sie sagten Karidon, dass sich der Freund wohlfühlte in der Erwartung geselligen Essens und angenehmer Betätigung zwischen Nacht und Morgen.
    Ptah hob ein schalenförmiges Tongefäß mit breitem Fuß. »Dein Ziehvater erstickt sie alle in Honig, Quark und Versprechungen«, sagte er leise und grinste. »Was werden wir tun, wenn dieser Großvater aller Schlitzohren einst nicht mehr bei uns ist? Die Arnier werden sich noch in zehn Jahren an ihn erinnern, und die Kapitäne sind von seiner Großzügigkeit überwältigt. Hat er eine Goldader gefunden?«
    »Trink deinen Keftiwein und denk nach, Netji«, sagte Karidon, hob den Kopf und blickte in das strahlende Gesicht Korimas. Sie hatte nur Augen für Ptah und stellte gefüllte Näpfe und Schüsseln auf das elfenbeinfarbene Leinen. »Jehou rechnet schärfer als jeder andere. Was er heute ausgibt, spart er zweimal in den nächsten Tagen.«
    »So macht er's immer.« Mlaisso steckte den Zeigefinger ins Nasenloch. Mit dem Daumen drückte er die schimmernde Perle am Nasenflügel fester gegen den goldenen Stift. »Wahrscheinlich bespricht er mit den Kapitänen von Alashia undurchsichtige Geschäfte. Bei Wawats Sandgeistern – schließlich haben wir alle etwas davon.«
    Karidon unterdrückte ein Gähnen. Die Mannschaften hatten drei lange Stunden rudern müssen. Wind vom Land und Ostwind waren gestern so launisch gewesen wie heute. Es war unerträglich schwül: vom Meer zog fahler Nebel, vom Mondlicht molkig durchstrahlt, zur Ebene. Karidon aß schweigend und hörte Fetzen der Unterhaltung mit, die Jehoumilq führte. Das Trillern der

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