Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
habe ich in dein Inneres sehen können. Nun weiß ich etwas mehr von dir; dass du Einzelheiten richtig deutest, die andere Männer vielleicht nur sehen, ist für mich gewiss.« Tama-Hathor-Merit ließ die Katze, die sie auf ihrem Schoss gestreichelt hatte, zu Boden springen und reichte ihm eine Schale. »Mehr brauch ich dir nicht zu sagen, Liebster.«
    Er nickte, trank einen Schluck Wein und stellte die Schale ab. Tama-Hathor-Merit löste den Halsschmuck und streifte das Kleid ab. Sie lehnte sich schwer gegen Karidon und sah in seine Augen. Sie flüsterte, ihre Zunge spielte an seinem Ohr. »Alles ist gesagt. Wir müssen nicht mehr über Kush und die Nehesi sprechen. Warum küsst du mich nicht?«
    Die dünnen Schleier waren zur Seite gezogen, die Ölflammen und die Barke des Mondes spiegelten sich im Wasser und wurden vom Windhauch zu Glitzerpünktchen zerstreut. Tama-Hathor-Merit löste die Arme von Karidons Schultern, drehte sich um und nahm das Leinenröllchen aus der Scheide. Ein Geruch nach Honig und säuerlichen Akazienspitzen mischte sich mit dem Duft des Schweißes auf Balsamhaut. Tamahat setzte sich auf Karidons Knie und murmelte:
    »Ich hasse die Gedanken an mein leeres Lager, Liebster. Euer Schiff ist schon beladen im Jotru. Noch fünf Nächte. Wie lange werdet ihr jenseits der schäumenden Fälle bleiben?«
    »Ptah und Nachtmin sagen: vier, fünf Monde.« Einige Stufen aus kühlem Kalkstein führten von Hathor-Merits Schlafraum und der winzigen Terrasse hinunter zum Teich. Sternenlicht brach sich an den Blättern der blauen Wasserrosen. Durch die Luft sirrten Mücken. Hathor seufzte und zog Karidons Kopf an ihre Brüste.
    »Denkst du noch immer, Kari, dass du deine Leidenschaft widerstrebend der Laune der Prinzessin opferst?«
    Karidon zog den Kopf aus der weichen Umklammerung und lachte leise.
    »Nein, Tamahat. Selbst wenn es so wäre – es gefiele mir. Du spürst es; ich bin ganz sicher. Wir kommen zurück, schwarzgebrannt, wahrscheinlich mager wie Schakale. Dann ist es wieder so wie jetzt. Ich werde Boten mit Briefen schicken, stets mehrere Läufer mit Abschriften, damit du erfährst, was im Süden geschieht.«
    »Ich warte auf deine Nachrichten. Noch mehr warte ich auf dich.« Sie küsste ihn gierig. Ihre Zunge war wie eine Schlange zwischen seinen Lippen, Fingernägel ritzten die Schulter und bohrten sich in den Nacken. »Du wirst der beste Späher in Kush sein. Bis euch Shemer Chakaura woanders hinschickt.«
    »Eure Boten, Späher und Lauscher sind überall und laufen schnell.« Er zeichnete mit der Fingerkuppe die Linien ihres Gesichts nach. »Wenn sie Ikhernofret berichten, dass wir zurückkommen, kannst du mich mit der Barke abholen.«
    »Vielleicht tu ich's sogar«, flüsterte sie und nickte lächelnd, glitt von seinem Schoß und nahm seine Hände. Der Verschluss der Kette aus winzigen goldenen Leopardenköpfen um ihre Hüften ritzte Karidons Schenkel. »Komm, Kari. Unsere Körper glühen, ich verbrenne.«
    Sie waren allein und nackt; er folgte ihr die Stufen hinunter und glitt hinter ihr ins kühle Wasser des Teiches, fühlte Sand zwischen den Zehen und tauchte mit ihr unter und auf, streifte Wasser aus dem Haar. Sie atmeten tief, schwankten ein wenig, ruderten mit den Händen und schoben Lotosblüten und Wasserrosen zur Seite. Als sich ihre Hände berührten, hielten sie einander fest und sahen sich in die Augen. Hathor-Merit flüsterte:
    »Deine Augen, Kari, sie glühen, leuchten wie ... Lapislazuli. Brauch ich denn andere Spiegel?« Sie strich ihr nasses Haar aus dem Gesicht und zuckte mit den Schultern. »So tief wollte ich nicht in deine Gedanken eintauchen, Karidon: kann es sein, dass du der mächtige Mann meines Lebens sein wirst, der Einzige?«
    »Deine Augen, Tamahat«, flüsterte er und hielt sie an den Hüften. »Gepardenaugen hast du, Gepardin, die meine Traumgazellen reißt. Es kann so sein, wie du sagst, aber niemand weiß es. Du kennst viele meiner Gedanken; die Erzählung aus Alashia war nicht erfunden.« Er nahm sie auf seine Arme, stieg aus dem Becken und trug sie zum Lager.
    Triefend bettete er sie auf die Tücher und tupfte die perlenden Tropfen von ihrer Haut, beugte sich über sie und drang stöhnend in ihren Schoß ein.
    Das Gelbweiß der Sonnenstrahlen jenseits der östlichen Dünen weckte ihn wie jeden Morgen an Hathor-Merits Seite. Als er durchs feuchte Gras des Gartens ging, drehte er sich um; er war sicher, mittlerweile eine Spur hinterlassen zu haben. Er blieb

Weitere Kostenlose Bücher