Der Bronzehändler
Goldhorus auch an den ersten Amenemhet, der im Palast ermordet wurde. Chakaura hat viel gegen ein solches Ende schon im Jahr Eins oder Zwei.«
»Weißt du, was mit unserem Schiff geschieht?«
»Ist kanalabwärts aufs Land gezogen worden. Man setzt es instand. Ein größeres Segel kriegt ihr auch. Daneben stapeln sich Waren für Kish: Salz, Handwerkszeug, schöner Schmuck, Heilsalben, prächtige Schalen und Becher, anderer Tand; Knochennadeln, Stoffe und all das, was die Nehesi brauchen, weil sie ständig ihre Herden von Brunnen zu Brunnen treiben.«
»Waffen?« Karidon hob die Brauen und strich über seinen Nasenrücken. Nachtmin deutete mit den Zeigefingern an seine Schläfen. »Beste Waffen für die Ruderer-Soldaten und für euch. Für die im elenden Kush, die ›vom Horizonts nur Kupfermesser. Wenn wir unserem Goldhorus nicht helfen, können wir nach Kefti auswandern. Ihr seht also«, seine Stimme sank, »dass wir Tropfen in einer Wasseruhr sind. Sie rinnt, solange Chakaura lebt. Eure Aufgabe ist in Wirklichkeit viel größer, als ihr denkt.«
Er trank einen Schluck Henket, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Unter der Perücke aus Haar und schwarzem Leder tropfte Schweiß auf die Schulter und die breiten Gurte.
»Darauf sind wir schon ganz von selbst gekommen, Oberkrieger«, sagte Jehoumilq. »Also werden sich Speere und Kriegskeulen deiner Soldaten, während du einen Gau nach dem anderen befriedest, ins Unermessliche vermehren?«
»So sagen es der Goldhorus und Tatji Ikhernofret.« Nachtmin strahlte den Kapitän an. »Es sind nicht mehr als dreizehn abtrünnige Gaue. Wenn wieder Ruhe herrscht im Land, haben wir Tausende und Abertausende gut ausgebildeter und gehorsamer Arbeiter, sagt Ikhernofret.«
»Ihr jungen Stiere. Geparde und Falken!« Jehoumilq tat, als schleppe er sich kraftlos zur Liege, und brachte das Geflecht zum Knarren. »Ihr denkt, das geht alles in einem Jahr, wie? Lasst euch von einem alten Mann sagen: es geht nicht. Es dauert, Freunde! Was der alte Chakaura-Goldhorus hat verwildern lassen, traurige dreißig Jahre lang, wird der junge Chakaura-Goldhorus nicht mit ein paar Befehlen ändern. Vielleicht mit deiner, Ikhernofrets und unserer Hilfe schafft er's in ein paar lausigen Jahren.«
Er blinzelte in den Garten hinaus und sah zu, wie ein Pavian, von Fliegenschwärmen umsummt, an einem Palmenstamm hinaufkletterte. »Nach allem, was ich seit dem Anlegen in Men-nefer gehört, erfahren und gelesen habe – selbst ich merke, dass ihr an eine neue Zeit glaubt; es gibt hundert Zeichen dafür. Ihr sagt: das Land der Rômet ist ewig. Mag sein, meinetwegen. Legt man die Elle der Ewigkeit an, ist ein Jahr nur ein Wüsten-Sandkorn.«
Er krümmte die Finger und betrachtete die Steine in den wuchtigen Ringen. Das schwarzgraue Haargekräusel seiner Brust sträubte sich. Sokar-Nachtmin verbeugte sich und sagte mit veränderter Stimme: »Mein Vater Jehoumilq, Freund meines Freundes: Du hast völlig recht. Wir Jungen haben noch die Kraft; also rennen und kämpfen wir. Ein großartiger Anfang ist gemacht. Wenn wir älter und so reif wie du geworden sind, werden wir im Schatten der Palmen, die wir heute pflanzen, gemessen schreiten und uns an der Waage der Maat erfreuen.«
»Beim Apisstier!« Mlaisso fletschte die Zähne. »Die Fähigkeit, lange und kluge Sätze zu sprechen, haben die Götter selbst dir verliehen, Kriegskeulen-Rôme!«
»Dummer Nehesi.« Sokar-Nachtmin lachte laut. »Noch können wir scherzen. Wart nur, bis du im Sand zwischen Suenet und der Festung Iken verdurstest und verschrumpelst!«
»Keine Sorge, Knochenbrecher. Ich finde die Brunnen!«
»Hoffentlich. Wir werden uns nicht mehr sehen, bevor ihr von den Hapischnellen zurück seid. Lebt wohl. Seid vorsichtig! Haltet eure Augen offen. Kommt gesund zurück!«
Sokar-Nachtmin schüttelte lange und mit harten Griffen Karidons, Jehoumilqs und Mlaissos Handgelenke. Er hob den Arm. »Grüßt Holx-Amr und Ptah-Netjerimaat. Ich gehe, um den Stolz der Kleinen Könige zu brechen.«
Karidon begleitete ihn bis zum Palastgarten. Die Soldaten hoben ihre fast mannsgroßen Schilde; zwischen ihnen lief Nachtmin in schlenkerndem Trab im Schatten der Tamarisken zu den Quartieren hinüber; die breiten Rückenmuskeln wölbten sich und zeigten seine innere Gespanntheit.
Zwei Stunden danach glitt Ti-Senbi, Mlaissos junge Gefährtin, in die Wohnhalle. Waffen und Muster der Handelswaren waren entlang der Wände aufgestellt oder hingen an hölzernen
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