Der Bronzehändler
brüllende Gelächter hinein sagte Karidon, dem Lachtränen aus den Augen liefen:
»Friedhöfe sind voller Ungeziefer.« Er setzte sich neben Jehoumilq in den Schatten. »Weil die Mächtigen Männer der Horus gerade so fröhlich zusammensitzen: ich hab eine bedenkenswerte Geschichte zu erzählen. Könnt ihr euer Gekicher und Gegröle kurz unterbrechen?«
»Der Sperber klagt in klammen Nöten«, rief Ptah und kicherte, »die Sacklaus biss in seine Klöten!«
»Wieder Gerüchte aus dem Palast?«, sagte Jehoumilq, nachdem sich das Gelächter gelegt hatte.
»Ein großherziges Angebot aus dem Palast. Die zweite dringende Bitte Chakauras.«
»Cabul! Abgelehnt, wenn sie etwas mit Sand und Hitze zu tun hat.«
»Mit gutem Segeln und Rudern«, sagte Karidon. »Und mit einer besonderen Art von Kupferhandel.« »Los. Erzähl. Was will er?«
Jehoumilq spielte mit der Goldkette. Karidon berichtete, worum ihn Chakaura gebeten hatte. Amenirdis-Khenso hörte schweigend zu. Karidon hob die Hand und sagte leise:
»Ich würde es tun. So lernen wir neue Küsten und Häfen kennen. Später hätten wir, wenn der gewohnte Handel nichts bringt, leichte Aufgaben: Kupfer und Edelsteine ohne Gefahren zwischen den Asmach-Gruben und Men-nefer befördern.«
Jehoumilq schwieg lange und deutete mit dem Becher auf Karidon und Ptah-Netjerimaat. »Wenn Chakaura uns das überaus teure Schiff schenkt, ist es für mehr als sieben Monde bei Sackwanzen in Kush eine ungerechte Sache. Das Schiff für die Fahrt zu den Kupferbergwerken: ja. Rechne aus, Kari, was wir in sieben Monden mit Bronzehandel verdient hätten. Die morsche Horus geben wir ihm gern zurück. Wer sind wir, dass wir dem Goldhorus solch selbstlose Geschenke machen könnten?«
»Arme, verwöhnte Händler«, murmelte Mlaisso. »Was sagst du, Lenker des lecken Schiffes?«
»Ausnahmsweise bin ich mit dem Dicken aus Gubla einer Meinung«, sagte Holx-Amr. »Gold oder gute Handelsware für Wawat, das neue Schiff dafür, dass er das leidgeprüfte Dutzend wieder als Späher und Lauscher ausnutzt.«
»Wie viel das sein wird, lässt sich ausrechnen. Machst du das, Ptah?«, sagte Jehoumilq. Ptah nickte und streichelte Khensos Arm. Ti-Senbi nähte schweigend weiter.
Karidon versuchte die Summe in Golddeben auszurechnen und gab es auf. »Ich werde mit Chakaura sprechen müssen. Er entscheidet; in den nächsten Jahren wird es schwierig sein, dass ein einfacher Bronzehändler zu ihm vordringt.«
»Vielleicht legt deine Prinzessin für uns ein paar gute Worte ein?« Jehoumilq blinzelte. Karidon griff nach dem Krug.
»Vielleicht. Ich werde sie darum bitten.«
»Tu das.« Ptah wischte Schweiß von der Stirn. Ti-Senbi zuckte zusammen, betrachtete nachdenklich den Blutstropfen auf der Fingerkuppe, steckte den Finger zwischen die Lippen und schnitt den Faden ab.
Jehoumilq und Karidon versuchten eine Ladeliste zu schreiben, hauptsächlich Waren, die im Umkreis der Retenu-Kupfergruben wahrscheinlich dringend gebraucht wurden.
Sokar-Nachtmin und Userhet ließen sich entlang der Flutmarkierungen durch die warme braune Flut rudern und brachten, jeweils für ein paar Tage, Karidon, Ptah und Amenirdis-Khenso ins Gästehaus zurück. Itch-Taui füllte sich mit Menschen, lange Arbeitskolonnen bauten an den mächtigen Totenbauwerken, und gelegentlich sah man Lastschiffe voll steinerner Bauteile, große Hapisegler, von Paddlern in Schilfbooten zum Mu-Wer-See gezogen, hinter Palmenhainen, Weidengebüsch und Riedstreifen verschwinden.
Eines Nachmittags, Mitte des Paophi, berührte ein Diener Karidons Schulter. »Neb Karidon. Ein Bote aus dem Palast.«
»Danke.« In der dämmerigen Kühle des Gästehauses zog sich Karidon an, schlüpfte in die Sandalen und befestigte das Kopftuch. In der Eingangshalle klapperten zwei Posten mit den Figuren des Mehen-Spiels. Der Bote verbeugte sich.
»Du sollst, Neb Karidon, zur Nebit Tama-Hathor-Merit kommen. Sie genießt, mit hohen Gästen, den Schatten des Gartens.«
»Gehen wir.«
Entlang einer Mauer, wo Künstler auf Gerüsten in einem Gitternetz aus rötlichen Linien Schriftzeichen und Figuren zeichneten, zwischen knarrenden Palmenwipfeln, folgte Karidon dem Boten bis zur Tür in einen Innenhof. Der Diener öffnete sie und verbeugte sich. Tama-Hathor-Merit, Chakaura, Ikhernofret und eine Dienerin standen und saßen neben der Umfassung des Seerosenteiches. Chakaura machte eine zeremonielle Geste. Er lächelte kaum wahrnehmbar; im harten Licht sah Karidon die Falten
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