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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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»Changez, ich -«
    »Seit ich Tante Jeeta von dem neuen Trend überzeugt habe, verkauft sie ziemlich gute Lebensmittel.« Er hob die Stimme. »Sie ist altmodisch, aber ich beschreib ihr die neuesten Entwicklungen auf dem Markt, von denen ich in Zeitschriften gelesen habe. Sie ist völlig begeistert von meinen Ratschlägen. Sie geht mit der frechen kleinen Leila im Park spazieren, während ich ihr den Laden neu einrichte!« Er schrie jetzt beinahe. »Ich hab sogar Spiegel gegen Ladendiebstähle aufhängen lassen.«
    »Ausgezeichnet, Changez. Aber bitte, schrei nicht so. Mein Vater wäre stolz auf dich. Du bist -«
    Ich hörte Schritte und dann Jamila, die sagte: »Was machst du denn?«
    »Mein Herz klopft«, sagte er. »Ich will dir einen Gutenachtkuß geben.«
    »Okay.«
    Es folgte ein Schmatzen, dann ein selbstgefälliges »Gute Nacht, Changez. Und vielen Dank, daß du heute auf Leila aufgepaßt hast.«
    »Küß mich, Jamila. Küß mich auf die Lippen.«
    »Changez, bitte -« Ich konnte die Anwesenheit seines massigen Körpers im Zimmer beinahe spüren. Es war wie in einem Hörspiel. Versuchte er, sie zu umarmen? Wehrte sie ihn ab? Sollte ich mich einmischen? »Bitte, Changez, genug geküßt. Vielleicht solltest du dich mal wieder mit Shinko verabreden.«
    Changez keuchte. Ich sah ihn vor mir mit hechelnder Zunge; ein solch frontaler Angriff ging einfach über seine Kraft. »Karim hat mich ganz durcheinandergebracht, Jammie. Ich muß dir das erklären. Dieser teuflische, kleine Arschficker-« »Was hat er gesagt?« fragte Jamila lachend. »Der hat selber ganz schöne Probleme, das wissen doch alle. Aber er ist ein lieber Junge, mit seinen kleinen Grabschhändchen und seinen flatternden Augenlidern, die ständig in Bewegung sind -«
    »Er hat ungeheure persönliche Probleme, das sehe ich auch so. Außerdem glaube ich langsam, daß er total pervers ist, allein schon, wie er mich immer an sich drückt. Letztens hab ich ihn gefragt, ob er mich vielleicht für eine Apfelsine hält. Ich sagte -«
    »Changez, es ist schon spät und -«
    »Ja, ich weiß, aber Karim hat vorhin ausnahmsweise mal was Wichtiges gesagt.«
    »Wirklich? Was denn?«
    Changez wollte unbedingt sagen, was ihn so bedrückte, aber er schwieg einige Sekunden und hielt den Atem an, weil er sich nicht sicher war, ob er nicht vielleicht doch einen Fehler machte. Jamila wartete.
    »Er sagte, du wärst eine Lesbe, Jamila. Ich dacht, ich trau meinen Ohren nicht. Blödsinn, du Spinner, hab ich ihm gesagt. Ich hätte ihn vom Erdball fegen können, so weit war ich. Meine Frau doch nicht. Oder?«
    Jamila seufzte. »Müssen wir uns unbedingt jetzt darüber unterhalten?«
    »Aber zwischen Joanna und dir, das ist doch was anderes?« »Zur Zeit sind Joanna und ich sehr enge Freundinnen - wir mögen uns sehr gern.«
    »Ihr mögt euch?«
    »Ich habe schon lange niemanden mehr so gern gehabt wie Joanna. Du weißt doch, wie das ist - man trifft sich und man will Zusammensein, will den anderen wirklich kennenlernen. Vielleicht nennt man das Leidenschaft, jedenfalls ist es fantastisch. Und so fühle ich mich auch, Changez. Es tut mir leid, wenn -«
    Er schrie: »Was zum Teufel stimmt denn mit deinem einzigen Ehemann nicht, daß du pervers werden mußt? Bin ich denn der letzte normale Mensch in England?«
    »Mach keine Szene. Bitte. Ich bin so müde. Und ich bin endlich glücklich. Versuch es zu verstehen, Blase.«
    »Und ihr hier im Haus, ihr ach so tollen Typen, ihr redet ständig von Vorurteilen. Vorurteile gegen diesen Juden und jenes schwarze Gangsterarschloch, gegen diesen Paki und jene arme Frau, und so weiter und so fort.«
    »Changez, du wirst ausfallend, das ist -«
    »Aber was ist mit den Arschlöchern, die auch noch häßlich sind? Was ist mit uns? Was ist mit unserem Recht, geküßt zu werden?«
    »Du wirst geküßt, Changez.«
    »Nur nachdem ich meine Pfund Sterling dafür bezahlt habe!«
    »Bitte, laß uns ins Bett gehen. Es gibt genug Menschen, die dich küssen würden. Ich allerdings nicht. Ich nicht. Schließlich bist du mir von meinem Vater einfach aufgehalst worden.«
    »Ich weiß, ich bin unerwünscht.«
    »Aber in deinem Inneren bist du nicht häßlich, Changez, wenn dir dieses Kompliment ein Trost ist.«
    Er hörte nur mit halbem Ohr zu; und er war noch lange nicht fertig.
    »Weiß ich auch, von innen seh ich aus wie Shashi Kapoor«, sagte er und schlug sich mit der Hand aufs Knie. »Aber manche Menschen haben wirklich häßliche Schweinsgesichter,

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